Ganztagsschulen: Diese Einrichtungen halten, was sie versprechen
Der Schulanfang ist der Beginn einer neuen Lebensepoche, die für Kindergartenkinder eingeleitet wird. Durch den Schulanfang verändert sich nicht nur der Alltag der Jungen und Mädchen. Zudem stehen ebenfalls Eltern vor einer neuen großen Herausforderung.
Während die Betreuung im Kindergarten zumeist noch relativ flexibel verlief, orientiert sich die Schulpflicht an einem wesentlich strukturierteren Tagesablauf (mehr zum Thema: Tipps für die Betreuung und Förderung von Schulkindern). Dann ist die ganze Familie gefragt, um den privaten Alltag sowie berufliche Anforderungen zu koordinieren.
Ein zunehmender Anteil an Ganztagsschulen
In vergangener Zeit wurden Ganztagsschulen immer flächendeckender ausgebaut. Allerdings bestehen zwischen einzelnen Bundesländern deutliche Unterschiede.
Bildungspolitiker führen sich zunehmend vor Augen, wie sehr berufstätige Eltern durch die Betreuung in Ganztagsschulen entlastet werden.
So ist der Anteil an ganztags betreuten Kindern bundesweit auf rund 60 Prozent angestiegen. Diese Entwicklung bestätigen Daten des Statistischen Bundesamts sowie des Sozio-Ökonomischen Panels SOEP.
Eine wichtige Grundlage zur beruflichen Verwirklichung
Doch trotz dieser positiven Entwicklung manifestieren sich Lücken in der Betreuung. Vielen Eltern ist es schlichtweg nicht möglich, sich im gewünschten Umfang beruflich zu verwirklichen. Einzelne Ganztagsangebote variieren zwischen den 16 Bundesländern deutlich. Zumeist ist die jeweilige Kommune eine ausschlaggebende Komponente dafür, wie verlässlich und gut die Betreuung letztendlich ist.
Ein positives Beispiel sind die Betreuungsmöglichkeiten in Ostdeutschland. Denn in diesem Teil des Landes wurden viele Kinder bereits zu DDR-Zeiten über den ganzen Tag hinweg in der Schule sowie dem Hort ganztags betreut.
Mit gutem Beispiel geht Thüringen voran. In diesem Bundesland besteht für Grundschulkinder vor sowie nach dem Unterricht ein Rechtsanspruch auf einen Hortplatz, der eine Betreuung von bis zu zehn Stunden pro Tag ermöglicht.
In Sachsen-Anhalt sowie Hamburg profitieren Familien ebenfalls von einem rechtlichen Anspruch auf eine Ganztagsbetreuung. In Magdeburg beläuft sich der Anteil an Grundschulen mit Ganztagsbetreuung beispielsweise auf 100 Prozent. Anders verhält es sich hingegen in Bundesländern wie Rheinland-Pfalz. In diesem Land werden vier von fünf Grundschulen als Ganztagsschulen angepriesen, in denen Kinder an mindestens vier Tagen pro Woche für mindestens acht Zeitstunden betreut werden.
Verschiedene Betreuungskosten in einzelnen Bundesländern
Wird der fünfte Tag um weitere fünf Stunden ergänzt, genügt dieser Zeitumfang knapp, um in Vollzeitarbeit tätig zu werden. Durch verteilte Arbeitszeiten könnte dieser Anspruch dann gewährleistet werden. In Bayern ist die Betreuungssituation in Schulen relativ unübersichtlich. Hier sind Kommunen besonders stark gefragt, um eine Betreuung der Grundschüler zu gewährleisten.
Eine Mittags- bzw. ganztägliche Betreuung ist gemäß Landesregierung an ungefähr 80 Prozent aller allgemeinbildenden Schulen möglich. Diese Angebote stehen in Bayern zumeist bis 16 Uhr zur Verfügung. In den Schulferien decken kommunale Horte die Betreuungsleistungen ab. In Baden-Württemberg sind ebenfalls Kommunen für das Nachmittagsprogramm der Kinder verantwortlich. In diesem Bundesland werden ebenfalls über 50 Prozent aller Kinder nach der Unterrichtszeit betreut.
Bundesländer wie Mecklenburg-Vorpommern gehen mit gutem Beispiel voran
Obwohl die Ganztagskonzepte in Baden-Württemberg vorhanden sind, suchen viele Eltern vergeblich nach passenden Angeboten, die flexiblen Betreuungswünschen entsprechen. Deshalb beabsichtigt die Landesregierung, Zuschüsse für kommunale Betreuungsangebote zeitnah anzupassen. Von Eltern zu erbringende Betreuungsgebühren weichen ebenfalls zwischen den Bundesländern deutlich voneinander ab. Viele Schulträger verlangen ungefähr 200 Euro pro Monat. Allerdings haben Eltern die Möglichkeit, von Rabatten für Geschwisterkinder oder Geringverdienern zu profitieren.
Während die Betreuungsgebühren in Bundesländern wie Berlin oder Nordrhein-Westfalen relativ hoch sind, verlangen andere Kommunen und Länder wesentlich moderatere Beträge.
Mit gutem Beispiel geht die Stadt Erfurt voran, deren Betreuungskosten sich auf maximal 40 Euro pro Monat belaufen und in der Betreuung von Kindern von Geringverdienern sogar kostenfrei ist. In Mecklenburg-Vorpommern ist die Kindertagesförderung sogar komplett kostenfrei. In anderen Bundesländern ist es wiederum üblich, dass die Kosten an gebundenen Ganztagsschulen besonders gering ausfallen, da Schulbesuche der Kinder bis zum Nachmittag verpflichtend sind.
Bei der Schulwahl spielen verschiedene Faktoren eine wichtige Rolle
Dennoch sind Eltern gut beraten, die passenden Schulen für Kinder nicht nur anhand der Kosten auszuwählen. In diese Entscheidung sollten nicht nur zeitliche Komponenten einfließen. Zugleich stellt sich die Frage, welche Freizeitangebote das Zünglein an der Waage sein könnten. Außerdem sollten sich Jung und Alt bei Besichtigungen der Schulen auf ihr Bauchgefühl verlassen. So ist es beispielsweise ebenfalls wichtig, dass die Lehrer kompetent und sympathisch wirken.