Was tun bei Seitenstechen?
Ob Sportanfänger oder Profi – von Seitenstechen kann jeder sportlich aktive Mensch betroffen sein. Seitenstechen wird zwar durch verschiedene Ursachen ausgelöst. Doch ein Auslöser wird besonders häufig erwähnt. Nun gibt ein Spezialist der Sporthochschule Köln darüber Auskunft, wie Sportler der unangenehmen Begleiterscheinung vorbeugen können und welche Maßnahmen im Kampf dagegen infrage kommen.
Ein häufiges Phänomen von Hobbysportlern
Jeder Sportler kennt das unangenehme Gefühl. Während des Trainings entsteht unter dem Rippenbogen ein scharfer Schmerz, der einem beinahe den Atem zu rauben scheint. In erster Linie leiden Hobbysportler häufig unter dem Phänomen. Das bedeutet im Gegenzug nicht, dass Profi-Sportler vor Seitenstechen gefeit sind.
Ein leichter oder starker Schmerz
Obwohl der für die beim Training aufkommenden Begleiterscheinung entstehende Schmerz im gesamten Bauchraum aufkommen kann, berichten die meisten Sportler von einem rechts unter dem Rippenbogen auftretenden Schmerz.
Dabei müssen die Schmerzattacken nicht immer stark und intensiv sein.
Häufig reduziert sich Seitenstechen ebenfalls auf leichte Krämpfe und Schmerzen sowie ein einfaches Ziehen.
Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen wurden bislang zur Suche nach einer Ursache vorgenommen. Dennoch sind sich Forscher bis heute nicht darüber einig, warum der Schmerz in unterschiedlichen Körperregionen und in verschiedener Intensität auftritt.
Etwaige Ursachen in der Übersicht
Noch immer sind sich Wissenschaftler nicht darüber einig, welche Ursachen beim sportlichen Training für Seitenstechen verantwortlich sind. Etwaige Erklärungsansätze beziehen sich auf Theorien, denen zufolge Sportler vor dem Training zu umfangreiche Mahlzeiten eingenommen oder Bauchmuskeln unter einer Sauerstoffunterversorgung gelitten haben. Eine falsche Atmung kommt als Theorie ebenso in Betracht wie die Annahme, dass das Zwerchfell nicht genügend mit Blut versorgt ist.
Werden unsere Bauchorgane mit dem Zwerchfell verbundene Bänder beim Sport übermäßig erschüttert, könnte sich ebenfalls der Schmerz einstellen. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass im Bauchraum befindliche angespannte Muskeln auf die Baucharterie drücken. Andere Mediziner ziehen einen gestörten Flüssigkeitshaushalt in Betracht. Wer zu viele hypertonische Getränke zu sich nimmt, riskiert, dass dem Körper für deren Verarbeitung zu viel Flüssigkeit entzogen wird.
Eine zu hohe Belastung für das Bauchfell?
Am wahrscheinlichsten ist jedoch die These, dass das Bauchfell durch das Training einfach irritiert ist. Das unter der Muskulatur befindliche Bauchfell reicht bis in Teile der Bauchhöhle hinein. In diesen Bereich münden Muskeln und Bänder. Zudem erstrecken sich Nerven und Blutgefäße durch das Gewebe.
Führen Erschütterungen, Bewegungen, die Haltung, Blutversorgung, Ernährung oder der Flüssigkeitshaushalt zu einer starken Belastung, ist Seitenstechen eine mögliche Folge.
Eine Reibung des Bauchfells könnte für den aufkommenden Schmerz ebenfalls infrage kommen. Zudem ist nicht ausgeschlossen, dass mehrere Ursachen zu der Bauchfellirritation führen.
Weshalb sind die Schmerzen so stark?
In einigen Fällen ist der Schmerz zwar weniger stark. Doch häufig leiden Sportler unter messerscharfem Seitenstechen, das zur Aufgabe des jeweiligen Trainings zwingt. Laut Sportexperten kommt der starke Schmerz durch mechanischen Stress zustande, der sich auf die Bauchbänder auswirkt.
