Wie dreht man ein Musikvideo?

Ob für die Karriereleiter oder einfach nur aus Liebe zur Kunst: Ein eigenes Musikvideo ist heute gefragter denn je. Dem eigenen Ausdruck eine Fläche verleihen und online promoten – das ist der Traum vieler Künstler. Doch hohe Kosten und ein undurchsichtiger Ablauf schrecken Interessierte häufig zurück. Wir zeigen, dass ein Musikvideodreh einfacher ist als gedacht, und geben Tipps, wie man selbst zum Regisseur seines Meisterwerks wird.
Warum ein Musikvideo?
Wer seinem Publikum nachhaltig im Gedächtnis bleiben will, muss eine Marke erschaffen. Der Zuhörer oder -schauer muss wissen, bei wem es sich um den Interpreten handelt. Da reicht eine gute Melodie oft nicht aus. Für den Künstler gilt es ein Bild zu erzeugen, dass im Gedächtnis bleibt. Dazu eignet sich nichts besser als ein ansprechend produziertes Video.
Denn ganz im Sinne vom 70er Jahre Hit „Video Killed The Radio Star“ sind es auch heute noch häufig Musikvideos, die den Unterschied machen. Sie schaffen die Stars, die beim Publikum Anklang finden.
Das ist auch in Zeiten von Social-Media nicht anders. Denn wo so oft Kurzlebigkeit siegt, ist es in der Unterhaltungsbranche häufig ein ikonisches Video, das die Zuhörer an ihre Lieblingsinterpreten bindet, und dafür sorgt, dass man sich auch folgende Songs gerne anhört. Zeitgleich entstehen vor allem auf Plattformen wie YouTube zusätzliche Monetarisierungsmöglichkeiten, die über den bloßen Streaming- und Verkaufserfolg der Lieder hinausgehen. Hier können Werbemittel eingebunden werden, die den Künstlern ihre harte Arbeit bezahlt machen.

Die Vision eines Musikvideos
Doch zunächst ist es wichtig, eine Idee zu haben. Bereits vor dem Dreh sollte feststehen, was mit dem Video überhaupt ausgesagt werden soll. Natürlich sollte das Video zum Song passen und ihn idealerweise ergänzen. Ein gutes Video erzählt, genau wie ein guter Film, eine Geschichte: Es gibt eine konkrete Handlung, einen Spannungsbogen, eventuell auch Charaktere, die der Zuschauer liebt, und solche, die er hasst.
Daneben sollte das Werk einen einheitlichen Stil verfolgen. Ein gutes Musikvideo ist optisch ansprechend – eben ein bisschen wie ein Kunstwerk, das die Augen der Zuschauer an sich zieht. Dazu gehört auch die Wahl des richtigen Drehorts. Dieser sollte natürlich zur Melodie, dem Klang und der Erzählweise passen. Der Künstler steht voll in seinem Element und kann die Message, die er verbreiten möchte, ideal wiedergeben. Hat man eine Vision gefunden, können die Vorbereitungen beginnen.

Das Team zusammensetzen
Grundsätzlich lässt sich ein Musikvideo auch ganz alleine erstellen. Ein Standobjektiv filmt, während man seinen Song zum Besten gibt. Danach wird das Ganze am eigenen Laptop mit samt Ton vermischt und geschnitten. Voilá! Fertig ist das Meisterwerk, das man YouTube veröffentlicht.
Üblicherweise sind jedoch ein paar mehr Personen am Dreh beteiligt.
Neben dem Künstler sind meist ein Regisseur und ein Kreativdirektor für die Gestaltung vor der Kamera zuständig. Wer nicht über das nötige Budget verfügt, engagiert einen Freund mit Liebe zum Detail und einem guten Auge. Der kann, wenn es wirklich ums Geld einsparen geht, auch die Kameraführung übernehmen. Noch kein Meister oder Meisterwerk ist je vom Himmel gefallen. Für die Nachbereitung ist ein Editor zuständig. Um Videos zu produzieren, die im Gedächtnis bleiben, sollte hier nicht gespart werden. Angebote für einen fachkundigen Schneider findet man online schon für ein paar Euro. So muss kein professioneller Cutter engagiert werden, sondern es reicht ein Einzelauftrag.
Die Kunst des Schauspiels
Am Drehtag geht man mit voller Motivation und der Melodie im Kopf vor die Kamera. Schauspielerisches Talent entsteht häufig, wenn man sich vollends in die Situation hineinversetzt. Beim selbstproduzierten Song gelingt das oft einfacher als gedacht. Das Video lebt vom eigenen Ausdruck – man sollte also jede Emotion, die man im Song und Video rüberbringen möchte, auch wirklich fühlen. Dabei sollte man sich keine Gedanken machen, zu überspitzt und unecht zu wirken. Wie in jedem Aspekt des Lebens gilt: Übung macht den Meister. Erst, wenn man richtig aus sich herauskommt, entsteht häufig wirkliches Talent.
Oft hilft es, sich in die Situation hineinzuversetzen, in der man beim Schreiben des Songtextes war. Was hat mich geprägt? Was waren meine Sorgen und Ängste? Was hat mich veranlasst diesen Text zu schreiben? Drehpartner ist im Optimalfall jemand, dem man vertraut, oder natürlich ein professioneller Schauspieler. Häufig findet man Personen, die freiwillig an dem Projekt teilnehmen. Hier eignen sich Facebook-Gruppen oder Impro-Theater, bei denen man einfach mal nachfragen kann, um den perfekten Drehpartner zu finden.

Tipps für die Kamera
Derjenige vor der Kamera achtet darauf, kurze und nahe Einstellungen zu übernehmen. Das Auge liebt große Objekte und die Liebe zum Detail – den Star des Videos von weitem zu filmen wird nicht besonders gerne gesehen. Der Song wird einmal von hinten bis vorne abgespielt und ganz aufgenommen. Nun wird gemeinsam mit dem Schauspieler überprüft, wie das Konzept ablief. Hier finden sich meist schnell Verbesserungsvorschläge, die dann in weiteren Durchgängen eingebracht werden.
Ein ruhiges Bild ist entscheidend. Kameramänner brauchen entweder enorm ruhige Hände oder ein passendes Stativ.
Natürlich dürfen die Bilder angepasst werden – oft macht ein rhythmisch eingesetzter Zoom den Unterschied, der die Blicke der Zuschauer festsetzt. Hier darf auch der Kameramann sich genauso austoben wie der Künstler vor dem Stativ. Auch das Licht sollte Ersterer im Blick haben. Im Optimalfall dreht man bei Tageslicht an einem schattigen Platz ohne direkte Sonneneinstrahlung. Beste Voraussetzungen liefern die Morgenstunden oder der späte Nachmittag.
Fazit
Ein Musikvideo kann für jeden aufstrebenden Künstler ein Karrieresprungbrett sein. Mit einer Vision, ein wenig schauspielerischem Engagement und der richtigen Kameraführung steht dem eigenen Meisterwerk nicht mehr im Wege.