Arbeiten in Elternzeit – Wie praktikabel ist eine Teilzeit-Regelung?
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Kinder beeinflussen das Arbeitsleben ihrer Eltern maßgeblich. Es gleicht einem Kraftakt, tagsüber acht Stunden zu arbeiten und nachts schreiende Kinder zu beruhigen. Deshalb entscheiden sich in erster Linie junge Mütter häufig dafür, die eigene Arbeitszeit zu minimieren. Dabei sollten sie jedoch nicht vergessen, auf diverse Rechte bestehen zu können.
Unterschiede zur klassischen Teilzeitarbeit
Während der Elternzeit existiert ein gesetzlicher Anspruch auf Teilzeitarbeit, der im Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz verankert ist. Möchten junge Eltern arbeiten, dürfen Vorgesetzte diesen Wunsch ausschließlich aus „dringenden betrieblichen Gründen“ ablehnen. Eine wichtige Bedingung ist, dass Angestellte mindestens sechs Monate in den Unternehmen mit mehr als 15 beschäftigten Mitarbeitern tätig waren. Zudem sollten Arbeitnehmer einen mindestens zweimonatigen Arbeitseinsatz einplanen.
Diese Form der Teilzeitarbeit während der Elternzeit verspricht im Vergleich zur regulären Teilzeit einige Vorteile.
Ein großer Pluspunkt ist der Kündigungsschutz, der gemäß § 18 BEEG für die komplette Elternzeit besteht.
Für viele Mütter oder Väter ist es deshalb empfehlenswert, die Elternzeit zu verlängern und in diesem Zeitraum in Teilzeit tätig zu sein als nach einem Jahr Elternzeit regulär in Teilzeit zurückzukehren. In dieser Situation erhalten Betroffene zwar weniger Elterngeld. Ein Anspruch auf ein Minimum von 300 Euro oder 150 Euro bei ElterngeldPlus bleibt dennoch bestehen.
Teilzeit während Elternzeit: Wichtige Details
Müttern oder Vätern ist es gestattet, während der Elternzeit bis zu 30 Stunden pro Woche zu arbeiten. Dieser Anteil entspricht einem Durchschnittswert. Dementsprechend können junge Eltern auch bedenkenlos in einer Woche mehr oder in der nächsten Woche wieder weniger arbeiten. Dieses Konzept ist für all die Mütter und Väter interessant, die beispielsweise nur bestimmte Kunden oder Projekte betreuen möchten und deshalb einige Tage des Monats besonders intensiv arbeiten.
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Generell räumen Regelungen zur Arbeitszeit sehr viele Freiheiten ein. Der Zeitrahmen beschränkt sich auf mindestens 15 Stunden und maximal 30 Stunden je Woche. Innerhalb dieses Zeitrahmens dürfen sie aktiv mitentscheiden, an welchen Tagen und in welchem Umfang sie tätig sein möchten. Wer nach der Geburt eines Kindes arbeiten möchte, sollte seine Vorgesetzten allerdings frühzeitig über diese Entscheidung informieren. Beispielsweise liegt ein „dringender betrieblicher Grund“ vor, falls Chefs eine andere Person als Elternzeitvertretung eingestellt haben. In diesem Fall sind die Vorgesetzten berechtigt, den Wunsch nach Teilzeit abzulehnen. Anderweitige betriebliche Gründe liegen vor, falls komplette Abteilungen oder Arbeitsgruppen aufgelöst werden.
Formalitäten für einen Antrag auf Teilzeit
Aus den Gründen ist es sinnvoll, sich schon vor dem Beginn der Elternzeit darüber im Klaren zu sein, ob man während der Elternzeit in Teilzeit arbeiten möchte. In dieser Situation ist es wichtig, diesen Wunsch so zeitig wie möglich dem Arbeitgeber gegenüber zu äußern. Eine schriftliche Anmeldung ist notwendig. Es genügt nicht, einfach eine Mail zu verfassen. Zudem ist eine Unterschrift des Arbeitgebers notwendig, Der Text sollte darüber Aufschluss geben, ab welchem Zeitpunkt und in welchem Umfang die Teilzeitarbeit gewünscht ist. Zudem sollten Angestellte angeben, wie sie die Arbeitszeit verteilen möchten. Wer diese Option offenlässt, muss davon ausgehen, dass der Chef die Einsatzzeiten der Mitarbeiter festlegt. Reichen die Angestellten innerhalb von vier Wochen keine schriftliche Antwort ein, gilt der Antrag automatisch als angenommen.
