Wirtschaftsblog

Deutlicher Rückgang des Bierabsatzes durch Corona

Deutlicher Rückgang des Bierabsatzes durch Corona
Deutlicher Rückgang des Bierabsatzes durch Corona

Vom Weizen über Pils bis hin zum Kölsch: Seit Beginn der Coronakrise ist Bier vom Fass kaum noch gefragt. Verbote von Großveranstaltungen schaden nicht nur Veranstaltern, sondern ebenfalls Brauereien. Insbesondere zahlreiche kleine Betriebe müssen um ihre wirtschaftliche Zukunft fürchten.

Vor allem kleine Betriebe sind in Existenznot

Im vergangenen Jahr reduzierte sich der Bierabsatz aufgrund von Feierverboten und geschlossener Gastronomie auf einen historisch niedrigen Tiefstwert von 8,7 Milliarden Liter. Darauf verwiesen Informationen des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden. Jedoch beklagt der Brauerbund, dass sich der Ernst der Lage im mengenmäßigen Rückgang von 5,5 Prozent nur zu einem kleinen Teil widerspiegelt.

Insbesondere kleinere Betriebe befinden sich in Existenznot, während größere Brauereien vom erhöhten Verkauf von Bierflaschen im Einzelhandel profitieren.

Steht Deutschlands Brauereien eine große Pleitewelle bevor?

Die große Pleitewelle brach zwar bislang glücklicherweise noch nicht aus. Doch die Gefahr ist nach Aussagen von Holger Echele – dem Präsidenten des Deutschen Brauerbundes – bislang noch nicht gebannt. Der Verband listet deutschlandweit über 1.400 Unternehmen, von denen die meisten Anbieter ihr Bier ausschließlich im unmittelbaren Umfeld rund um die Braustätte veräußern.

Brauerei
Steht Deutschlands Brauereien eine große Pleitewelle bevor?

Doch die Lage spitzt sich zu, da Restaurants und Kneipen aufgrund der Pandemie nach wie vor geschlossen sind. Dementsprechend nehmen die Etablissements kein Fassbier mehr ab. Allerdings ist genau dieser Absatz für Brauereien besonders lukrativ.

Große Brauereien amortisieren Verluste durch Verkäufe über den Einzelhandel

Landesweit fanden keine Großveranstaltungen wie Festivals statt, auf denen zum Teil bis zu einer halben Million jungen Menschen Bier in rauen Mengen konsumieren. Ein trauriges Beispiel ist die Darmstädter Privatbrauerei der Familie Köhler, die 2020 einen Gewinn von 200.000 Euro einplante und stattdessen einen Verlust von 1,1 Millionen Euro erlitt.

Größere Brauereien konnten die gastronomischen Verluste hingegen durch einen gesteigerten Flaschenbierabsatz durch den Lebensmitteleinzelhandel kompensieren.

So belaufen sich Mengenverluste von Bieranbietern wie Krombacher, Oettinger oder Veltins nach Angaben des Fachportals „Inside“ auf Werte im einstelligen Bereich. Höher sind die Verluste von Biersorten wie Bitburger oder Warsteiner, die höhere Gastro-Anteile aufweisen. Der Kölner Brauereiverband würde sich mit deren Einbußen in Höhe von acht oder 16 Prozent sogar noch glücklich schätzen.

Flaschenbier-Brauerei
Größere Brauereien konnten die gastronomischen Verluste hingegen durch einen gesteigerten Flaschenbierabsatz durch den Lebensmitteleinzelhandel kompensieren

Hauslieferungen und Sonderangebote als Option

In der nordrhein-westfälischen Domstadt veräußern Brauhäuser traditionell einen Großteil des legendären Kölsch über Gaststätten, die durch den Lockdown jedoch besonders hart in Mitleidenschaft gezogen sind. Kleine Brauer versuchen zwar, wirtschaftliche Schäden durch Hauslieferungen oder Sonderangebote für Flaschenbier zu kompensieren. Doch diese Maßnahmen gleichen noch längst nicht die Verluste aus, die durch fehlende Großveranstaltungen in der Köln-Arena oder im Stadion entstehen.
Erschwerend kommt hinzu, dass die Karnevalssaison im Jahr 2021 ebenfalls ausfällt.

Folgen coronabedingte Betriebsschließungen über die nächsten Jahre?

Bislang geht Veltins-Vorgesetzter Michael Huber davon aus, dass coronabedingte Betriebsschließungen vermutlich noch über die nächsten Jahre hinweg stattfinden werden. Der Bund sorgte zwar mit Ausgleichsmaßnahmen und Steuerstundungen dafür, dass die wirtschaftlich angespannte Situation nicht zu dramatisch ausfällt. Doch vermutlich wird diese Unterstützung nicht alle Unternehmen retten können.

Insbesondere Regionalbrauer müssen sich vor Augen führen, wie instabil deren Marktposition aufgrund schwindender Liquidität ist.

Ein anderes Beispiel ist die sich auf das Gastronomiegewerbe spezialisierte Berliner Brauerei Lemke, die sich nunmehr auf Absatzkanäle über das Internet fokussiert.
Doch auch deren Gründer Oli Lemke betont, dass ein Umsatzrückgang von über 50 Prozent dauerhaft keine Firma kompensieren kann. Zugleich betont der Unternehmer, dass dessen Steuerberater am Limit agieren, weil vor allem der Umgang mit staatlichen Coronahilfen „extrem verschachtelt ist“.

Forderungen vom Brauerbund

Der Brauerbund fordert weitere Hilfen ein. Schließlich wurden hierzulande weitreichende Hilfsmaßnahmen konzipiert. Allerdings betreffen diese Hilfsmaßnahmen handwerkliche sowie mittelständische Brauereien nur indirekt. Wöchentlich geraten mehr Brauereien unverschuldet in Existenznot.
Erste Betriebe müssen sich ernsthaft mit dem Thema Insolvenz auseinandersetzen. Und das Ende der Coronapandemie ist noch längst nicht in Sicht.