Bifokale Kontaktlinsen für Kinder
Die Ergebnisse einer neuen klinischen Studie könnten Kindern mit einer Kurzsichtigkeit (Myopie) mehr Hoffnung geben. Die Studie ergab, dass Kinder im Alter von 7 Jahren, die regelmäßig stark bifokale Kontaktlinsen trugen, eine geringere Verschlechterung ihrer Myopie zeigten als Kinder, die über einen Zeitraum von drei Jahren weniger starke Linsen oder Einstärkenbrillen trugen. Dieses Ergebnis deutet darauf hin, dass diese Kinder eventuell mehr Sehkraft bis ins Erwachsenenalter bewahren können.
Myopie tritt tendenziell im Alter von etwa 7 Jahren auf
Kurzsichtigkeit ist eine der häufigsten Sehstörungen bei Menschen unter 40 Jahren. Obwohl die Ursachen komplex sind, wird angenommen, dass sowohl die Umwelt, als auch genetische Anlagen eine signifikante Rolle spielen.
Insbesondere Studien haben ergeben, dass zu viel Schularbeit und weniger Zeit im Freien vor der Vorschule bzw. Schule zu Kurzsichtigkeit führen können.
Das liegt vermutlich daran, dass Kinder bei Hausaufgaben und Co. zu viel Zeit damit verbringen, sich eng auf Objekte in der Nähe konzentrieren. Meistens tritt die Augenerkrankung im Alter von etwa 7 Jahren auf und verschlechtert sich im Durchschnitt bis zum Teenager-Alter.
Was sind bifokale Kontaktlinsen?
Bifokale Kontaktlinsen sind Linsen, die durch genau zwei verschiedene Korrekturzonen gekennzeichnet sind. Von multifokal spricht man, wenn mehr als lediglich zwei Dioptrie-Bereiche eingearbeitet wurden. Bei biofokalen Kontaktlinsen erfolgt der Übergang zwischen den beiden Bereichen abprubt. Das bedeutet, dass das scharfe Sehen von Dingen in mittlerer Entfernung mit Bifokallinsen nicht möglich oder nur sehr schwer möglich ist. Dieser Umstand ist jedoch auch abhängig von der Sehschwäche.
Bifokale Linsen bestehen aus einem Sehbereich für die Nähe und einem für die Ferne. Diese beiden Bereiche liegen direkt untereinander und zwischen ihnen ist eine scharfe Kante. Auf diese Weise sorgen sie dafür, dass man beim geradeaus Schauen durch den Fernbereich schaut und beim nach unten sehen durch den Nahbereich sieht.
Studie bringt neue Erkenntnisse
Damit das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit in dem Zeitraum von 7 bis Teenager-Alter bestmöglich vermindert oder gar aufgehalten wird, haben Ärzte unterschiedliche Möglichkeiten untersucht. Unter diesen Optionen waren neben den biofokalen Brillen und Kontaktlinsen auch spezielle Augentropfen.
Diese neueste Studie, die als BLINK-Studie (Bifocal Lenses In Nearsighet Kids) bekannt ist, ist die erste, die empirisch vergleicht, ob weiche und leistungsstarke bifokale Linsen für Kinder mit Kurzsichtigkeit besser sind als andere Arten von Kontaktlinsen. Bei der Messung von Weit- oder Kurzsichtigkeit von Menschen verlassen sich Augenärzte auf eine Metrik namens Dioptrien. Sind die Menschen kurzsichtig, werden sie im Vergleich zu Leuten mit normalen Sehvermögen eine negative Dioptrie aufweisen.
Obgleich sowohl Einstärkenbrillen- oder Linsen, als auch Multifokalbrillen- oder Linsen das Sehvermögen einer Person so korrigieren können, dass sie weit entfernte Gegenstände und Objekte genau erkennen kann, fügen multifokale Sehhilfen automatisch mehr Dioptrien hinzu. Dieser Umstand kann das Sehvermögen bei Menschen verbessern, deren Sehvermögen in mehrfacher Hinsicht beeinträchtigt ist. Bifokale Kontaktlinsen sind der häufigste Typ von Multifokalen Linsen. Der Nachteil einer multifokalen Brille ist, dass das Sichtfeld der Person mehr eingeschränkt wird und es schwieriger sein kann, sich an dieses Modell zu gewöhnen.
In der Studie wurden fast 300 Kinder im Alter von 7-11 Jahren randomisiert
Diese Kinder erhielten in dem Zusammenhand eine von drei Arten von Kontaktlinsen. Die drei Arten waren Hochleistungs-Bifokale mit zusätzlich 2,5 Dioptrien, Mittelleistungs-Bifokale mit 1,5 Dioptrien zusätzlich oder Einstärkengläser. Im Anschluss wurden die Kinder drei Jahre lang beobachtet.
Das wichtigste Ergebnis war, dass Kinder mit den stärksten Bifokallinsen den geringsten Rückgang ihrer Myopie aufwiesen.
Kindern mit den Einstärkengläsern dagegen verzeichneten den größten Rückgang. Obwohl Bifokale für Erwachsene häufig mit Kopfschmerzen, Migräne und Gleichgewichtsstörungen einhergehen, berichteten die Kinder mit den stärksten Korrekturgläsern keine zusätzlichen Nebenwirkungen. Vermutlich können die Augen von Kindern diese besser kompensieren.
Die langfristige Folge: weniger Kurzsichtigkeit als Erwachsene
Die langfristige Wirkung von multifokalen Kontaktlinsen deutet darauf hin, dass Kinder, die solche Modelle tragen, im Erwachsenenalter weniger kurzsichtig sein werden und dadurch weniger an sichtbedrohlichen Komplikationen wie Glaukom, Netzhautablösungen und Co. leiden werden.