Huawei Android-Bann: steht die Zukunft des chinesischen Herstellers in den Sternen?
Die Auseinandersetzungen zwischen Huawei und den USA sind in den vergangenen Tagen eskaliert. Das US-Handelsministerium vermerkte den chinesischen Hersteller auf seiner schwarzen Liste. Seitdem wenden sich immer mehr Unternehmen von Huawei ab.
Diese Entscheidung trafen nicht nur US-amerikanische Unternehmen. Weil viele Hersteller US-Technologien anwenden, haben inzwischen auch europäische und asiatische Unternehmen reagiert.
Bewährte Kooperationen drohen zu enden
Besonders hart ist für den chinesischen Produzenten das Kooperationsende mit Google und ARM. Diese Dienstleister formten bisher die Grundlage für die Hard- und Software der Smartphones.
Da Huawei mittlerweile die Android-Lizenz entzogen wurde, darf der Hersteller auch nicht mehr den Play Store und andere Google-Technologien nutzen, die generell schon nicht frei im Quellcode erhältlich gewesen sind.
Das Ende der Kooperation mit ARM hat zur Folge, dass das chinesische Unternehmen keine neuen Prozessoren mehr erhält, die im Smartphone-Segment jedoch zum Standard dazu gehören. Das bedeutet, dass der Anbieter eigentlich ein neues Betriebssystem mit eigenem App-Store benötigt und auf US-Apps wie Facebook, Instagram oder YouTube verzichten muss. Außerdem müssten nachfolgende Smartphone-Generationen mit einer vollständig erneuerten Prozessarchitektur ausgestattet sein. Diese Entwicklung würde vermutlich eines mehrjährigen Prozesses bedürfen und könnte außerhalb Chinas zum Aus des Herstellers in der Smartphone-Sparte führen.
Wie gut stehen die Chancen auf eine Einigung?
Derzeit schaut die gesamte Smartphone-Welt mit Spannung darauf, ob die US-Regierung und Huawei nicht trotzdem noch eine Einigung erzielen. Menschen aus aller Welt sind sich unsicher, welche Konsequenzen die Auseinandersetzungen für aktuelle Huawei-Modelle oder geplante Huawei-Käufe haben. Besonders wichtig ist die Frage für Handynutzer, die aktuell ein neues Smartphone suchen und bereits mit einem Huawei liegäugelten.
Ob diese Wahl noch immer eine gute Entscheidung ist, hängt in erster Linie von der Risikobereitschaft der Käufer ab. Wer derzeit nicht dringend auf ein neues Handy angewiesen ist, ist gut beraten, die derzeitige Entwicklung aus der Ferne zu beobachten. Wer sich hingegen aktuell für ein Huawei-Smartphone entscheidet, schöpft noch immer aus dem Vollen. Die voll lizenzierten Geräten stehen mit Zugriffen auf den Play Store, Google Apps und alle weiteren wichtigen Infrastrukturdienste bereit. Doch bislang ist nicht abzusehen, wie sich diese Situation entwickeln wird. Alles, was bisher eindeutig ist, ist auf Statements von Google und Huawei zurückzuführen. Diesen Aussagen zufolge sind App-Updates und Sicherheitsaktualisierungen auch in Zukunft über den PlayStore erhältlich.
Drastische Versionssprünge sind wohl nicht zu erwarten
Was jedoch auffällt, ist die Tatsache, dass von markanten Versionssprüngen auf neue Android-Varianten keine Rede ist. Das könnte darauf schließen lassen, dass Updates auf Android 10 oder andere Versionen auf Huwaei-Geräten nicht mehr geplant sind.
Außerdem sei erwähnt, dass selbst die geringste Form der Kooperation – stetige Sicherheitsaktualisierungen zwischen Huawei und Google – aktuell auf nur 90 Tage lang gültigen Ausnahmeregelungen basieren. Die Zukunft steht derzeit noch in den Sternen. Wird die Zusammenarbeit komplett eingestellt, wird es für den chinesischen Hersteller gewiss besonders schwierig, generell noch Sicherheitsaktualisierungen vorzunehmen. Doch das ist eine reine Mutmaßung.
Muss sich Huawei zwischen diesen beiden Optionen entscheiden?
Aufgrund der aktuellen Lage stehen Huawei eigentlich nur zwei Optionen zur Wahl. Eine Möglichkeit besteht darin, das aktuelle System mit minimaler Wartung fortzusetzen und darauf zu hoffen, zumindest für Updates und Sicherheitsaktualisierungen eigene Komponenten zu liefern. Anderenfalls wäre Huawei gezwungen, ein komplett neues System ohne Google-Services für aktuell bestehende Geräte bereitzustellen.
Allerdings bedarf ein kompletter Ersatz des Betriebssystems vermutlich eines manuellen Einspielens von neuer Firmwäre. Dieser Schritt wäre für Nutzer mit einem hohen Aufwand verbunden. Doch selbst bei der Entscheidung für eine einfache Update-Lösung bleibt nicht aus, dass alle gewohnten Google-Apps sowie Apps der meisten anderen Produzenten schlichtweg verlorengehen.
Gibt es Huawei-Smartphones schon bald zum Schnäppchenpreis?
Sollen sich zukünftige Smartphone-Besitzer nun ein neues Huawei-Handy kaufen oder nicht? Auf diese Frage gibt es noch keine eindeutige Antwort.
Wer jedoch auf eine baldige Beilegung der Streitereien spekuliert und auf eine schnelle Beilegung des Streiks hofft, könnte die Smartphones schon in wenigen Wochen zum besonders günstigen Preis erwerben.
Schließlich ist derzeit anzunehmen, dass sich die Preise mit zunehmender Dauer der Auseinandersetzung reduzieren werden. Wer bereit ist, dieses Risiko einzugehen, könnte sich deshalb schon bald über besonders günstige Hardware freuen. Unter Zeitdruck stehen Kaufinteressenten übrigens nicht. Denn von einem Mangel an Huawei-Smartphones kann derzeit keine Rede sein. Schließlich erwarb der Produzent in letzter Zeit bereits zahlreiche Komponenten, um sich auf eine solche Krise vorzubereiten und damit etwaig auftretenden Lieferengpässen entgegenzuwirken.
Nicht zu übereilt handeln
Die derzeitige Situation wirft natürlich auch bei aktuellen Huawei-Smartphonebesitzern neue Fragen auf. Gewiss stellt sich der eine oder andere Handybesitzer die Frage, ob der Wechsel zu einem anderen Hersteller nicht empfehlenswert ist.
Allerdings wäre die Entscheidung vorzeitig getroffen. Immerhin wirken sich die derzeitigen Diskrepanzen in keiner Hinsicht auf Besitzer der Smartphones aus. Deshalb wäre es völlig übereilt, aus Sicherheits- oder Panikgründen auf ein anderes Gerät zu wechseln. Dennoch besteht zumindest die theoretische Chance, dass die Unstimmigkeiten auf politische Weise beigelegt werden.