Dadurch wird der Zwerchfellnerv in einer Weise gereizt, die für organische Ereignisse andernfalls unüblich sind.
Ist Seitenstechen gefährlich?
Obwohl sich der Schmerz sehr unangenehm anfühlt, ist die unangenehme Begleiterscheinung grundsätzlich harmlos.
Seitenstechen ist ein vorübergehender Bauchschmerz, der auch von allein wieder verschwindet. Durch Seitenstechen entstehen keine dauerhaften Schäden. Diese Tatsache dürfte den einen oder anderen Sportler gewiss trösten.
Welche Personengruppen sind besonders gefährdet?
Bis zu einem gewissen Pensum schützt regelmäßiges Training vor Seitenstechen. So belegen mittlerweile mehrere Untersuchungen, dass sich eine geschwächte Rumpfmuskulatur negativ auf die Bildung von Seitenstechen auswirkt.
Wer dementsprechend eine starke Rumpfmuskulatur und gute Kondition besitzt, hat ein geringeres Risiko für dieses Unwohlsein.
Das bedeutet allerdings nicht, dass ein Spitzensportler nicht auch unter dem plötzlichen Seitenschmerz leiden kann. Läufer, Reiter und Schwimmer sind besonders oft von Seitenstechen betroffen. So bestätigen 70 Prozent aller Läufer, mindestens einmal pro Jahr unter dem Schmerz zu leiden. Mögliche Gründe von Seitenstechen bei Schwimmern oder Reitern liegen eventuell in der aufrechten Haltung mit starker Streckung und den damit verbundenen Rotationsbewegungen. Aufgrund der gebeugten Rumpfhaltung tritt Seitenstechen beim Radfahren verhältnismäßig selten auf.
Seitenstechen: Was tun?
Tritt der Schmerz beim sportlichen Training besonders stark auf, ist es ratsam, das Tempo zu reduzieren, langsam zu gehen oder gar komplett stehenzubleiben. Anschließend ist es hilfreich, sich nach vorn zu beugen sowie ruhig zu atmen. Anschließend dauert es nur wenige Sekunden, bis sich der Schmerz verringert und dann komplett verschwindet.
Eine weitere mögliche Option ist der Atemrhythmus. Bei Seitenstechen ist es sinnvoll, rechts einzuatmen, während das rechte Bein angehoben ist. Auf diese Weise reduziert sich der Stress für die Bänder und das Bauchfell, da Erschütterungen automatisch nachlassen.
Der Klammergriff hat sich unter Sportlern ebenfalls bewährt. Hierbei greifen sich Sportler mit ihrer Hand in die Rippe, unter welcher der Schmerz entsteht. Dieser Klammergriff hilft Betroffenen zumeist binnen kurzer Zeit weiter.
Seitenstechen verhindern: So funktioniert’s!
Damit das Seitenstechen bei zukünftigen Trainingseinheiten gar nicht erst auftritt, sollten Sportler auf folgende Empfehlungen achten. Beispielsweise ist es ratsam, vor dem Training keine größeren Mahlzeiten zu sich zu nehmen und stattdessen erst zwei Stunden nach dem Essen zu trainieren. Zudem ist ein Griff zu isotonischen Getränken sinnvoll, um die Blutkonzentration zu verbessern. Aber dennoch gilt, nicht unmittelbar vor dem Sport zu trinken. Dadurch erhöht sich das Risiko für Seitenstechen deutlich.
Zugleich ist es sinnvoll, beim Sport auf eine rhythmisierte und regelmäßige Atmung zu achten oder die Rumpfmuskulatur mit Seit- oder Unterarmstützen zu trainieren. Alternativ setzen einige Läufer einen breiten Stützgürtel ein. Diesen Gürtel befestigen Sportler unter dem Bauch, um die Bauchorgane sowie den Rumpf beim Reiten oder Laufen zu stützen.