Ist es erlaubt, eine Autoscheibe einzuschlagen, um einen Hund zu retten?
Sicher haben Sie etwas Ähnliches auch schon mal beobachtet oder kennen solch eine Situation aus den Nachrichten: Gestern wurde vor dem Supermarkt, vorgestern am Parkplatz des Badesees und letzte Woche am Straßenrand ein Hund allein in einem verschlossenen Auto vorgefunden. Man müsste meinen, dass die Besitzer es besser wissen, denn die Warnungen werden oft genug ausgesprochen. Jeden Sommer häufen sich dennoch die Meldungen von Hunden, die aus einem überhitzten Auto gerettet werden müssen. Zahlreiche Rettungskräfte sind deswegen im Einsatz obwohl doch offensichtlich bekannt ist, dass weder Mensch noch Tier bei höheren Temperaturen im Auto zurückgelassen werden sollten.
Aber wie handeln, wenn man im Sommer einen Vierbeiner in einem geschlossenen PKW vorfindet?
Der Unterschied zwischen Innen- und Außentemperatur
Wenn Menschen um die tödliche Gefahr der Hitze wissen und ihre Hunde dennoch im Auto lassen, könnte es eine mögliche Erklärung geben:
Sie definieren Hitze falsch oder zu subjektiv. Wahrscheinlich denken auch Sie bei 20°C Außentemperatur nicht im Traum daran, dass es zu einer gefährlichen Situation kommen kann.
Manch einer friert da noch, für andere fühlt es sich angenehm warm an. Tatsächlich kann sich das Auto bei dieser Temperatur aber auf 46 Grad aufheizen. Bereits nach 10 Minuten springt die Anzeige des Thermometers von 20 auf 27°C, nach 30 Minuten auf 36 Grad und nach ca. einer Stunde sind die vollen 46°C erreicht. Diese Zahlen steigen proportional mit den Temperaturen draußen. (Zum Beispiel werden 30°C schnell zu 56°C usw.) Entscheidend sind auch Fabrikat, Größe und Farbe des Autos.
Doch auch wenn es sich hierbei um Richtwerte handelt, das Ergebnis bleibt: Innerhalb weniger Minuten kann das Auto zur tödlichen Falle werden und wenn Sie denken, dass ein Spalt im Fenster ausreichen würde, irren Sie sich.
Der Hitzeentwicklung kann durch eine kleine Lücke im Fenster nicht verhindert werden, denn auch wenn das Autofenster leicht geöffnet ist, wird keine ausreichende Luftzirkulation generiert. Ebenso nützt es sehr wenig, wenn Sie Ihr Auto im Schatten abstellen, denn auch ohne direkte Sonneneinstrahlung wird es im Inneren sehr schnell sehr warm.
Wenn Sie einen Hund im geschlossenen Auto sehen
Sollten Sie selbst Hundebesitzer sein, wissen Sie vielleicht, dass die Vierbeiner ihre Wärmeregulation über die Atmung vornehmen. Deswegen sind sie wesentlich wärmeempfindlicher als Menschen. Schon ab einer Temperatur von 40°C können Hunde sterben. Das ist der Grund, warum Sie schnell handeln sollten, wenn Sie in solch eine Situation kommen. Wenn Sie das Auto auf einem Parkplatz vorfinden, versuchen Sie den Besitzer ausrufen zu lassen. Das ist natürlich nur möglich, wenn sich in der Nähe eine öffentliche Einrichtung, wie ein Supermarkt, ein Schwimmbad, ein Kino oder Ähnliches, befindet.
Meldet sich der Halter des Fahrzeugs nicht, dann informieren Sie sofort die Feuerwehr oder die Polizei. Zudem sollten Sie in der Nähe bleiben, sodass das Tier nicht alleine ist. Auch hilfreich ist es, Zeugen zu finden und alle wichtigen Daten zu notieren.
Sollte der Hund jedoch bewusstlos oder dessen Zustand bereits kritisch sein, sollten Sie sofort tätig werden.
Bei dieser Lage kann es notwendig sein, dass Sie den Hund selbst aus seiner gefährlichen Situation befreien. Hierbei können Passanten oder Zeugen gleichermaßen helfen, denn unter Stress ist die Bewertung einer Lage oft schwierig. Wenn Sie der Meinung sind, dass Sie ins Innere des Autos gelangen müssen und keine Zeit mehr bleibt, prüfen Sie, ob die Türen verschlossen sind. Falls ja, schlagen Sie ein Seitenfenster ein und holen den Hund aus dem Fahrzeug. Informieren Sie die Tierrettung und bringen das Tier an einen kühlen Ort bzw. kühlen Sie es. Sollte der Vierbeiner bei Bewusstsein sein, geben Sie ihm Wasser und falls nicht, bringen Sie ihn in die stabile Seitenlage und achten auf die Atmung.
Wichtig wäre, alles zu dokumentieren (Fotos oder Videos) und wenn möglich, Zeugen zu haben, denn im Falle eines Gerichtsverfahrens könnten diese überaus wichtig sein.
Wie ist die rechtliche Lage?
In erster Linie bedeutet das Einschlagen einer Scheibe grundsätzlich eine Sachbeschädigung. Wenn Sie es gut meinen und helfen, müssen Sie also damit rechnen, dass der Fahrzeughalter Strafanzeige erstatten kann. In Deutschland gibt es allerdings Gesetze, die diese Form von Sachbeschädigung rechtfertigen.
Der Paragraph 34 des Strafgesetzbuches besagt im Wesentlichen, dass es einen „Gerechtfertigten Notstand“ gibt. Durch diesen ist es erlaubt, eine abwendbare Gefahr für Leib und Leben auch abzuwenden, allerdings nur mit angemessenen Mitteln. Bei der Rettung von Hunden handelt es sich um einen solchen Fall. Zu einem späteren Zeitpunkt muss aber zweifelsfrei belegt werden können, dass es sich wirklich um eine Notsituation handelte.
Daher sind eine Dokumentation und Zeugen so bedeutend. Was also sonst als Sachbeschädigung gezählt wird, kann unter bestimmten Umständen als straflos erklärt werden.