Die Architektur des Flughafens Berlin-Brandenburg

Der Weg bis zur Eröffnung des Flughafens Berlin-Brandenburg war alles andere als leicht. Jahrelange Verzögerungen und damit verbundene architektonische Probleme führten dazu, dass das Bauprojekt von ganz Deutschland belächelt wurde. „Wir haben uns geschämt“. Diese Worte stammen nicht von einem Kritiker, sondern Engelbert Lütke Daldrup als Flughafendirektor höchstpersönlich.
Doch mittlerweile hat das architektonische Desaster weitgehend ein Ende gefunden.
Historische Einblicke
Lütke Daldrup – der einstige Staatssekretär des Landes Berlin – übernahm den Direktorenposten zur Erbauung des Flughafens im Jahr 2017.
Am 31. Oktober 2020 war es soweit: Etwa 14 Jahre nach dem ersten Spatenstich wurde der Airport nun endlich fertiggestellt.
Die Feierlichkeiten beliefen sich jedoch – nicht nur in Anbetracht der aktuell bestehenden Coronakrise – auf ein Minimum. Stattdessen landeten zuerst zwei Sonderflüge der Lufthansa und von Easy Jet. Einen Abend später folgten die ersten flugplanmäßigen Ankünfte.
Der Umzug vom einstigen Flughafen Tegel zum neuen BER vollzog sich in drei Wellen. Der Flughafen Tegel wurde am 8. November 2020 geschlossen. Im Gegensatz dazu wird der Flughafen Schönefeld als Betreiber von Low Cost-Airlines auch in Zukunft betrieben. Dieser Airport Berlin-Brandenburg wird deshalb auch als BER T5 bezeichnet und stellt eine Erweiterung des Flughafens von Schönefeld dar. Dank S-Bahn und Bussen wird eine Verbindung zwischen beiden Gebäuden gewährleistet.

Exakte Pläne für die Nutzung des Flughafens
Dieser Zustand soll nach Aussagen von Lütke Daldrup für mindestens zehn Jahre andauern. Danach soll der bislang geplante Terminal 3 den BER Terminal 5 ablösen. Doch ein exakter Zeitpunkt kann für dieses Vorhaben bislang noch nicht festgelegt werden.
Ein wichtiger Grund für diese planerischen Unsicherheiten ist die Coronakrise. Zwar ist das Terminal 2 im Gegensatz zum Terminal 1 mittlerweile fertiggestellt worden. Allerdings wird das Gebäude zur Abfertigung von Passagieren samt Kapazität von rund sechs Millionen Flugreisenden pro Jahr aufgrund zurückgehender Passagierzahlen vermutlich erst zum Sommerflugplan 2021 aktiviert. Deshalb genügen Terminal 1 mit einer Kapazität von ungefähr 25 Millionen Passagieren pro Jahr sowie Terminal 5 mit einem Maximum von bis zu 10 Millionen Flugreisenden alljährlich im Moment.

Umgang mit Extremsituationen in der Übungsphase
Ursprünglich sollte der Flughafen Berlin-Brandenburg schon im Jahr 2011 in Betrieb genommen werden. Doch trotz der wesentlich verlängerten Bauphase ist nicht das gesamte Gebäude rundum neu.
Unmengen an Nussbaumfurnieren, Glas und Marmorböden lassen den Flughafen im Vintage-Stil erscheinen.
Dadurch wirkt der Airport zwar edel, jedoch auch hübsch und unaufgeregt. Damit der Start des neuen Flughafens reibungslos verläuft, wurden vor der Eröffnung sogar über 40 Probebetriebstage unternommen. Bei diesem Probelauf kamen knapp 10.000 Komparsen zum Einsatz, die Services wie Buchungen oder die Abfertigung der Gepäckstücke übernahmen. Dabei waren die Mitarbeiter ebenfalls Extremsituationen wie Waffenübergriffen oder Diebstählen ausgesetzt, um in der Praxis für diese Fälle gewappnet zu sein.
Deutliche Beeinträchtigungen durch die Coronakrise
Allerdings steht die Eröffnung des Flughafens im Schatten der Coronapandemie. Nachdem der Flugverkehr im Frühjahr einbrach, trugen zunehmende Quarantänepflichten und Reisewarnungen nach der Sommerzeit zu einem erneuten Rückgang bei. Für das Jahr 2021 geht der Managementplan des Airports von einer Kapazität von knapp 18 Millionen Passagieren aus. Dennoch wirkt die aktuelle Situation aufgrund der bestehenden Coronakrise etwas surreal. Wurde die Eröffnung des Flughafens für lange Zeit herbeigesehnt, sind zahlreiche Flugangebote aktuell schlichtweg überflüssig.
Vermutlich wird es nach Ansicht der Airport-Inhaber bis zu vier Jahre dauern, bis der ursprüngliche Zustand erreicht und u.a. das Parken am Flughafen Berlin Brandenburg ohne Buchungsgebühren wieder vollumfänglich möglich ist.
Der vor der Krise erstellte Businessplan sah noch vor, dass der Airport ab 2025 erstmals „richtig“ Geld verdienen würde. Nun wird es vermutlich länger als zehn Jahre dauern, um die entstandenen Schulden von mehr als drei Milliarden Euro zurückzuzahlen.

Keine exakten Prognosen über den zukünftigen Betrieb
Seit Beginn der Coronapandemie steht in den Sternen, wie sich die finanzielle Situation in Zukunft entwickeln wird.
Schließlich ist ein Betrieb von Flughäfen mit hohen Fixkosten verbunden, indem unter anderem die Feuerwehr unabhängig vom jeweiligen Verkehrsvolumen stets einsatzbereit sein muss.
In naher Zukunft ist es zur Wahrung der Liquidität unerlässlich, Hilfen der Gesellschafter in Anspruch zu nehmen. Außerdem ist ein massiver Stellenabbau geplant. Das Land Brandenburg und das Land Berlin beteiligen sich mit Anteilen von 26 bzw. 37 Prozent an dem Projekt. Mit Gesamtkosten von 5,96 Milliarden Euro war das Bauvorhaben des BER wesentlich teurer als ursprünglich geplant. Etwa 15 Prozent der Kosten deckte die FBB über Erträge aus beiden bisherigen Airports ab. Während 47 Prozent des Projekts durch verbürgte Bankdarlehen finanziert wurden, investierten Gesellschafter durch Gesellschafterdarlehen oder Eigenkapital weitere 39 Prozent.
Eine gute Anbindung an den Nahverkehr
Eine weitere große Stärke des Flughafens ist ein sechsgleisiger Bahnhof, über den Passagiere durch Lifte, Rolltreppen und Treppen unmittelbar zu Terminal 1 gelangen.
Der BER ist zwar am südöstlichen Teil der Stadtgrenze fernab des Stadtzentrums gelegen. Dennoch ist das Drehkreuz binnen 30 Minuten mit der Regionalbahn erreichbar. Einmal am Flughafen angekommen, offenbart sich ein Airport, der viermal so groß wie das Gelände von Berlin-Tegel ist.