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Achtung Schadstoffpartikel: Atemwegsbelastungen durch Putzmittel

Atemwegsbelastungen durch Putzmittel
Achtung Schadstoffpartikel: Atemwegsbelastungen durch Putzmittel | Foto: © Kawee #229156878 – stock.adobe.com

Insbesondere in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren ließen Milliarden an Menschen keine Bemühungen unversucht, um Büros, öffentliche Einrichtungen und die eigenen vier Wände intensiv zu säubern und zu desinfizieren.
Doch nun verweist eine Studie darauf, dass handelsübliche Säuberungsmittel für eine Desinfektion in Innenräumen die Atemwege deutlich belasten können.

Besorgniserregende Erkenntnisse

Der im Fachblatt „Science Advances“ durch US-amerikanische Wissenschaftler veröffentlichten Untersuchung (zur englischen Untersuchung) zufolge belasten kleine Schadstoffpartikel die Atemwege so sehr, dass der Effekt auf die Gesundheit mit dem Einatmen von Fahrzeug-Abgasen in einer Straßenschlucht vergleichbar ist.

Schadstoffpartikel in Putzmittel
Einer Untersuchung zufolge belasten kleine Schadstoffpartikel die Atemwege so sehr, dass der Effekt auf die Gesundheit mit dem Einatmen von Fahrzeug-Abgasen in einer Straßenschlucht vergleichbar ist | Foto: © Kawee #229157291 – stock.adobe.com

Kein neues Untersuchungsergebnis

Mittlerweile wurde schon im Rahmen mehrerer Studien nachgewiesen, dass sich Putzmittel schädlich auf die Gesundheit auswirken.

Im Rahmen einer 2018 publizierten Langzeitstudie aus Norwegen stellten Wissenschaftler bereits fest, dass oft putzende Menschen eine vergleichsweise schwache Lunge haben.

Die an der Universität Bergen tätigen Forscher stellten im Rahmen der Untersuchung fest, dass bei Reinigungskräften ein besonders starker Abfall der Lungenfunktion vorliegt. Diese Thesen wurden durch andere Reinigungskräfte bestätigt.

Handschuhe als Schutzmaßnahme

Eine der wichtigsten Maßnahmen als Schutz vor Reinigungsmitteln ist das Tragen von Handschuhen. Doch nicht nur ein unmittelbarer Hautkontakt mit den Chemikalien ist problematisch. Die an der aktuellen US-amerikanischen Studie beteiligten Wissenschaftler fokussierten sich auf sekundäre sowie primäre Emissionen von Putzmitteln – insbesondere solche Reinigungsmittel, die einen „natürlichen“ Duft von Pinien sowie Zitrusfrüchten unterbreiten.
Diese Erzeugnisse enthalten Monoterpene, die wiederum ein wichtiger Bestandteil von ätherischen Ölen sind. Diesen Monoterpenen gehören Campher, Limonene sowie Alpha- und Beta-Pinen an. Nach Aussagen der Forscher setzen diese Inhaltsstoffe flüchtige organische Verbindungen frei.

Handschuhe als Schutzmaßnahme
Handschuhe als Schutzmaßnahme | Foto: © Freedomz #222177645 – stock.adobe.com

So verlief die Untersuchung

Die flüchtigen organischen Verbindungen – auch als VOC bekannt – entstammen zahlreichen Quellen. Einige dieser Verbindungen lösen Kopfschmerzen, Sinnesreizungen, organische Schäden oder sogar Krebs aus.

Zudem weisen die Wissenschaftler in der Studie darauf hin, dass die VOC oxidieren können.

Dadurch entstehen wiederum sekundäre organische Aerosole wie Carbonsäuren, Carbonyle, Alkohole sowie Peroxide. Zur Messung der primären und sekundären Emissionen richteten die Forscher einen rund 20 Quadratmeter großen Testraum ein. Indem die Wissenschaftler permanent Raumluft analysierten, wurde das Zimmer über längere Zeit mit handelsüblichem und auf Monoterpenen basierenden Reinigungsmittel gesäubert.

Auswirkungen auf die Lunge

Die Raumluft-Analyse ergab, dass diesen Reiniger nutzende Personen zum Beginn der Reinigung bis zu 40 Mikrogramm primärer flüchtiger organischer Verbindungen pro Minute einatmeten. Dazu kamen zwischen 0,1 und 0,7 Mikrogramm von sekundären organischen Aerosolen, die durch die Reaktion des Mittels mit Raumluft zustande kamen.
Dieser Masseanteil ist zwar recht gering. Dennoch könnten sich zahlreiche der entstandenen Partikel negativ auf die Gesundheit auswirken und tiefste Regionen der Lunge erreichen. Eine durch die Nanoteilchen ausgelöste Belastung erreicht Dosiswerte in Atemwegen, die ungefähr mit den Kenngrößen vergleichbar sind, die durchs Einatmen verkehrsbedingter Aerosole in einer urbanen Straßenschlucht in die Lunge gelangen.

Erkrankungen vorbeugen: Lüften hilft

In diesem Zusammenhang betonten die Autoren der Studie ebenfalls, dass ihre Kenntnisse über toxologische Besonderheiten der Teilchen in Innenräumen bislang stark beschränkt sind. Trotz der Unsicherheiten sollten vor allem die Personen Vorsicht walten lassen, die besonders viel Arbeitszeit mit der Säuberung von Oberflächen in Innenräumen verbringen.
Um die Ansammlung der Teilchen in Innenräumen zu reduzieren, ist intelligentes Lüften hilfreich. Hierbei müssten jedoch die Ozonwerte draußen berücksichtigt werden.