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Gartenzwerge: Zwischen Kultobjekt und purem Kitsch

Gartenzwerge
Gartenzwerge: Zwischen Kultobjekt und purem Kitsch | Foto: © MICHAEL ZECH #202731219 – stock.adobe.com

Was sich einst als Ausdruck von Reichtum bewährte, gilt heute als Inbegriff purer Geschmacklosigkeit. Meinungen über Gartenzwerge gehen weit auseinander. Doch die extravagante Gartendekoration blickt auf eine lange Tradition zurück.

Gartenzwerge in außergewöhnlichen Posen

Vor weißen Tennissocken oder pikantem Sauerkraut sind Gartenzwerge vermutlich eines der bekanntesten Klischees, das Menschen aus aller Welt mit den Deutschen assoziieren.

Hierzulande ziehen die vermeintlichen Kultobjekte zwischen farbenfrohen Blumenbeeten, in der Nähe von Hollywoodschaukeln oder in liebevoll gestalteten Vorgärten die Blicke auf sich.

Bei Wind und Wetter stehen die lustigen Gefährten „ihren Mann“ – in zum Teil frivolen Positionen oder mit typischen Gartenwerkzeugen.

Gartenzwerg
Vor weißen Tennissocken oder pikantem Sauerkraut sind Gartenzwerge vermutlich eines der bekanntesten Klischees, das Menschen aus aller Welt mit den Deutschen assoziieren | Foto: © Maksim Kostenko #86167924 – stock.adobe.com

Kultobjekt oder Ausdruck von Spießbürgertum?

Die überwiegend männlichen Vertreter genießen Kultstatus. Aus Keramik, Ton, Gips oder Plastik gefertigt – Gartenzwerge werden belächelt, verspottet oder innigst geliebt.
Ihr Ruf schwankt deshalb vom Gartenliebling mit Kultcharakter bis hin zum Inbegriff von Spießbürgertum.

Eine lange Tradition

Die Tradition des Gartenzwergs geht weit zurück. Seit Jahrhunderten sind Gnome als fleißige Helfer und vielen Schätzen oder mit magischen Kräften viele Mythen, Märchen und Sagen. Schon in der griechischen Antike äußerten sich Hesiod oder Homer über das geheimnisvolle Volk der Pygmäen, das Ackerbau betrieb. In Gärten reicher Fürsten existieren die auffälligen Gestalten schon seit dem Barock.

Großer Beliebtheit erfreut sich der Salzburger Zwergelgarten, dessen aus weißem Marmor gefertigte Figuren zum Teil über 230 Jahre alt sind.

Diese einfallsreichen Figuren aus Kupferstich gehen bis auf den Anfang des 17. Jahrhunderts zurück. Die Karikaturen tragen die Handschrift des Hofmalers und Grafikers Jacques Callot.

Salzburger Zwergelgarten
Großer Beliebtheit erfreut sich der Salzburger Zwergelgarten, dessen aus weißem Marmor gefertigte Figuren zum Teil über 230 Jahre alt sind | Foto: © Karl Allen Lugmayer #355517530 – stock.adobe.com

Zwergen-Boom durch Märchen

Zum Ende des 18. Jahrhunderts erreichte der Bekanntheitsgrad der Gnome einen ersten Höhepunkt. Einen wichtigen Beitrag leistete beispielsweise Dichterfürst Johann Wolfgang von Goethe, der in seinem Epos „Hermann und Dorothea“ über farbige Zwerge berichtete, die sich in einem berühmten Garten befinden. Ihren endgültigen Siegeszug schlugen die Zwerge zu Beginn des 19. Jahrhunderts durch Grimms Märchen wie „Schneewittchen“, „Schneeweißchen und Rosenrot“ oder „Rumpelstilzchen“ ein.
In der Zeit von 1870 bis 1920 erreichten Erzählungen um die posierlichen Knirpse ihren bisherigen Höhepunkt. Dieser Zwergen-Boom ging mit der Märchenwelle der Neuromantik einher. Erstmals zum Ende des 19. Jahrhunderts eroberten die ersten Gartenzwerge in Thüringen den Garten. Dieser Trend setzte sich bis nach Großbritannien fort.

Hohe Ansprüche an Qualität

Die Produktion der kleinen Zwerge war alles andere als einfach. Die bunten Knirpse werden in Formen gegossen, gebrannt, getrocknet, lackiert und bemalt. Einige Modelle setzen sich aus bis zu zehn Einzelteilen mit verschiedenen Formen zusammen – darunter Pfeifen oder Bärte.

Für lange Zeit waren Gartenzwerge als beliebte Accessoires der Schönen und Reichen bekannt.

Heute dominieren aus Kunststoff gefertigte Wichtel das verkitschte Garten-Bild. Der Bandbreite an Gesten und Typen sind nur wenige Grenzen gesetzt.

Hohe Nachfrage während der Lockdowns

Schenkt man der Aussage der Internationalen Vereinigung zum Schutz der Gartenzwerge Glauben, tragen männliche oder weibliche Gartenzwerge stets eine Zipfelmütze. Außerdem praktizieren die Zwerge stets eine freundliche oder naturnützige Tätigkeit. Die meisten Figuren sind aus Holz, Ton oder Lehm gefertigt. Wer einen Gartenzwerg als Kulturgut betrachtet, würde keinesfalls zu Knirpsen aus Plastik greifen. Mittlerweile sind die kleinen Damen und Herren auch fernab deutscher Kleingärten beliebt.

Im Frühjahr 2021 war die Nachfrage in Großbritannien so hoch, dass die guten Stücke immer wieder ausverkauft waren. Diese hohe Nachfrage war den Corona-Lockdowns geschuldet, in der Millionen an Menschen das Gärtnern für sich entdeckten.