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Ist Glück eine Frage der Einstellung?

Glück eine Frage der Einstellung?
Ist Glück eine Frage der Einstellung? | Foto: © vladimirfloyd #54993525 – stock.adobe.com

Jeder hat sein Glück selbst in der Hand, so die gängige Meinung vieler Menschen. Man muss es nur wollen und stets engagiert nach Glück streben. Ist Glück eine Frage der Einstellung? Zahlreiche Seminare und Bücher dienen als Anleitung zu der Frage, wie Glückssuchende dieses große Ziel erreichen können.
Doch so einfach ist das Streben nach Glück nun eben doch nicht.

Diskrepanzen führen zu Unzufriedenheit

In den Augen von Psychologen beurteilen Betroffene ihren Erfolg durch das Streben nach Glück. Dadurch entsteht eine Diskrepanz, die für Betroffene eher unbefriedigend erscheint. Je mehr Betroffene ihr Glück dann erzwingen möchten, desto unglücklicher sind sie.

Generell ist die Suche nach dem Glück viel komplexer, als es in Kalendersprüchen oder Ratgebern dargestellt wird.

Psychologen wie Jens Asendorpf gehen sogar noch einen Schritt weiter. Seiner Meinung nach ist die Hälfte der Persönlichkeit sogar genetisch festgelegt. In den Augen von Psychologen ist unsere Genetik sogar dafür verantwortlich, wie wir Glück oder Zufriedenheit überhaupt empfinden.

Kalenderspruch
Generell ist die Suche nach dem Glück viel komplexer, als es in Kalendersprüchen oder Ratgebern dargestellt wird | Foto: © Coloures-Pic #162324800 – stock.adobe.com

Soziale Vergleichsprozesse

Auf der Suche nach dem eigenen Glücksfaktor sind soziale Vergleichsprozesse unerlässlich. Betroffene vergleichen ihre persönliche Situation mit der von Personen, die ähnlichen Alters sind und einen vergleichbaren Bildungsgrad aufweisen.
Der Vergleich bezieht sich auf Personen, von denen Betroffene zu wissen glauben, wie glücklich diese sind. Bei dieser Bewertung spielen subjektive Faktoren natürlich eine ausschlaggebende Rolle.

Soziale Vergleichsprozesse
Auf der Suche nach dem eigenen Glücksfaktor sind soziale Vergleichsprozesse unerlässlich | Foto: © 1STunningART #249730190 – stock.adobe.com

Von sozialem Druck distanzieren

Hoher durch die Gesellschaft beeinflusster Glücks-Druck beeinflusst Menschen generell negativ.

Schon vor einigen Jahren fanden Wissenschaftler heraus, dass Personen vor allem dann mit Misserfolgen hadern, wenn deren Umfeld Werte wie Glück und Wohlbefinden als besonders positiv beurteilt.

Zu ähnlichen Erkenntnissen kommt eine Vergleichsstudie. Dieser Untersuchung zufolge fühlen sich Menschen aus einem Land mit hohem gesellschaftlichen Anspruch an Glück von anderen Personen abgehängt und dementsprechend unwohl. Es ist alles andere als einfach, sich von sozialem Druck zu distanzieren. Wer sich dennoch von sozialem Druck distanzieren kann, ist jedoch oftmals zufriedener.

Welche Rolle spielt die eigene Persönlichkeit?

Betrachtet eine Gesellschaft beispielsweise Extraversion als erstrebenswerte Eigenschaft, werden introvertierte Personen nicht automatisch dadurch glücklicher, indem sie extrovertiert agieren. Stattdessen werden diese Personen glücklicher, indem sie sich die Vorzüge ihrer eigenen Introvertiertheit vor Augen führen. Schließlich gilt für Besonderheiten der eigenen Persönlichkeit ebenfalls die Tatsache, dass die meisten charakteristischen Merkmale ihre Vor- und Nachteile haben. Auch wenn Personen somit ihre eigene Persönlichkeit akzeptieren sollten, schließen sich persönliche Veränderungen im Gegenzug nicht aus.

Allerdings ist es wichtig, diese Veränderungen eher ungezwungen und ohne Druck anzustreben. Hierbei hat es sich bewährt, immer wieder Neues auszuprobieren und sich dennoch keine konkreten Erwartungen zu erhoffen.

Glück durch Sinnhaftigkeit ersetzen

Aus der Perspektive des Philosophen Wilhelm Schmid ist es generell falsch, stetig nach Glück zu streben. Seiner Meinung nach ist es gänzlich unmöglich, sich an 365 Tagen im Jahr stets rundum glücklich zu fühlen. Stattdessen ist es seiner Meinung nach hilfreich, sich nicht auf die stetige Suche nach Glück zu fokussieren. In seinen Augen ist es sinnvoller, sich mit der Sinnhaftigkeit des eigenen Lebens auseinanderzusetzen.
Auf die Frage zum Sinn des Lebens gibt es für den Philosophen eine eindeutige Antwort. Schmid spricht von Beziehungen zu anderen Menschen, in denen alle Beteiligten selbstverständlich nicht immer glücklich sein können. Um schwierige Situationen zu überstehen, sei es wichtig, Kompromisse einzugehen und Zeit zu investieren. Ähnliches gilt für Liebesbeziehungen, die zwar gepflegt werden müssen, doch im Gegenzug auch mit Sinn belohnen.