Alkohol und seine Wirkung auf das Gehirn

Feiern ohne Alkohol ist für viele Menschen undenkbar. Zu Geburtstagen, Familienfeiern, Feiertagen und anderen Anlässen werden nicht nur Wein oder Sekt, sondern auch härtere Drinks konsumiert. Es dauert sechs Minuten, bis der Alkohol das Gehirn erreicht. Er verlangsamt die Zellprozesse und wirkt in den meisten Hirnarealen dämpfend. Einige Stunden dauert es, bis der Alkohol abgebaut ist. Häufig kommt es zu einem unangenehmen Erwachen, dem Kater am nächsten Morgen.
Verlangsamung der Prozesse im Gehirn
Getrunkener Alkohol kommt bereits nach ungefähr sechs Minuten im Gehirn an, um dort seine Wirkung zu entfalten. Er hat eine dämpfende Wirkung und verlangsamt die Zellprozesse. Das macht sich bei der Kommunikation zwischen den Zellen bemerkbar. Die Reizübertragung erfolgt langsamer. Das zeigt sich in abnehmenden Reaktionen der Betroffenen. Schwindelgefühl tritt ein, auch das Sehvermögen ist eingeschränkt. Alkohol setzt die Hemmschwelle herab, die Betroffenen können verschiedene Situationen nicht mehr richtig einschätzen. Gefahren werden oft nicht mehr erkannt.
Auch in den Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien, laufen die Prozesse verlangsamt ab.
Die Energieversorgung in den Zellen wird verschlechtert. Dieser Effekt wird durch Nikotineinfluss noch verstärkt.

Der sprichwörtliche Filmriss
Bei einem hohen Konsum von Alkohol zeigt sich das extreme Ausmaß der Dämpfung im Gehirn mit dem sprichwörtlichen Filmriss. Die Betroffenen können sich am Morgen nicht mehr an Dinge erinnern, die sie am Abend zuvor erlebt haben. Der Leitende Oberarzt der Klinik für Neurologie am Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern, Martin Morgenthaler, beschreibt diesen Filmriss als Amnesie für Dinge, die von den Betroffenen gerade erlebt werden. Die Erinnerungen aus dem Kurzzeitgedächtnis werden nicht mehr ins Langzeitgedächtnis übertragen. Schlimmstenfalls fehlt die Erinnerung an die gesamte Nacht.
Die Wahrscheinlichkeit für einen Filmriss wird umso größer, je mehr Alkohol getrunken wird. Die Gefahr, einen Filmriss zu erleiden, steigt, wenn verschiedene alkoholische Getränke im Wechsel getrunken werden, wie zum Beispiel Cocktails, aber auch Wein, Bier und harte Spirituosen. Auch andere Drogen verstärken diesen Effekt.

Wechselspiel von dämpfender und euphorisierender Wirkung
Alkohol wirkt nicht in allen Hirnregionen dämpfend, sondern hat in einigen Regionen auch eine aktivierende Wirkung. Er wirkt euphorisierend und senkt die Hemmschwelle. Endorphine, Serotonin, Dopamin und andere Botenstoffe werden freigesetzt. So kann ein Rauschzustand entstehen, den viele Menschen als angenehm empfinden. Sie wollen ihn immer wieder erleben. Das ist der Grund für die hohe Suchtgefahr.
Im Gehirn wird durch den Wechsel von dämpfender und aktivierender Wirkung einiges aus dem Gleichgewicht gebracht. Am nächsten Morgen macht sich der Alkoholgenuss mit unangenehmen Folgen bemerkbar. Der Kater entsteht durch Acetaldehyd beim Abbau vom Alkohol. Es verändert die körpereigenen Botenstoffe. Die sich bildenden freien Sauerstoff-Radikalen verursachen die Kopfschmerzen. In jedem alkoholischen Getränk ist Methanol enthalten. Wird Methanol abgebaut, entstehen Formaldehyd und Essigsäure. Auch sie sind für den Kater und die damit verbundenen Beschwerden verantwortlich.
Wirkung von Alkohol auf den Schlaf
Alkohol hat eine entwässernde Wirkung, ähnlich wie Kaffee oder Tee. Wer Alkohol konsumiert, muss häufiger zur Toilette. Eine durchzechte Nacht rächt sich auch mit unruhigem Schlaf. Zuerst wird der Schlaf aufgrund der dämpfenden Wirkung des Alkohols auf das Gehirn gefördert. Viele Menschen machen ein Glas Wein am Abend zum Ritual, da sie dann besser schlafen können.
Sie grübeln nicht mehr und kommen schneller in den Schlaf, wie Neurologe Martin Morgenthaler erklärt.
In der Nacht verändert sich das. Die Giftstoffe, die beim Abbau von Alkohol entstehen, führen dazu, dass die Betroffenen mehrmals in der Nacht aufwachen und zur Toilette müssen. Auch ein Durstempfinden tritt bei vielen Betroffenen auf. Alkohol beeinträchtigt die Schlafqualität, da der Tiefschlaf nicht mehr alle Gehirnregionen umfasst. Da der Frontallappen im Gehirn aktiv bleibt, leiden viele Menschen unter schlechten Träumen.
Wie sich ein Kater vermeiden lässt
Ein Kater und dessen unangenehme Folgen lassen sich am besten vermeiden, indem nur wenig getrunken wird. Wer sich am nächsten Morgen nicht wie gerädert fühlen möchte, sollte ein alkoholisches Getränk immer in Kombination mit Wasser genießen. Eine gute Speisengrundlage kann ebenfalls einem Kater entgegenwirken. Fettreiches Essen verlangsamt die Aufnahme von Alkohol.
Es kommt auf die Qualität der alkoholischen Getränke an. Die Getränke sollten nicht durcheinander konsumiert werden. Wer sich für Wein entschieden hat, sollte dabei bleiben und nicht später auf Bier oder Cocktails umsteigen. Getränke mit einem hohen Anteil von Kohlensäure entfalten schneller ihre Wirkung im Gehirn.