So überwinden Sie Ihre Flugangst
Sicher haben Sie diesen Satz schon oft gehört: „Du stirbst eher bei einem Autounfall als bei einem Flugzeugabsturz“. Wenig tröstlich für all diejenigen, die verständlicherweise ein wenig beunruhigt sind. Beunruhigt von der Vorstellung, Hunderte von Kilometern pro Stunde und etwa 10 Kilometer über der Erdoberfläche in einem Ding aus Metall zu fliegen. Einem Flugzeug, das nach logischem Menschenverstand viel zu schwer zum Fliegen ist. Sie haben trotzdem Angst? Hier erfahren Sie, was Sie gegen Flugangst tun können:
Hat jemand Flugangst, kennt er meist die Fakten
Wenn Sie unter Flugangst leiden, wissen Sie sicher selbst, dass Fliegen eine äußerst sichere Form des Reisens ist. Das Problem ist, dass Ihr Körper trotzdem reagiert, wenn Sie ein Flugzeug betreten. Sie bringen ganz unterbewusst Flugzeuge mit Angst in Verbindung.
Während eine klinische Diagnose von Aviophobie – Flugangst – ziemlich selten ist und nach einigen Schätzungen nur 2,5 Prozent der Bevölkerung betrifft, ist die allgemeine Angst vor dem Fliegen weitaus häufiger.
Einige befürchten, zu lange in geschlossenen Räumen zu sein, andere mögen keine Höhen. Eine ausgewählte Gruppe hat sogar Angst davor, dass sie während des Fluges versehentlich eine Flugzeugtür öffnen könnten. Darüber hinaus machen sich einige Passagiere Sorgen über Keime und Viren (Hallo, COVID-19), und andere haben einfach Angst, dass sie in einem Flugzeug Angst haben. Also die Angst vor der Angst. Was auch immer Ihr Auslöser sein mag, es gibt viele Möglichkeiten, wie Sie Ihre Angst lindern können.
Turbulenzen kennen- und verstehen lernen
Turbulenzen sind nichts anderes als Windströmungen, bei denen das Flugzeug ein bisschen wackelt. Ein Flugzeug kann grundsätzlich nicht einfach so aus der Luft fallen. Stellen Sie es sich so vor, als würden Sie auf einer holprigen Straße fahren. Davon bauen Sie auch nicht gleich einen Unfall. Oder als würden Sie mit dem Boot bei Wellengang fahren – davon geht es nicht unter. Und Flugzeuge sind natürlich speziell darauf ausgelegt, Turbulenzen zu bewältigen – und zu minimieren.
Wenn Sie also aus dem Fenster schauen und sehen, wie sich die Tragfläche während der Turbulenzen auf und ab bewegt, dann ist das was Gutes. Es bedeutet nämlich nicht, dass das Flugzeug gleich auseinanderbricht. Die sich biegenden Flügel fungieren wie Stoßdämpfer, die eine holprige Fahrt angenehmer gestalten. Hinzu kommt, dass es inzwischen Technologien gibt, die Turbulenzbereiche vorhersagen. Piloten vermeiden diese Bereiche so gut es geht, weswegen es immer weniger Turbulenzen auf Flügen gibt.
Informationen sammeln
Flugzeuge sind mystische – wenn auch alltägliche – Maschinen. Sie machen seltsame Geräusche und sorgen für einzigartige Empfindungen. Sie sind komplex. Und sie arbeiten in einem System, das so wenig Parallelen zu dem hat, was die Menschen kennen und verstehen. Dass Ihnen das Angst macht, ist nicht unverständlich. Sie können jedoch etwas dagegen tun, indem Sie lernen, wie das Flugzeug funktioniert.
Dazu gehört auch, sich zu informieren, wie Flugzeuge im Notfall ausgelegt sind.
Interessant ist zudem die Luftzirkulation in Flugzeugen. Insbesondere seit der Corona Pandemie fürchten sich viele vor Keimen im Flugzeug. Tatsächlich wird in ein Flugzeug jedoch kontinuierlich frische Luft reingepumpt. Alle drei Minuten atmen Sie Frischluft in der Kabine und die recycelte Luft wird durch einen HEPA-Filter geleitet. Solche Filter entfernen bis zu 99,9 Prozent aller Bakterien und Viren.
Hinzu kommt, dass diese Luft von der Decke zum Boden strömt und nicht von hinten nach vorne – oder umgekehrt. Sie können sich also nicht von dem Menschen zwei Reihen hinter sich anstecken. Außer natürlich, jemand hustet oder niest Sie an, doch dafür tragen wir alle Masken.
