Zinsanstieg: Konsequenzen für die Kreditvergabe
Über viele Jahre hinweg verfolgte die Europäische Zentralbank eine Nullzinspolitik. Aufgrund erheblicher Teuerungen infolge der Inflation sah sich das Finanzinstitut jedoch mittlerweile gezwungen, gegenzusteuern. Von dadurch entstehenden Auswirkungen bleiben auch Verbraucher nicht verschont.
Konsequenzen für Kreditinteressenten
Seit August 2023 gilt für den Euroraum ein durch die Europäische Zentralbank festgelegter Zinssatz für Hauptrefinanzierungsgeschäfte in Höhe von 4,25 Prozent.
Längst sind die Zeiten vorbei, in denen Banken sich bei der EZB Geld zum Nulltarif leihen konnten.
Dadurch werden Einlagen von Verbrauchern wieder zunehmend interessant. Doch mit welchen Konsequenzen müssen Privatpersonen rechnen, die einen Kredit wünschen?
Größere wirtschaftliche Entscheidungen mit Bedacht treffen
Generell sind Kreditinteressenten gut beraten, wenn sie sich regelmäßig auf einem Finanzportal wie Finanzradar informieren und die Zinsentwicklung dadurch stets im Auge behalten. Angesichts der gestiegenen Zinsen ist ein kritischer Vergleich von Kreditangeboten wichtiger denn je.
Wer sich für das gewünschte Finanzierungsvorhaben den bestmöglichen Effektivzins sichert, muss zwar möglicherweise etwas Zeit investieren. Doch dieser Zeitaufwand zahlt sich dauerhaft in barer Münze aus.
Deutlich höhere Kreditzinsen
Durch die Anpassung des Zinssatzes haben sich die Kreditzinsen in den vergangenen Monaten ebenfalls deutlich erhöht. Diese steigenden Marktzinsen werden zumeist unmittelbar an Kunden und Kundinnen weitergegeben. Demzufolge müssen Verbraucher und Verbraucherinnen für Darlehen wie Immobilien-, Dispositions- und Konsumentenkredite tiefer in die Tasche greifen.
Aus diesen Gründen raten Verbraucherschützer im Umgang mit überteuerten Kontoüberziehungskrediten beispielsweise an, diese Art von Darlehen höchstens zur Überbrückung finanzieller Engpässe zu nutzen.
Auf langfristige Sicht sind normale Verbraucherkredite jedoch zumeist die bessere Wahl.
Vor- und Nachteile eines Forward-Darlehens
Bei einem auslaufenden Immobilienkredit hinterfragen Betroffene hingegen häufig, welche Regelung sie nach dem Ende der Zinsbindung treffen. Allerdings ist es schwierig, eine Vorhersage zu der Frage zu treffen, wie sich Bauzinsen mittelfristig entwickeln werden.
Ob ein Forward-Darlehen – und die damit verbundene Anschlussfinanzierung mit festgelegtem Zinssatz – eine gute Wahl ist, muss von Fall zu Fall entschieden werden. In den Augen von Verbraucherschützern sei es am wichtigsten, die Finanzierung abzusichern und somit den Erhalt der Immobilie abzusichern.
Besondere Bedingungen bei Bauzinsen
Besondere Bedingungen gelten für die Entwicklung von Bauzinsen, weil sich Baudarlehen schon seit der ersten Jahreshälfte 2022 drastisch verteuert haben.
Seit Oktober 2022 schwanken Bauzinsen zwischen 3,5 und 4,5 Prozent.
Obwohl die Zinsen im Juli 2023 leicht sanken, bewegt sich der Zinssatz für die meisten Zinsbindungsfristen um die vier Prozent. Aktuell gehen Kreditexperten von einem Zinsgipfel von bis zu fünf Prozent aus.
Flexibel auf die Höhe von Kreditzinsen reagieren
Zusätzlich ist es sinnvoll, größere wirtschaftliche Entscheidungen nach der Zinsentwicklung zu richten. Bei einer aktuellen Suche nach einem Kredit oder einer langfristigen Geldanlage sind die aktuelle Zinsentwicklung sowie Prognosen für die weitere Entwicklung ausschlaggebende Faktoren.
Je nach absehbarem Zinsanstieg oder deren Senkung ist es ratsam, eine Kreditaufnahme noch etwas zu verschieben oder diese so schnell wie möglich vorzunehmen.
Strengere Richtlinien für die Kreditvergabe
Weil Kreditnehmer mittlerweile wesentlich mehr Geld für ihre Darlehen bereithalten müssen, sind Banken inzwischen auch deutlich strenger bei der Kreditvergabe.
Richtlinien zur Kreditwürdigkeit sind seitdem an wesentlich mehr Bedingungen geknüpft.
Diese Vorgaben führen wiederum dazu, dass Kreditinteressierte inzwischen ein höheres Mindesteinkommen nachweisen müssen. Größere Überschüsse in der monatlichen Haushaltsrechnung sind ebenfalls von Vorteil.
Kredite als teure Investition
Grundsätzlich sollten sich potentielle Kreditnehmer vor Augen führen, dass sie einem Zinsanstieg derzeit nicht entkommen können. Wer sich in Zeiten wie diesen für ein Darlehen entscheidet, muss diese Investition teuer bezahlen. Mittlerweile ist es ein teures Unterfangen, sich von Banken Geld zu leihen.
Von Fall zu Fall ist es dennoch die bessere Entscheidung, gezielt auf bestimmte Investitionen zu sparen – in jedem Fall die günstigere Entscheidung.