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Strategien für besseres Erinnern

Strategien für besseres Erinnern
Strategien für besseres Erinnern | Foto: ©natali_mis #219172820 – stock.adobe.com

Es ist völlig normal, etwas zu vergessen. Wer jedoch ständig Dinge vergisst oder verschiedene Gegenstände verlegt, fragt sich häufig, ob das bereits eine beginnende Demenz sein könnte. Das häufige Vergessen erschwert den Alltag und kann auch das Miteinander mit anderen Menschen erschweren, wenn Namen oder Geburtstage vergessen werden.

Vergessen als Schutzmechanismus

Die Evolution hat einen Mechanismus geschaffen, der das Vergessen ermöglicht und uns vor Reizüberflutung schützt. Er hilft dabei, weniger wichtige Informationen auszufiltern. Der Mensch hätte zu viel Ballast im Gehirn, wenn das nicht möglich wäre.

Ärzte raten denjenigen, die ihr Gedächtnis verbessern möchten, zu einigen Veränderungen in ihrem Lebensstil.

Entscheidend ist genügend Schlaf, da das Gehirn das neu Gelernte als Langzeiterinnerung speichert. Wichtig sind auch gesunde Ernährung und Bewegung. Es gibt auch einige wissenschaftlich fundierte Strategien zur Verbesserung des Erinnerungsvermögens.

Vergessen als Schutzmechanismus
Die Evolution hat einen Mechanismus geschaffen, der das Vergessen ermöglicht und uns vor Reizüberflutung schützt | Foto: ©Nuthawut #550245547 – stock.adobe.com

Sich bei Lernsitzungen selbst fordern

Diese Strategie eignet sich beim Merken detaillierter Fakten, Erlernen einer Sprache oder der Prüfungsvorbereitung. Der Lernstoff sollte auf mehrere Sitzungen mit zeitlichem Abstand verteilt werden. Die Strategie ist vergleichbar mit dem Lernen mit Karteikarten. In strategischen Intervallen werden die Inhalte wiederholt. Die Wiederholungen erfolgen in immer größeren Zielabständen.

Zuerst werden die neuen Informationen im Kurzzeitgedächtnis gespeichert. Die langfristige Speicherung dauert länger und erfolgt in den Ruhephasen. Informationen können bei dieser Strategie leichter abgerufen werden, da sich Menschen im ursprünglichen Kontext besser erinnern. Das Gelernte kann dann abgerufen werden, wenn es benötigt wird.

Bei dieser Methode sollten sich die Lernenden richtig anstrengen und den Lehrstoff nicht einfach nur wiederholen. Sie sollten sich selbst Fragen zum Stoff stellen und zu deren Beantwortung keine Hilfsmittel nutzen. Das Gehirn kann stärkere neuronale Verbindungen bilden.

Sich bei Lernsitzungen selbst fordern
Sich bei Lernsitzungen selbst fordern | Foto: ©puhhha #108446296 – stock.adobe.com

Bedeutungsvolle Verknüpfungen bilden

Diese Strategie eignet sich, um alle neuen Informationen zu festigen. Das Gehirn verknüpft beim Lernen die Informationen mit bereits vorhandenem Wissen. Den Informationen wird eine Bedeutung zugemessen. Bedeutungsvolle Inhalte lassen sich leichter merken als zufällige Fakten.

Studien zufolge lernen Menschen neue Vokabeln leichter, wenn sie eigene Worte verwenden, um sie auszudrücken.

Bei Informationen ohne direkte Bedeutung kann eine künstliche Bedeutung geschaffen werden. Ein Name kann beispielsweise mit einer Eigenschaft der Person verknüpft werden. Mit Bildern oder interessanten Geschichten können die Informationen bedeutungsvoller erscheinen.

Laut vorlesen

Die Strategie des lauten Vorlesens eignet sich, um sich etwas wie eine Einkaufsliste kurzfristig einzuprägen. Das laute Lesen hilft Studien zufolge, sich besser zu erinnern. Menschen kommunizieren nicht nur passiv, sondern arbeiten aktiv mit den Informationen.

Im Gegensatz zum stillen Lesen aktiviert das laute Lesen mehr Sinneskanäle. Die Neuronen in den auditiven und motorischen Bereichen des Gehirns werden aktiv. Die Erinnerungen sind umso leichter abrufbar, je mehr unterschiedliche Bereiche im Gehirn damit verknüpft sind. Für langfristige Erinnerungen ist diese Methode weniger wirksam. Das Gedächtnis wird durch das laute Lesen verbessert, das Verständnis jedoch nicht.

Strategie des lauten Vorlesens
Die Strategie des lauten Vorlesens eignet sich, um sich etwas wie eine Einkaufsliste kurzfristig einzuprägen | Foto: ©Jane Ali #332159077 – stock.adobe.com

Wandeln durch den Gedächtnispalast

Diese Strategie eignet sich zur Vorbereitung von Reden und zum Auswendiglernen langer Listen. Dabei handelt es sich um eine alte Mnemotechnik, die von Gedächtnissportlern genutzt wird, um sich beispielsweise Nachkommastellen der Kreiszahl Pi zu merken.

Die Lernenden stellen sich einen vertrauten Ort vor und betreten ihn in Gedanken. Dabei verknüpfen sie jede Information mit einem bestimmten Ort. Hilfreich sind auffällige oder skurrile Bilder, aber auch Oberflächenstrukturen oder Gerüche.

Bei einer Einkaufsliste werden beispielsweise in Gedanken Gurken gegen eine Wand geworfen, Tomaten ins Bett gelegt oder Eier auf den Fußboden geworfen. Die Stationen werden im Gehirn noch einmal durchgegangen, um die Dinge abzurufen. Neue Informationen werden bei dieser Methode mit bereits vorhandenen fest verankerten Bildern verknüpft.

Einsatz der Sinne

Mit dieser Methode können Erlebnisse besser im Gedächtnis behalten werden. Diese Methode kann auch mit dem lauten Lesen kombiniert werden, indem noch andere Sinne zum Einsatz kommen. Das Erinnerungsvermögen muss sich mit allen Momenten auseinandersetzen, in denen sich ein Erlebnis abgespielt hat.

Wird eine Situation wiederholt, kann die Person dabei bewusst auf Eindrücke wie Geräusche, Bilder oder Gerüche achten.

Da die Sinneseindrücke eine einzigartige Erinnerung schaffen, helfen sie, das Ereignis bewusst Revue passieren zu lassen.

Erinnerungen werden stärker, wenn sie in verschiedenen Bereichen des Gehirns verankert sind. Die Erinnerungen werden verteilt, wenn mehrere Gehirnareale aktiviert werden.

Schaffung bewusster Erinnerungen

Diese Strategie eignet sich für Momente, an die sich eine Person später intensiv erinnern möchte. Es geht dabei nicht um Fakten oder Details, sondern um Ereignisse im Leben. Dabei sollten Personen schon vorab überlegen, welches wichtige Ereignis sie in Erinnerung behalten möchten. So kann besser auf das Gefühlte und Erlebte geachtet werden.