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Achtung vor Verschwörungstheorien: Tipps zur Hilfe von Verschwörungsgläubigen

Achtung vor Verschwörungstheorien
Achtung vor Verschwörungstheorien: Tipps zur Hilfe von Verschwörungsgläubigen | Foto: © auntspray #235512094 – stock.adobe.com

Ob Great Reset, Pizzagate oder eine geplante Fernsteuerung von Bill Gates über Corona-Impfungen: An Verschwörungstheorien mangelt es nicht.
Insbesondere in Krisenzeiten gewinnen Verschwörungstheorien an Bedeutung. Doch wie können Mitmenschen Betroffene beim Ausstieg unterstützen?

Der Einzelfall entscheidet

Inwiefern Verschwörungsgläubigen überhaupt bei einer Abkehr von den Verschwörungstheorien geholfen werden kann, richtet sich nach dem jeweiligen Einzelfall. Eine ausschlaggebende Rolle spielt der Zeitraum für den Einstieg in die Verschwörungstheorien.

Beginnen Betroffene erst damit, sich mit verschwörungsmythischen Aussagen auseinanderzusetzen, sind die Chancen auf einen Ausstieg gut.

In dieser Situation können andere Personen die Verschwörungsgläubigen dabei unterstützen, die Aussagen genauer unter die Lupe zu nehmen. Befasst sich eine Person jedoch schon über einen längeren Zeitraum mit Verschwörungstheorien, ist es hilfreich, über etwaige Ängste oder Gefühle der Betroffenen zu reden.

Verschwörungsgläubige
Inwiefern Verschwörungsgläubigen überhaupt bei einer Abkehr von den Verschwörungstheorien geholfen werden kann, richtet sich nach dem jeweiligen Einzelfall | Foto: © Nomad_Soul #180458137 – stock.adobe.com

Keine Theorie im eigentlichen Sinn

Ob Verschwörungstheorie, Verschwörungsmythos oder Verschwörungserzählung – es gibt viele Begriffe für ein- und dasselbe Phänomen. Doch insbesondere die Bezeichnung „Theorie“ vermittle gegenüber Verschwörungsgläubigen den Eindruck, dass die jeweilige Behauptung wissenschaftlich widerlegt werden könne. Weil diese wissenschaftliche Widerlegung bei Verschwörungstheorien nicht gelingt, ist die Bezeichnung als Verschwörungsmythos wesentlich besser geeignet.
Diese Beschreibung verweise zudem auf die besondere Sichtweise, die Verschwörungsgläubige einnehmen. Betroffene vertreten die Ansicht, dass in ihrer Welt eine eindeutig gute und schlechte Seite existiert. Einen Mittelweg gibt es nicht.

Verschwörungstheorie
Ob Verschwörungstheorie, Verschwörungsmythos oder Verschwörungserzählung – es gibt viele Begriffe für ein- und dasselbe Phänomen | Foto: © kovop58 #352640405 – stock.adobe.com

Nicht für Kritik offen

Ein Großteil an Verschwörungstheorien glaubender Menschen verspürt außerdem den Drang, ständig über damit verbundene Ideen zu sprechen. Widerspruch lassen Betroffene in aller Regel überhaupt nicht zu. Verschwörungsgläubige lassen Fakten immer weniger zu, je tiefer ihr Verschwörungsglaube verankert ist. Das damit verbundene Gefühl eines Kontrollverlusts erklärt vor allem, weshalb sich Menschen insbesondere in Krisenzeiten den Verschwörungsmythen zuwenden.

Ein gutes Beispiel ist die Corona-Pandemie.

Das Coronavirus erscheint schließlich als unsichtbarer Gegner. Vermutet man hinter der Pandemie eine Verschwörung, werden die Gegner auf einmal sichtbar.

Eine Frage der Persönlichkeit

Wie sehr Betroffene in die Verschwörungswelten abdriften, richtet sich vor allem nach der Persönlichkeit. Diese Eigenschaft beschreiben Wissenschaftler als Verschwörungsmentalität. Als Verschwörungsmentalität wird die Tendenz bezeichnet, gegenüber mächtigen Personen besonders misstrauisch zu sein. Laut sogenannter Mitte-Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung aus dem Jahr 2019 tendieren mehr als 40 Prozent aller Deutschen zur sogenannten Verschwörungsmentalität.

Das bedeutet zwar nicht, dass der gleiche Anteil an Deutschen an Verschwörungsmythen glaubt – jedoch für die vermeintlichen Theorien empfänglich ist.

In Verschwörungswelten abdriften
Wie sehr Betroffene in die Verschwörungswelten abdriften, richtet sich vor allem nach der Persönlichkeit | Foto: © CameraCraft #420387693 – stock.adobe.com

Verschwörungstheorien: Wer ist besonders stark betroffen?

Zugleich betont die an der Universität Mainz an Verschwörungstheorien forschende Psychologin Pia Lamberty, dass überwiegend Männer an Verschwörungstheorien glauben. Zugleich mache sich eine hohe Tendenz bei politisch rechts orientierten Personen bemerkbar.

Dieser Trend zeichnet sich in vielen Ländern weltweit ab.

Eine tragende Rolle spielt außerdem die sogenannte Mustererkennung. Diese Erscheinung bezieht sich auf das Bemühen, Muster zu identifizieren, auch wenn überhaupt keine existieren.
Diese Annahme basiert auf einer Studie aus dem Jahr 2017, in deren Rahmen Probanden völlig unstrukturierte Gemälde als abstrakte Werke betrachten sollten. Wer diesem Gemälde Muster zuordnete, tendiert auch eher dazu, an Verschwörungstheorien zu glauben. Zusätzlich verstärkt sich der Verschwörungsglaube durch das Bedürfnis, aus der breiten Masse hervorzustechen. Menschen mit diesem Bedürfnis haben das Gefühl, sich durch ihren „Glauben“ von anderen Menschengruppen abzuheben.

Das Internet als Verbreitungsweg

Zahlreiche Komponenten können dafür verantwortlich sein, dass Mitmenschen an Verschwörungstheorien glauben. Finden Umbrüche innerhalb einer Gesellschaft statt, fördert dieser Zustand die Verbreitung von Verschwörungsmythen noch einmal zusätzlich.
In der Vergangenheit steigerte die Erfindung des Buchdrucks dieses Phänomen. Heutzutage ist die Netzwelt ein beliebter Weg der Verbreitung. Sind Betroffene zu fest mit dem Verschwörungsglauben verbunden, ist die eigene Erkenntnis oftmals die eigene Rettung. Dann sollten Mitmenschen einfach geduldig sein und stetigen Kontakt zu Betroffenen suchen.

Oftmals bewegen sich die letzten Verbindungen zur Realität fernab der Verschwörungsmythen. Suchen Verschwörungsgläubige nach einem Ausweg, ist es schön, wenn Vertrauenspersonen im direkten Umfeld zur Verfügung stehen.

Hilfe von außen annehmen

In vielen Fällen ist ein Kontaktabbruch zur betroffenen Person dennoch unumgänglich. Doch auch in diesem Fall sollten sich Mitmenschen gegenüber Verschwörungsgläubigen detailliert äußern und diese Entscheidung auch gut begründen. Gelegentlich bewegen diese Entscheidungen die Verschwörungsgläubigen auch dazu, ihren Standpunkt zu überdenken.
Wer an Verschwörungstheorien glaubt und Hilfe sucht, findet hierzulande mehrere Anlaufstellen. Dazu gehören beispielsweise die Sekten-Info NRW oder die Beratungsstelle Zebra in Baden-Württemberg.