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Ab wann gilt ein Mensch als Alkoholiker?

Ab wann gilt ein Mensch als Alkoholiker?
Ab wann gilt ein Mensch als Alkoholiker? | Foto: ©Pormezz #293023347 – stock.adobe.com

Das Feierabendbier, das Glas Wein in geselliger Runde oder der Absacker in der Hotelbar – für viele Menschen gehört Alkohol einfach zum Leben dazu. Viele trinken mindestens einmal in der Woche Alkohol. Dabei stellt sich die Frage, bis wann der Konsum noch unbedenklich ist und wo die Sucht beginnt.
Die Alkoholsucht kann sich schleichend über Jahre entwickeln, doch kann der Weg in die Abhängigkeit für viele Personen auch kürzer als erwartet sein. Das liegt daran, dass sich die Sucht individuell unterschiedlich stark ausprägt.

Weg in die Alkoholsucht als schleichender Prozess

Da der Weg in die Alkoholsucht ein schleichender Prozess ist, der von verschiedenen Faktoren bestimmt wird, lässt sich nicht klar beantworten, ab wann eine Person als Alkoholiker gilt.

Eine klare Grenze, ab wann es sich um krankhaften Alkoholkonsum handelt, gibt es nicht.

Einige frühe Anzeichen deuten auf problematisches Trinken hin. Weitere Anzeichen lassen darauf schließen, dass eine Person bereits alkoholabhängig ist.

Weg in die Alkoholsucht als schleichender Prozess
Da der Weg in die Alkoholsucht ein schleichender Prozess ist, der von verschiedenen Faktoren bestimmt wird, lässt sich nicht klar beantworten, ab wann eine Person als Alkoholiker gilt | Foto: ©maeching #513239634 – stock.adobe.com

Was ist Alkoholabhängigkeit? Die Definition

Der neuesten Definition nach gilt ein Mensch als Alkoholiker, wenn er nur bedingt seinen Alkoholkonsum kontrollieren kann, der Konsum von Alkohol körperliche Begleiterscheinungen hervorruft oder Alkohol im Leben des Betroffenen eine immer wichtigere Rolle spielt.
In ihrer Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD-10) hat die Weltgesundheitsorganisation sechs Kriterien für Alkoholabhängigkeit definiert. Mindestens drei davon müssen innerhalb der vergangenen zwölf Monate erfüllt sein, damit eine Alkoholabhängigkeit besteht.

Das sind die Kriterien laut WHO:

  • starkes Verlangen nach Alkohol bis hin zum Zwang, ihn zu konsumieren
  • um die gewohnte Wirkung zu verspüren, werden immer größere Mengen an Alkohol benötigt (Toleranzentwicklung)
  • Entzugserscheinungen wie Ängste oder Zittern, wenn der Alkohol fehlt
  • trotz Problemen und Konflikten im beruflichen und privaten Bereich trinkt der Betroffene weiterhin Alkohol
  • zunehmender Verlust der Kontrolle über das Trinkverhalten bezüglich Menge und Häufigkeit des Konsums
  • nachlassendes Interesse an einst reizvollen Dingen, Vernachlässigung von Pflichten und der Körperpflege
Was ist Alkoholabhängigkeit
Der neuesten Definition nach gilt ein Mensch als Alkoholiker, wenn er nur bedingt seinen Alkoholkonsum kontrollieren kann, der Konsum von Alkohol körperliche Begleiterscheinungen hervorruft oder Alkohol im Leben des Betroffenen eine immer wichtigere Rolle spielt | Foto: ©Axel Bueckert #213899729 – stock.adobe.com

Individuell unterschiedliche Entwicklung der Alkoholabhängigkeit

Zumindest zeitweilig können alkoholische Getränke das Wesen von Menschen verändern. Die Forschung beschäftigt sich mit kurzzeitigen Wesensveränderungen durch Alkohol, doch noch relevanter ist das Problem einer nachhaltigen Veränderung der Persönlichkeit bei hohem Alkoholkonsum über lange Zeit.

Bei bestimmten Persönlichkeitstypen und unter konkreten Voraussetzungen besteht ein höheres Risiko für die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit.

