Gibt es bald ein globales Abkommen gegen Plastikmüll?
Vertreter von 193 Staaten kamen Ende November 2024 auf der ersten globalen UN-Plastikkonferenz im koreanischen Busan zusammen. Jedes Jahr werden weltweit ungefähr 400 Millionen Tonnen Plastik produziert. Ein Durchbruch könnte erzielt werden, doch sind Beobachter skeptisch.
Ziel der Konferenz ist ein Vertrag mit Regeln, die weltweit gültig und verbindlich sind. Die Regeln könnten die Grundlagen im Kampf gegen die zunehmende Plastikverschmutzung der Meere und an Land sein.
Teilnehmer der Konferenz sind skeptisch
Viele Teilnehmer an der Konferenz sind skeptisch, ob es gelingen wird, den Plastikmüll deutlich zu reduzieren. Melanie Bergmann vom Alfred-Wegener-Institut (AWI) ist Meeresökologin und Teilnehmerin der deutschen Delegation. Sie befürchtet, dass die ehrgeizigen Ziele kaum erreicht werden. Sie erinnert sich jedoch daran, dass die Ausgangslage gut war.
Von Ländern wie Russland, Saudi-Arabien oder Iran kommt Gegenwind. Diese Länder verfügen über starke fossile Industrien.
Das weltweite Plastikproblem
Das Umweltprogramm der UNO, UNEP, geht von einem Plastikverbrauch der Menschen allein im Jahr 2024 von 500 Millionen Tonnen aus. Davon werden 400 Millionen Tonnen am Ende Müll sein. Laut UNEP könnte der weltweite Plastikverbrauch bis 2060 auf 1,2 Milliarden Tonnen ansteigen. Die Produktion von Plastik aus fossilen Ausgangsstoffen wie Öl ist stark am Treibhausgasausstoß beteiligt. Eine ausreichende Müllentsorgung ist in zahlreichen Ländern nicht vorhanden. In der Folge gelangt das Plastik oft in die Natur.
Bedrohung für Ökosysteme und Menschen
Die Verschmutzung der Meere durch Plastik stellt ein immer größer werdendes Problem für Ökosysteme, Tiere und Menschen dar. Das GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung geht davon aus, dass die Ozeane schon durch mehr als 100 Millionen Tonnen Plastikmüll verschmutzt wurden. Im Pazifik treiben bereits beachtliche Müllstrudel. Nur ungefähr ein Prozent davon treibt an der Oberfläche.
Ein gewaltiges Problem stellt das Mikroplastik dar, zu dem sich Plastik im Laufe der Zeit zersetzt.
Es zerfällt in immer kleinere Teile und gelangt ins Trinkwasser, wo es bereits nachgewiesen wurde. Sogar in menschlichem Gewebe wiesen Forscher Mikroplastik nach.
Viele Einigungen beim Plastikabkommen offen
Beim Plastikabkommen, das mehr als 70 Seiten umfasst, sind noch viele Einigungen offen, was die ungefähr 3.000 eckigen Klammern beweisen. Dabei handelt es sich um Textstellen, über die noch keine Einigung erzielt werden konnte.
Melanie Bergmann vom AWI spricht sich für die Option aus, dass ambitionierte Staaten ein Abkommen beschließen und den anderen Staaten ihre Maßnahmen aufzwingen könnten.
Begrenzung der Plastikproduktion
Ein wichtiges Thema der Plastikkonferenz ist die Begrenzung der Plastikproduktion. Denkbar sind auch neue Technik und Recycling-Lösungen, um Plastikmüll künftig zu vermeiden. Melanie Bergmann hält beides für notwendig. Recycling allein ist schwierig, da es zahlreiche Materialien gibt, die alle unterschiedlich recycelbar sind. In zahlreichen Ländern im globalen Süden ist für das Recycling auch keine Infrastruktur vorhanden.
Eine wichtige Frage ist auch die Finanzierung der Maßnahmen. Um Einigung zu erzielen, hält Henning Wilts vom Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie eine faire Verteilung der Chancen und Risiken für notwendig. Dazu müssen Hersteller von Kunststoffen, Industrie im Allgemeinen, Recyclingindustrie und verarbeitende Industrie einbezogen werden.
Plastiksteuer für sinnvoll erachtet
Die Hersteller wurden bislang an den Kosten für das Abfallmanagement nicht beteiligt. Henning Wilts spricht sich für eine Plastiksteuer aus. Alternativen zu Plastik könnten damit attraktiver werden. Henning Wilts spricht davon, dass Plastik viel zu billig ist.
Es ist leicht verfügbar und wird daher als bevorzugtes Material für Verpackungen genutzt.
Grundsatzfragen bei der Plastikvermeidung
Bei der Vermeidung von Plastik müssen Grundsatzfragen geklärt werden. Es geht darum, welche Bereiche der Liefer- und Recyclingkette von Plastik durch das Abkommen abgedeckt werden sollen. Um mehr Plastik zu recyceln, müssten die Abfallsammelsysteme verbessert werden. Auch Regelungen zur Produktion von neuem Plastik sind denkbar. Von den weltweit ungefähr 500 Millionen Tonnen an produziertem Plastik werden nur ungefähr zehn Prozent weltweit recycelt. In der Natur landen fast 150 Millionen Tonnen Plastik, da sie nicht fachgerecht entsorgt werden.
Die Weltbank schätzt, dass die weltweite Plastikproduktion 2040 bei ungefähr 700 Millionen Tonnen liegen könnte. Ein wichtiger Lösungsansatz ist verbessertes Recycling im größeren Umfang. Henning Wilts spricht sich dafür aus, das Thema Einwegplastik in Angriff zu nehmen, um den Plastikmüll zu reduzieren.