Traurige Entwicklung – Menschen mit Behinderung leiden häufig an Armut
Millionen an behinderten Menschen sind in Deutschland von Armut bedroht. Hunderttausende der Betroffenen sind außerdem arbeitslos. Durch die Corona-Pandemie hat sich dieses Problem noch einmal zusätzlich verschärft.
Probleme werden ignoriert
Immer mehr Menschen wenden sich an die Bundesregierung, um Betroffene zu unterstützen.
Hierbei ist es besonders wichtig, Hürden für den Arbeitsmarkt zu überwinden. Seine Stimme erhob Jürgen Dusel.
Der Bundesbeauftragte für Menschen mit Behinderungen unterstellte der Bundesregierung, dieses Problem schlichtweg zu ignorieren.
Dabei sei die Regierung aufgefordert, das Problem nicht nur zu erkennen, sondern zugleich schnell zu handeln. Jürgen Dusel selbst ist seit seiner Geburt stark sehbehindert.
Unternehmen sind zur Ausgleichsabgabe verpflichtet
In der Corona-Krise leiden Menschen mit Behinderungen noch stärker unter Arbeitslosigkeit als Menschen ohne Handicap. Dabei verwies Dusel auf die Ausgleichsabgabe von Unternehmen, die Arbeitnehmer mit Schwerbehinderung nicht einstellen.
Weiterhin forderte Jürgen Dusel ein, dass die Bundesregierung diese Ausgleichsabgabe steigern müsse. Diese Abgabe verpflichtet Arbeitgeber zur Bezahlung festgelegter Beträge, wenn sie keine vorgeschriebene Anzahl an schwerbehinderten Menschen beschäftigen. Sabine Zimmermann als arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion äußerte sich gegenüber der dpa, dass ihrer Meinung nach „etwas Wirksames gegen eine Benachteiligung von Menschen mit Behinderungen am Arbeitsmarkt“ unternommen werden müsse. Schließlich heißt es weiter, dass Arbeitslosigkeit hierzulande der wichtigste Grund für Armut sei.
In diesem Zusammenhang appellierte die IG Metall an Firmen, um zumindest der gesetzlichen Beschäftigungsquote in Höhe von fünf Prozent für Menschen mit Handicap nachzukommen. Diese Quote belaufe sich durchschnittlich auf aktuell 4,6 Prozent und in der Privatwirtschaft nur auf 4,1 Prozent. Diese Zahlen betonen, dass für eine inklusive Arbeitswelt in Deutschland noch erheblicher Verbesserungsbedarf besteht.
Ein Leben unter der Armutsgrenze
Getreu einer aktuellen Untersuchung der Aktion Mensch sowie des Handelsblatts Research Institutes belief sich der Anteil arbeitsloser Personen mit Schwerbehinderung im Oktober auf etwa 13 Prozent mehr als im Vorjahresmonat.
Im Jahr 2019 galten insgesamt 10,9 Prozent aller Menschen mit einer schweren Behinderung als arbeitslos.
Zudem sind Menschen mit Handicap einem deutlich höheren Risiko einer Armutsgefährdung ausgesetzt. So müssen insgesamt 18 Prozent der insgesamt 12,8 Millionen Menschen mit Behinderungen mit einem Einkommen unterhalb der Armutsrisikoschwelle auskommen. Dies entspricht einem Anteil von ungefähr 2,3 Millionen Menschen. Bei Menschen ohne physische oder psychische Beeinträchtigung beläuft sich der Anteil auf 15 Prozent. Diese Statistiken stammen aus dem Jahr 2017.
Die meisten Behinderungen werden im Laufe des Lebens erworben
Hans-Jürgen Urban als Vorstandsmitglied der IG Metall möchte mit seinen Worten noch einmal verdeutlichen, dass grundsätzlich jeder Mensch von einer schweren Behinderung betroffen sein kann. Dabei sind nur drei Prozent aller Behinderungen angeboren. Ein Großteil der Beeinträchtigungen wird durch Verschleiß, Krankheiten oder Unfälle hervorgerufen.
Für die Zeit nach der Corona-Pandemie scheint vorerst noch keine Besserung in Sicht zu sein. In dieser Situation werden Menschen mit einem Handicap erfahrungsgemäß auch große Probleme haben, um gute neue Jobs zu finden. Diese Jobsuche scheitere in aller Regel allerdings nicht an ihrer Qualifikation, sondern einer Vielzahl anderer Hürden.
Menschen mit Behinderung eine Chance geben
Zimmermann fordert von der Regierung, die Pflichtquote für eine Beschäftigung behinderter Personen fünf auf sechs Prozent zu erhöhen.
Im Gegenzug solle die Ausgleichsabgabe nach oben hin korrigiert werden. Generell sollten sich Arbeitgeber bemühen, immer mehr Menschen mit Behinderung eine Chance zu geben.