Der Psychiater Dr. Anil Batra, Leiter der Sektion Suchtmedizin und Suchtforschung des Universitätsklinikums Tübingen, erklärt, dass die Entwicklung einer Alkoholabhängigkeit unterschiedlich und individuell ablaufen kann. Eine Abhängigkeit kann entstehen, wenn Menschen bereits in der Jugend exzessiv Alkohol konsumieren und damit versuchen, Probleme oder unangenehme Gefühle wie Angst oder Selbstunsicherheit zu überdecken. Bei anderen kann sich aus einem regelmäßigen Feierabendbier ein gewohnheitsmäßiger und gefährlicher Konsum entwickeln. Der Übergang zu einer Abhängigkeit erfolgt eher allmählich.

Frühe Anzeichen für kritischen Alkoholkonsum

Auch wenn die offiziellen Kriterien für eine Alkoholsucht noch nicht erfüllt sind, gibt es frühe Anzeichen, die auf kritisches Trinkverhalten hindeuten. Sie können Hinweise auf eine beginnende Alkoholabhängigkeit sein:

  • täglicher Alkoholgenuss
  • Alkoholgenuss, um Stress zu bewältigen oder von Problemen abzulenken
  • heimliches Trinken
  • Schuldgefühle aufgrund des eigenen Alkoholkonsums
  • Suche nach Trinkgelegenheiten

Eine Alkoholsucht kann darüber hinaus durch verschiedene Risikofaktoren begünstigt werden:

  • niedriger Selbstwert
  • Risikobereitschaft
  • Impulsivität
  • familiäre Belastung
  • Ängste
  • Depressionen und andere psychische Erkrankungen
  • familiäre Belastung
  • soziale Isolation
  • Stress
  • Umfeld, in dem häufig Alkohol getrunken wird
Frühe Anzeichen für kritischen Alkoholkonsum
Auch wenn die offiziellen Kriterien für eine Alkoholsucht noch nicht erfüllt sind, gibt es frühe Anzeichen, die auf kritisches Trinkverhalten hindeuten | Foto: ©LIGHTFIELD STUDIOS #223150780 – stock.adobe.com

Ab wann ist Alkoholkonsum schädlich?

Bestimmte Richtwerte sind eine Orientierung für einen kritischen Konsum. Bei Frauen ist ein Konsum ab 12 Gramm reinem Alkohol täglich kritisch. Das entspricht einem Glas Sekt oder Wein.
Männer sollten nicht mehr als 24 Gramm reinen Alkohol täglich zu sich nehmen. Das ist ungefähr ein halber Liter Bier.

Ein Konsum, der diese Mengen überschreitet, gilt als kritisch und kann langfristig zu einer Abhängigkeit führen.

Anzeichen für eine Toleranzentwicklung

Verschiedene Anzeichen deuten auf eine sich entwickelnde Alkoholtoleranz hin. Benötigt ein Mensch mehr Alkohol als früher, damit die gewünschte Wirkung eintritt, ist das schon ein Hinweis auf eine Toleranz. Auch dann, wenn die Rauschwirkung bei derselben Menge geringer ist als zuvor oder die Rauschwirkung schneller nachlässt, hat sich bereits eine Toleranz entwickelt. Die sichtbaren Anzeichen des Alkoholkonsums wie körperliche Symptome fallen geringer, wenn sich eine Toleranz entwickelt hat.

Im Laufe der Zeit trinken die Betroffenen immer mehr, ohne dass sie es bewusst wahrnehmen. Ein Verzicht auf Alkohol macht sich bereits mit leichten Entzugserscheinungen wie Schlafstörungen oder Unruhe bemerkbar.

Eine erhöhte Toleranz deutet darauf hin, dass sich der Körper bereits an regelmäßigen Alkoholkonsum gewöhnt hat und dass die kritische Schwelle zur Abhängigkeit erreicht ist. Treten solche Anzeichen auf, ist es bereits sinnvoll, professionelle Hilfe zu beanspruchen.

Je früher sich die Betroffenen in eine Behandlung begeben, desto größer sind die Chancen, eine Abhängigkeit zu heilen oder eine bestehende Alkoholabhängigkeit erfolgreich zu behandeln. Erste Anlaufstellen können Suchtberatungsstellen, der Hausarzt, Suchtmediziner oder Selbsthilfegruppen wie die Anonymen Alkoholiker sein.