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Katzen mit roter Fellfarbe: Warum sie fast immer männlich sind

Katzen mit roter Fellfarbe
Katzen mit roter Fellfarbe: Warum sie fast immer männlich sind | Foto: ©olezzo #220757428 – stock.adobe.com

Katzen mit roter Fellfarbe sind fast immer männlich. Anders als die rote Haarfarbe bei Menschen, die bei Frauen und Männern gleichermaßen anzutreffen ist, lässt die rote Fellfarbe bei Katzen ziemlich eindeutig auf das Geschlecht schließen.
Unabhängig voneinander haben zwei Forscherteams herausgefunden, dass ein fehlender DNA-Abschnitt die Ursache für die rote Fellfarbe ist.

Rote Fellfarbe durch fehlenden DNA-Abschnitt verursacht

Forscher rätseln seit über 60 Jahren über die Ursache der roten Fellfarbe von Katzen. Die Färbung hängt mit dem Geschlecht zusammen und ist fast ausschließlich bei Katern anzutreffen. Unabhängig voneinander haben Forscher der kalifornischen Stanford University und der Universität Kyushu im japanischen Fukuoka festgestellt, dass die Ursache für das rote Fell von Katzen keine Genmutation, sondern ein fehlender DNA-Abschnitt ist.

Die rote Haarfarbe bei Menschen, die bei ein bis zwei Prozent der Weltbevölkerung auftritt, ist auf eine Genmutation zurückzuführen. Sie wird durch eine Veränderung des Membranproteins MC1R auf dem Chromosom 16 verursacht.

Eine Veränderung des Membranproteins kann auch bei Mäusen, Pferden und Hunden für eine rote Fellfärbung unabhängig vom Geschlecht sorgen.

Bereits im Jahr 2007 entschlüsselten Wissenschaftler das Erbgut von Hauskatzen, um die Ursache für eine rote Fellfarbe zu ermitteln. Das Erbgut lieferte keine Hinweise, was ein Beweis ist, dass es sich nicht um eine Genmutation handelt.

In den Hautzellen von Katzen mit rotem Fell fanden die Forscher 13 Mal mehr RNA des als ARHGAP36 bekannten Gens als in den Hautzellen von Katzen mit anderer Fellfarbe. Die Forscher der japanischen Universität Kyushu sammelten dafür Genome von über 280 Katzen weltweit.

Das Gen ARHGAP36 sieht bei allen Katzen gleich aus. Es ist auch bei Katzen mit rotem Fell nicht verändert. Allerdings fehlt diesen Tieren ein benachbarter DNA-Abschnitt, der im Normalfall eine übermäßige RNA-Produktion des Gens ARHGAP36 reguliert. Es handelt sich um eine Gendeletion in den Hautzellen der Katzen. Das rote Pigment Phäomelanin lässt das Fell der Katzen hellrot erscheinen.

Die Forscher der Stanford University untersuchten genetisches Material von insgesamt 188 Katzen, von denen 145 eine rote, 6 eine Schildpatt-Färbung und 37 eine andere Färbung hatten. Sie konnten die Gendeletion ausschließlich bei allen roten Katzen finden.

Rote Fellfarbe durch fehlenden DNA Abschnitt
Die Färbung hängt mit dem Geschlecht zusammen und ist fast ausschließlich bei Katern anzutreffen | Foto: ©lenblr #306239662 – stock.adobe.com

Gen auf dem X-Chromosom für die rote Fellfarbe verantwortlich

Ungefähr 80 Prozent der hellroten Katzen sind männlich. Forscher vermuten, dass die Genvarianten für rote oder schwarze Fellfarbe auf einem der beiden Geschlechtschromosomen liegen, wahrscheinlich auf dem X-Chromosom.

Männliche Katzen erben ein X-Chromosom von der Mutter und ein Y-Chromosom vom Vater. Weibliche Katzen erben hingegen ein X-Chromosom von der Mutter und ein X-Chromosom vom Vater. Die Kater erben also nur ein X-Chromosom, das genetisch für die Fellfarbe verantwortlich ist. Ist die Deletion auf dem Chromosom vorhanden, dann hat der Kater ein rotes Fell. Hat dieses Chromosom hingegen keine Deletion, sind keine rötlichen Haare im Fell vorhanden.

Anders sieht die Situation bei weiblichen Katzen aus, die über ein mütterliches und ein väterliches X-Chromosom verfügen. Die Gene der Eltern, die auf dem X-Chromosom liegen, mischen sich bei ihnen.

Die väterliche DNA kann in einer Zelle für rötliches Fell sorgen, während in einer anderen Zelle aufgrund der mütterlichen DNA keine Deletion vorhanden ist.

Weibliche Katzen können also ein marmoriertes Fell aufweisen, mit roten neben schwarzen Fellpartien. Eine weibliche Katze muss X-Chromosomen mit Deletion von beiden Elternteilen erben, damit sie ein rotes Fell hat. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist außerordentlich gering.

Bei Menschen, Hunden, Pferden und Mäusen liegt das für die Rotfärbung der Haare verantwortliche Membranprotein auf einem geschlechtsunabhängigen Chromosom. Daher treten die roten Haare bei beiden Geschlechtern auf.

Ungefähr 80 Prozent der hellroten Katzen sind männlich
Ungefähr 80 Prozent der hellroten Katzen sind männlich | Foto: ©Dominika #517122835 – stock.adobe.com

Keine Gefahr für die Gesundheit

Das Gen ARHGAP36 steuert die Embryonalentwicklung. Daher können größere Mutationen schwerwiegende Folgen haben und schlimmstenfalls zum Tod führen.

Von der Deletion sind bei roten Katzen jedoch nur die Melanozyten, die pigmentbildenden Zellen der Haut, betroffen.

Die Katzen mit rotem Fell haben daher keine gesundheitlichen Nachteile.

Nachkommen von Katzen mit rotem Fell

Wenn sich eine rote und eine schwarze Katze paaren, sind die männlichen Nachkommen in der Regel rot oder schwarz. Sie sind also einfarbig. Weibliche Nachkommen weisen hingegen eine Schildpatt-Färbung mit einem Mosaik aus schwarzen und roten Partien oder weißes Fell mit schwarzen und orangefarbenen Flecken (Calico) auf. Die dreifarbigen Calico-Katzen sind fast immer weiblich, was daran liegt, dass sie väterliche und mütterliche X-Chromosomen erben. Männliche Calico-Katzen sind außerordentlich selten.