Streitthema Frauenanteil – Auch in der Politik sind Frauen in der Unterzahl
Hierzulande gibt es viel weniger Politikerinnen als Politiker. Diese Statistik trifft auf den Bundes- und Landestag zu. In Landkreisen und Städten macht sich diese Entwicklung ebenfalls bemerkbar – und ist hier sogar noch deutlicher als im Bundestag.
In keinem Landkreis regieren mehr Frauen als Männer
Daten des Gleichstellungsatlas des Bundesfamilienministeriums zeigen auf, dass in keinem aller 401 deutschen Landkreise sowie kreisfreien Städte die Hälfte aller Abgeordneten Frauen sind. In allen Kreistagen sind Frauen in der Minderheit. Demzufolge werden alle grundlegenden Entscheidungen für das Leben vor Ort überwiegend von Männern getroffen.
Eine gute Lösung sind Paritätsgesetze, denen zufolge Frauen und Männer zu gleichen Anteilen auf Kandidatenlisten für Landtagswahlen gesetzt werden müssen.
Allerdings urteilten Gerichte mittlerweile darüber, dass diese Paritätsgesetze unzulässig sind, da diese zu sehr die Wahlfreiheit beeinflussen. In diesen Debatten um die Parität spielt die Landkreisebene überhaupt keine Rolle.
Bundesweit ist der Frauenanteil zu gering
Diese Daten verweisen darauf, dass ein zu geringer Frauenanteil bundesweit auftritt und zwischen einzelnen Regionen nur wenige Unterschiede bestehen.
Ganz im Gegenteil: Rottweil als Kreis mit dem geringsten Frauenanteil sowie Ulm als Kreis mit höchstem Frauenanteil sind sogar im gleichen Bundesland zu Hause – in Baden-Württemberg. Während im Gemeinderat von Ulm zwölf Frauen auf 21 Männer kommen, beträgt der Anteil im Kreistag von Rottweil insgesamt fünf Frauen auf 21 Männer. Beim Großteil aller Landkreise und kreisfreien Städte sind 20 bis 35 Prozent aller Abgeordneten weiblich. Einzig in 28 kreisfreien Städten und Landkreisen wird ein Frauenanteil von 40 Prozent überschritten.
Kaum ein Anstieg der Frauenquote seit 2008
Diese Quote ist auch seit 2008 mit einer Entwicklung von 25,6 auf 28,5 Prozent kaum angestiegen. Während der Frauenanteil im Südwesten am deutlichsten stieg, sind die Zahlen dennoch vergleichsweise niedrig. Stattdessen reduzierte sich die Quote in vielen Regionen Deutschlands sogar.
Dieser Wandel wird mit der Einflussnahme der in diesen Gebieten besonders erfolgreichen Männerpartei AfD begründet. Diese Tendenz beweisen jüngste Kommunalwahlen, die 2020 in Nordrhein-Westfalen stattfanden. Diese Wahl bestätigt eine sinkende Frauenquote für die Kreise, in welchen die AfD mehr Wähler von sich überzeugen konnte. Im Gegensatz dazu stehen gute Wahlergebnisse für die Linken und Grünen für einen höheren Frauenanteil unter Abgeordneten.
Diese beiden Parteien stellen inzwischen sogar knapp mehr weibliche als männliche Abgeordnete.
In beiden Parteien sieht die Satzung vor, dass deren Kandidatenlisten abwechselnd besetzt werden sollen.
Höhere Frauenanteile in städtischen Gefilden
Weiterhin geht aus der Statistik hervor, dass sich der Anteil an im Parlament tätigen Frauen in städtischen Gefilden erhöht. Unter den 20 Parlamenten mit höchstem Frauenanteil befinden sich 19 Städte. Auf Landesebene entspricht kein einziges Landesparlament dem Paritätsansatz.
Während Bremen in der Bürgerschaft noch einen Wert von 40 Prozent erreicht, bildet Baden-Württemberg das Schlusslicht. Hier setzt sich die große grüne Fraktion zu 47 Prozent als weiblichen Politikerinnen zusammen. Weil sich der Frauenanteil jedoch bei allen anderen Fraktionen auf maximal 17 Prozent beläuft, ist letztendlich nur jeder vierte Abgeordnete weiblich.
Hohe Frauenanteile in Landesregierungen
Der Blick auf Landesregierungen verrät, dass der Frauenanteil mit Ausnahme von Sachsen überall höher als im Parlament ist. Dementsprechend startet hierbei der Versuch, die Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auf nächsthöherer Machtebene auszutarieren. Das bedeutet mit anderen Worten: Sitzen schon nur wenige Frauen im Parlament, soll sich zumindest der Anteil an Ministerinnen erhöhen. In insgesamt drei Ländern regieren mehr Frauen als Männer, in Bremen, Berlin sowie Rheinland-Pfalz. Bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt und Frauen in Zukunft mehr Macht erhalten.