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Expedition bei Minustemperaturen: Unterwegs mit der „Polarstern“

Unterwegs mit der Polarstern
Unterwegs mit der Polarstern

Seit mittlerweile einem Jahr erobert das Forschungsschiff „Polarstern“ mittlerweile schon die Arktis. Auf dem Schiff befindet sich unter anderem der Bremer Physiker Christian Katlein. In seinen Berichten lässt er andere Menschen an dieser Grenzerfahrung teilhaben.

Minustemperaturen von bis zu 35 Grad Celsius

Treten Christian Katlein und seine Kollegen nach draußen, sind sie zu jeder Tages- und Nachtzeit von Dunkelheit umgeben. Um einen Eindruck von der Umgebung zu bekommen, kommen deshalb Laserscanner, Nachtsichtgeräte, Infrarotkameras oder Scheinwerfer zum Einsatz. Diese Bedingungen erschweren sich außerdem durch die zusätzliche Kälte, die zum Teil auf der Expedition herrscht. Der Tiefstrekord beträgt minus 35 Grad Celcius.

Ein großes Camp auf einer Eisscholle

Bereits mehrere Monate war der Meereis-Physiker auf der „Polarstern“ zu Hause. Dieses Schiff dockt seit mittlerweile einem Jahr auf einer großen Eisscholle an, die sich ihren Weg durch die zentrale Arktis bahnt. Auf der Scholle wurde ein Camp mit verschiedenen Forschungsinstrumenten errichtet. Forscherteams wechseln sich auf dem Schiff ab.

Die Mammut-Expedition startete im September 2019. Katlein berichtet von Polarnächten, die trotz oder gerade aufgrund der Dunkelheit sogar recht erträglich erscheinen. Diesbezüglich äußerte sich Katlein und betonte, dass sich der Körper durch die durchgehende Dunkelheit gar nicht erst daran erinnert, dass so etwas wie Sonne überhaupt existiert.

Die Forschungsbesatzungen wechseln sich regelmäßig ab

Zeitnah wird Katlein zusammen mit weiteren Forschern allerdings bald wieder norwegisches Festland betreten. Daraufhin gehen andere Wissenschaftler an Bord, um die Arbeit in der Arktis fortzusetzen. Damit erfolgte bereits der zweite Austausch der Besatzung. Der Bremer Physiker war unter anderem dafür verantwortlich, einen Unterwasser-Roboter via Fernsteuerung zu bedienen. Dieser Roboter kommt zweimal pro Woche zum Einsatz, um die Unterseite des Meereises zu vermessen.

Direkt zu Beginn seines Aufenthalts erlebte Katlein an Bord des Forschungsschiffs dramatische Szenen. Unmittelbar unter dem Zelt, in dem sich der Roboter befand, war ein halber Meter breiter Riss entstanden. Doch da die Crew schnell reagierte, konnte das gesamte Equipment gerettet werden. Schon am nächsten Tag hatte sich der Riss auf mehrere Meter ausgebreitet. Daraufhin sorgten die Forscher dafür, dass die Geräte in einem anderen Bereich der Scholle wieder aufgebaut werden konnten.

Auf der „Polarstern“ herrscht eine gute Stimmung

Der Wissenschaftler gibt weitere Einblicke in den Alltag auf der „Polarstern“. Beispielsweise sei es üblich, bis weit in die Abendstunden hinein zu arbeiten. Alle Wissenschaftler sind auf dem Forschungsschiff bemüht, die Zeit auf dem Meeresriesen so gut wie möglich für Forschungszwecke zu nutzen. Nur gelegentlich nimmt sich die Besatzung deshalb die Zeit, um einige Runden im bordeigenen Schwimmbad zu drehen oder sich in der Sauna zu entspannen. Zudem hat es das Forschungsteam eingeführt, sich an Sonntagabenden bei Filmen zu entspannen.

Die kulinarische Versorgung hob der Forscher ebenfalls positiv hervor. Durch die kalten Temperaturen benötigt der Körper Katleins Aussage zufolge besonders viel Energie, um die Schwankungen mit der eigenen Körpertemperatur auszugleichen. Dennoch sind frisches Obst, Gemüse oder Salat auf der „Polarstern“ eher eine Seltenheit.

Eine zweite Etappe ist für Christian Katlein in diesem Sommer geplant

Das Zusammenleben auf dem Forschungsschiff stellt die Besatzung laut Katlein vor keine größere Herausforderung. Natürlich müssen Kompromisse gemacht werden, damit der Alltag in den Zweierkabinen harmonisch verläuft. Dennoch berichtet der Physiker von einer guten Stimmung, die auf dem Schiff herrscht. Schließlich wissen es alle Besatzungsmitglieder zu schätzen, die Arbeit unter solch guten Bedingungen verrichten zu können.

Für Katlein ist es auch nicht das letzte Mal, das Boot zu betreten. Auf der vorletzten Etappe wird der Bremer von Mitte Juni bis Mitte August noch einmal auf dem Forschungsschiff arbeiten. Doch dann wird es allerdings keine Polarnächte geben.