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30 Jahre nach der Wende: Deutschland – Eine Erfolgsgeschichte?

30 Jahre nach der Wende
30 Jahre nach der Wende

Es ist noch gar nicht lange her, als das Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung eine neue Studie über den aktuellen Stand der deutschen Wiedervereinigung präsentierte. Politiker und Institutsmitglieder sind sich einig, dass die deutsche Wiedervereinigung geglückt ist.

Ein Resümee nach der 30-jährigen Wiedervereinigung

Institutschefin Catherina Hintz bezeichnet die Wiedervereinigung als Erfolgsgeschichte. An diesen Standpunkt knüpft Marco Wanderwitz von der CDU als Ostbeauftragter der Bundesregierung an. Seiner Meinung nach sei „das Fundament der Einheit so stark“, dass auf dieser Grundlage aufgebaut werden kann.

Dennoch bestehen insbesondere bei Einkommens- und Wirtschaftsfragen noch immer eklatante Unterschiede.

Anlässlich des 30. Jahrestags am 3. Oktober 2020 nahm die Studie insgesamt 30 Aspekte des Lebens in Ost- und Westdeutschland unter die Lupe. Nachfolgender Auszug vermittelt spannende Einblicke.

Die Entwicklung der Bevölkerung

Der Blick auf die Entwicklung der Einwohnerzahl in ostdeutschen Flächenländern beweist, dass seit der deutschen Einheit ungefähr 2,2 Millionen Menschen weniger in Ostdeutschland leben. Im gleichen Zeitraum erlebten die alten Bundesländer einen Zuwachs von 5,4 Millionen Menschen.

Das bedeutet wiederum, dass sich Ost und West in puncto Bevölkerung in unterschiedliche Richtungen bewegen. In den neuen Bundesländern sowie im Saarland lebten im Jahre 2019 weniger Menschen als 1991. Am deutlichsten ist diese Tendenz in Sachsen-Anhalt erkennbar. Diese Region hat nahezu jeden vierten Bewohner eingebüßt.

Die Entwicklung des Einkommens

Durchschnittlich verdienen Ostdeutsche noch immer 14 Prozent weniger Einkommen als Westdeutsche. Das führt dazu, dass zwischen Rügen und dem Erzgebirge gelegene Haushalte bis heute nur die Hälfte des Guthabens angespart haben, auf das Haushalte zwischen Sylt und dem Alpenrand heute zurückgreifen können. Ein besonders starkes Einkommensgefälle kristallisiert sich allerdings zwischen wirtschaftlich starken Gebieten und den Regionen heraus, die von einem harten Strukturwandel dominiert werden.
Zur Jahrtausendwende befanden sich einkommensschwächste Areale ausschließlich in Ostdeutschland. Mittlerweile sind Bewohner der Ruhrgebietsstädte Duisburg sowie Gelsenkirchen am stärksten von niedrigem Jahreseinkommen betroffen.

Entwicklung des Einkommens
Durchschnittlich verdienen Ostdeutsche noch immer 14 Prozent weniger Einkommen als Westdeutsche

Die Entwicklung der Zufriedenheit

Am zufriedensten waren die Menschen aus Ost und West im Jahr 2019. Nichtsdestotrotz geben vier von insgesamt zehn Deutschen an, sie hätten das Gefühl, nur Bürger zweiter Klasse zu sein.

Die Entwicklung des religiösen Glaubens

Gehörten in der DDR insgesamt 37 Prozent aller Ostdeutschen an, Mitglied einer großen Kirche zu sein, hat sich dieser Anteil bis 2018 auf 21 Prozent minimiert. In Westdeutschland vollzog sich ein ähnlicher Prozess der Säkularisierung. Im Jahr 1987 gehörten 85 Prozent aller Menschen der Kirche an. Mittlerweile ist der Anteil auf 61 Prozent gesunken.

Technische Fortschritte wie der Geschirrspüler

Im Jahr 1993 besaßen durchschnittlich nur drei von 100 Haushalten in Ostdeutschland einen Geschirrspüler. Zum gleichen Zeitpunkt lag der Anteil in Westdeutschland schon bei 38 Prozent. Mittlerweile hat das Gerät bereits in zwei Dritteln aller ostdeutschen Haushalte Einzug gehalten. In westdeutschen Küchen bedienen sich 75 Prozent aller Menschen der Vorzüge des Geräts.

Im Gegensatz dazu findet der Wäschetrockner in Ostdeutschland wesentlich weniger Anklang. Nur ein Viertel aller ostdeutschen Haushalte besitzt einen Wäschetrockner. In Westdeutschland gehören Wäschetrockner in jedem zweiten Haushalt zum Inventar dazu.

Die Entwicklung von berufstätigen Frauen

Anfang der 1990er Jahre waren in Westdeutschland nur 50 Prozent aller Frauen berufstätig.
Mittlerweile hat sich der Anteil bundesweit auf knapp 72 Prozent erhöht. Der Osten galt als Vorbild. Daran schloss sich Westdeutschland an. Bundesweit gibt es nur 23 von 401 Kreisen, in denen Frauen mehr als Männer verdienen. All diese Kreise sind in Ostdeutschland gelegen.

Geburtenentwicklung - 30 Jahre nach der Wende
Die Anzahl an Neugeborenen verdeutlicht, dass keine deutlichen Unterschiede mehr zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen

Geburtenentwicklung

Die Anzahl an Neugeborenen verdeutlicht, dass keine deutlichen Unterschiede mehr zwischen Ost- und Westdeutschland bestehen. Die Geburtenrate betrug im Jahr 2019 durchschnittlich 1,54 Kinder. In den alten Bundesländern belief sich die Quote auf exakt 1,4. In der DDR stieg die Geburtenrate im Jahr 1980 auf 1,94. Nach dem Mauerfall reduzierte sich die Geburtenziffer in Ostdeutschland auf einen dramatischen Wert von 0,8.
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Entwicklung der Lebenserwartung

Seit Mitte der 2000er Jahre gilt für zwischen Zittau und Aachen geborene Mädchen eine durchschnittliche Lebenserwartung von 83 Jahren. Für westdeutsche Jungen ist die Lebenserwartung um 1,3 Lebensjahre höher als für Männer aus Ostdeutschland.

Diese Differenzen kommen durch soziale Ungleichheit zustande. Die längste Lebenserwartung für Frauen mit 84 Jahren sowie Männern mit 80 Jahren haben die Einwohner Baden-Württembergs. Am geringsten ist die Lebenserwartung für Frauen mit 82 Jahren im Saarland sowie für Männer 76 Jahren in Sachsen-Anhalt.