Ob und wie viele Stunden junge Eltern während der Elternzeit arbeiten, beeinflusst die Arbeitszeit nach der Elternzeit in keiner Weise.
Diese Regelung ist ebenfalls im BEEG verankert. Vorgesetzte haben demzufolge nicht das Recht, die Stundenzahl mit Verweis auf die Teilzeitregelung in der Elternzeit dauerhaft zu kürzen.
Besteht nach der Elternzeit ein Anspruch auf Teilzeitarbeit?
Hierzulande sind Kinder der häufigste Grund dafür, weshalb Frauen in Teilzeit tätig sind. Diese Erkenntnis basiert auf einer Befragung, die im Auftrag des Familienministeriums durchgeführt wurde. Zahlreiche Frauen sind nach der Elternzeit nur in Teilzeit in ihrer Arbeitsstelle tätig. Viele Mütter verbleiben auch dann dabei, wenn die Kinder schon wesentlich älter sind. Schließlich gibt es zwar ein Gesetz, demzufolge Arbeitgeber den Wunsch nach Teilzeit besprechen und nach Möglichkeit auch erfüllen sollten.
Seit 2019 haben Angestellte in Firmen ab einer Mitarbeiterzahl von 45 Personen ebenfalls den gesetzlichen Anspruch, die reduzierten Arbeitsstunden wieder zu erhöhen. Ein klassisches Modell ist die sogenannte Brückenteilzeit.
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Besonderheiten der Brückenteilzeit
Bei der Brückenteilzeit einigen sich Arbeitgeber und Angestellte darauf, im Rahmen eines vereinbarten Zeitraums von ein bis fünf Jahren in Teilzeit tätig zu sein. Danach kehren Angestellte wieder zur regulären Arbeitszeit zurück.
Vorgesetzte dürfen diesen Anträgen zwar widersprechen, benötigen für diese Entscheidung jedoch triftige Gründe.
Ein möglicher Grund für eine Ablehnung liegt vor, falls schon zu viele andere Angestellte in Teilzeit tätig sind. Diese Brückenteilzeit soll allen Parteien Sicherheit einräumen. Vorgesetzte profitieren von der Gewissheit, dass die Mitarbeiter als Arbeitskraft infrage kommen und die vereinbarte Stundenzahl ableisten. Arbeitnehmer vermitteln ihren Chefs den Eindruck, wieder in Vollzeit arbeiten zu wollen.
Planungen über einen längeren Zeitraum
Diese geplante Sicherheit könnte sich allerdings dann als nachteilig erweisen, falls sich die Lebenssituation der Arbeitnehmer verändert. Im Rahmen der Brückenteilzeit sowie zwölf Monate darüber hinaus haben Betroffene keine Möglichkeit, die Arbeitszeit abzuändern. Das bedeutet, dass junge Eltern mit dieser Regelung für einen relativ langen Zeitraum im Voraus planen müssen. Dabei können immer wieder Situationen auftreten, die neuer Lösungen bedürfen. In diesem Fall ist es wichtig, auf eine kulante Einigung zu hoffen.
Einen Antrag auf Teil- bzw. Brückenteilzeitarbeit müssen Arbeitnehmer gemäß § 8 TzBfG drei Monate vor dem Zeitraum stellen, bevor sie mit der Teilzeitarbeit beginnen möchten. Einen früheren Zeitpunkt sollten junge Eltern auch nicht auswählen, um sich nicht zu zeitig festzulegen. Andererseits ist es für Vorgesetzte natürlich sinnvoll, so zeitig wie möglich in die Pläne involviert zu werden.
Die meisten Arbeitgeber sind kulant
Möchten Arbeitgeber mit dem jeweiligen Mitarbeiter für lange Zeit kooperieren, werden sie ihren Angestellten gewiss auch entgegenkommen. Insbesondere qualifizierte Mitarbeiter haben gute Chancen, für lange Zeit in die Unternehmen eingeplant zu sein. Schließlich ist es heutzutage immer schwieriger, qualifiziertes Fachpersonal zu bekommen.
Wer dementsprechend ein gutes Verhältnis mit seinen Vorgesetzten pflegt, kann die Pläne schon zeitig offen kundtun. Der Antrag sollte dennoch erst kurzfristig gestellt werden.