Mit den Flugbegleitern sprechen
Flugbegleiter sind immer für Sie da. Sie sind darin geschult, mit Ohnmachtsanfällen, Hyperventilation und zahlreichen weiteren gesundheitlichen Vor- und Notfällen umzugehen, die im Flugzeug auftreten können. Sie sind außerdem Experten für Flugsicherheit: Flugbegleiter werden von den Fluggesellschaften zu einer jährlichen Präsenzschulung verpflichtet, die durch regelmäßige Online-Schulungen ergänzt wird.
Sie sind also über alle Notfallverfahren immer bestens informiert. Wenn Sie vor dem Flug mit den Flugbegleitern sprechen, können diese ein besonderes Auge auf Sie haben und unter Umständen schnell eingreifen.
Selbst fliegen
Die meisten Menschen haben keine Angst vor dem Fliegen an sich, sondern Angst vor dem, was sie nicht kennen bzw. vor dem, was sie nicht unter Kontrolle haben. Das ist nur menschlich. Indem Sie eine Flugstunde nehmen und einmal im Leben selbst fliegen, können Sie das Geheimnis des Fliegens jedoch lüften.
Wenn Sie dazu nicht bereit sind, versuchen Sie es mit einem Simulator.
Egal, wie – wenn Sie eine echte Flugsituation erleben (ob simuliert oder nicht), können Sie als Passagier den Piloten, das Flugzeug und das Fliegen selbst beim nächsten Flug viel besser verstehen. Sie wissen dann auch, wie ein Flugzeug funktioniert.
Wählen Sie einen geeigneten Sitz
Eines der wenigen Dinge, über die Passagiere auf einem Flug die Kontrolle haben, ist die Wahl eines Sitzplatzes. Wenn Sie sich in der Luft unwohl fühlen, lohnt es sich, für diese Wahl ein wenig mehr Geld auszugeben. Sobald Sie festgestellt haben, wovor Sie beim Fliegen genau Angst haben, richten Sie Ihre Sitzplatzwahl nach dem Auslöser. Im Prinzip vermeiden Sie also den Trigger:
- Haben Sie Höhenangst, halten Sie sich von Fenstern fern
- Wollen Sie wissen, was draußen vor sich geht, wählen Sie einen Platz am Fenster
- Sind Sie klaustrophobisch, sitzen Sie besser am Gang (ein Upgrade in die Premium Economy, Business oder First Class wäre ebenfalls eine Überlegung wert)
Suchen Sie einen Therapeuten auf
Wenn Ihre Angst Sie wirklich lähmt, suchen Sie sich am besten professionelle Hilfe. Ärzte können Ihnen Medikamente gegen Angstzustände verschreiben, Therapien können Ihr Verhalten beeinflussen. Möchten Sie etwas Alternatives ausprobieren? Dann erwägen Sie zum Beispiel Hypnose.
Während der Hypnose kann das Unterbewusstsein so programmiert werden, dass sich die Angst löst.
Eine echte Flugphobie wird normalerweise durch ein Ereignis in der Vergangenheit ausgelöst. Das könnte zum Beispiel ein turbulenter Flug oder eine klaustrophobische Erfahrung sein. Auch möglich ist, dass ein Elternteil früher mal Flugangst geäußert hat.
Lenken Sie sich ab
Manche Leute können sich in einem guten Film oder Podcast verlieren. Andere vertiefen sich in ein Buch. Vielleicht können Sie das auch – nur nicht in der Luft. So einfach ist es also meistens nicht. Was vielleicht besser hilft, ist, sich an etwas Ungewohntes zu wagen. Etwas, dass Ihre volle Aufmerksamkeit und Konzentration erfordert. Fokussieren Sie sich zum Beispiel auf Ihre andere Gehirnhälfte. Wenn Sie Rechtshänder sind, schreiben Sie einen Brief oder immer wieder Ihren Namen – aber mit der linken Hand. Das hilft, um Sie von der Angst abzulenken.
Fliegen Sie trotzdem
Der beste Weg, um die Flugangst oder -phobie zu bekämpfen, ist zu fliegen. Sich mit der Angst zu konfrontieren, ermöglicht es Ihnen, zu heilen. Klingt verrückt, ist aber so.
Vermeidung verstärkt Ihre Ängste nur noch mehr. Auch hier können Sie zum Beispiel zuerst bzw. immer wieder in einen Flugsimulator gehen. Wenn Sie aber wirklich Ihre Flugangst überwinden möchten, steigen Sie am besten in ein echtes Flugzeug.