Dramatische Zustände an deutscher Schule: Dutzende Kinder bleiben sitzen
Laut aktuellen Studien schneiden Grundschüler in Deutschlands Schulen immer schlechter ab. Für diesen besorgniserregenden Zustand nennt eine Schuldirektorin aus Ludwigshafen nun mögliche Gründe.
Viele Probleme in Mathematik und Deutsch
Hierzulande hat sich das Leistungsniveau von Grundschülern in jüngster Vergangenheit dramatisch verschlechtert.
Dieses Ergebnis resultierte aus einer aktuellen Studie der Kultusministerkonferenz, die alle fünf Jahre durchgeführt wird.
Der Untersuchung zufolge haben immer mehr Viertklässler wesentlich mehr Probleme in Mathematik und Deutsch als vor fünf Jahren.
Drastische Zustände
Erste Probleme treten laut Aussagen einer Grundschuldirektorin aus Rheinland-Pfalz jedoch wesentlich eher auf. Wie die Pädagogin aus Ludwigshafen betont, ist allein an ihrer Schule ein Drittel aller Erstklässler versetzungsgefährdet.
Die an der Grundschule Gräfenau tätige Direktorin Barbara Mächtle verwies darauf, dass an ihrer Schule 40 von insgesamt 132 Schulkindern das Abschlussziel der ersten Klasse nicht erreicht haben. Von diesem Resultat ist Mächtle schockiert. Der Anteil an betroffenen Schülern hat sich dadurch im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt.
Unzureichende Deutschkenntnisse
Für diese Entwicklung sind nach Mächtles Aussagen verschiedene Gründe verantwortlich. Eine Ursache sind unzureichende Deutschkenntnisse.
Wie die Grundschuldirektorin betont, haben 98 Prozent ihrer Grundschüler und Grundschülerinnen einen Migrationshintergrund.
Einige der Schulkinder befanden sich vor kurzer Zeit noch auf der Flucht. Die traurige Tendenz erschweren außerdem staatliche Strukturen, da allein in Ludwigshafen rund 2.000 Kitaplätze fehlen. Kann das Elternhaus die fehlende Förderung nicht kompensieren, mangelt es an einem optimalen Start in den Grundschulalltag.
Mangelnde soziale Kompetenzen
Darüber hinaus mangelt es vielen Jungen und Mädchen an sozialen Kompetenzen. Beispielsweise berichtet die Grundschuldirektorin davon, dass viele Schüler:innen noch nicht einmal wissen, was ein Schulmäppchen sei. Andere Kinder sind zudem nicht dazu in der Lage, Zahlen von Würfeln abzulesen. Eltern gelingt es oftmals nicht, ihren Nachwuchs optimal schulisch zu unterstützen.
Zum Teil leben die Kinder in Familien, deren Eltern selbst nur für vier Jahre die Schule besucht haben und die regelmäßige Schulbesuche auch nicht als notwendig erachten. Erhöhter Aufklärungsbedarf ist dadurch zwar zwingend erforderlich.
Allerdings mangelt es im Gegenzug an der nötigen Zeit, um Schulunterricht effektiv durchzuführen. Andere Schulkinder bringen zwar den nötigen Lernwillen mit, müssen jedoch auf Lern-Möglichkeiten verzichten. Die Rede ist beispielsweise von Müttern, die gern einen Sprachkurs besuchen möchten. Allerdings sind keine Betreuungspersonen vorhanden, die in dieser Zeit auf ihre Kinder aufpassen.
Probleme durch stetigen Lehrermangel
Auf der anderen Seite verschärft stetiger Lehrermangel die Situation noch einmal zusätzlich. Laut Mächtle arbeiten in vier von 22 Klassen keine ausgebildeten Grundschullehrkräfte.
Deshalb plädiert die Schulleiterin für mehr Personal, das die Kinder beim Erlernen von Alltagsfähigkeiten unterstützt.
Ihrer Meinung nach wäre zudem ein verpflichtendes letztes Kitajahr zwingend erforderlich. Nach ersten Berichterstattungen in der „Rheinpfalz“ über den dramatischen Zustand schaltete sich mittlerweile das zuständige Schulministerium ein. Deshalb sind für die kommende Zeit Gespräche über das Thema anberaumt.
Leider kein Einzelfall
Statistiken beweisen, dass die Zustände an der Grundschule in Ludwigshafen auch kein Einzelfall sind. Aus dem Bildungsbericht 2022 geht hervor, dass ein Abbau von sozialen Ungleichheiten während der Schullaufbahn eine wichtige Herausforderung bleibt.
Beispielsweise bestätigen die Untersuchungen, dass Kinder aus sozial schwachen Elternhäusern wesentlich seltener einen höher qualifizierenden Bildungsgang oder eine Schulart als gleichaltrige Personen mit einem höheren Sozialstatus besuchen. Dadurch würden bereits im Grundschulalter Leistungsrückstände von bis zu einem Jahr aufkommen.