Geächtet oder geschützt – Gewinner und Verlierer in der Tierwelt
Laut der Jahresbilanz des Umweltschutzverbands WWF erschwert der Mensch das Leben vieler Tierarten immer mehr. Die wichtigsten Gründe für diesen Negativtrend sind eine intensive landwirtschaftliche Nutzung, Waldbrände, Wilderei, Überfischung und die Klimakrise.
Ungleichgewicht in der Tierwelt
Das Jahr 2020 stand für Koalabären, Tintenfische und Feldhamster unter keinem guten Stern. Deren Schicksal ist eng mit den Problemen rund um Tausende anderer Tierarten verbunden, die sich bereits auf der Roten Liste befinden.
Doch im Gegenzug gibt es auch einige positive Trends. Dank umfassender Schutzmaßnahmen hat sich die Situation für Wisente, Elche, Spitzmaulnashörner oder Kegelrobben in jüngster Vergangenheit deutlich verbessert.
Dennoch verweist WWF-Vorstand Eberhard Brandes darauf, dass das größte Artensterben seit Beendigung der Dinosaurier-Ära durch den Menschen verursacht wird.
Aus diesen Trends gehen im Tierreich Gewinner und Verlierer hervor.
Gute Nachrichten für Kegelrobben und Elche
Ein Gewinner aktueller Entwicklungen im Tierreich sind Kegelrobben. Nachdem die Tiere für längere Zeit nahezu ausgerottet waren, ist die Wurfsaison 2020 sehr vielversprechend verlaufen. Bis Anfang November wurden allein auf Helgoland über 500 Junge registriert. Diese Anzahl ist rekordverdächtig. Zudem weisen die Bestände in der gesamten Ostsee einen Aufwärtstrend auf. Wurden zu Beginn der 1980er Jahre gerade einmal rund 2.500 Tiere registriert, leben jetzt etwa 38.000 Tiere Kegelrobben in dem Meer.
Gute Nachrichten gibt es ebenfalls aus der Welt der Elche. So wurde im Frühling 2020 in Deutschland eine Elchkuh mit Jungtier in Augenschein genommen. Diese Beobachtung schürt die Hoffnung, dass sich die größte Hirschart über längere Zeit wieder hierzulande ansiedeln wird.
Eine steigende Population von Spitzmaulnashörnern
In der Mitte der 1990er Jahre erreichten die Bestände des Spitzmaulnashorns in Afrika mit einem Anteil von etwa 2.400 Tieren einen Tiefpunkt.
Anti-Wilderei-Initiativen, Umsiedlungsvorhaben und vermehrter Lebensraumschutz sorgten im Laufe der Zeit jedoch dafür, dass mittlerweile vor Ort wieder ungefähr 5.600 Tiere leben.
Im Jahr 2020 wurde das überwiegend in Namibia lebende Südwestliche Spitzmaulnashorn auf der Roten Liste unter dem Status „gering gefährdet“ abgestuft. Dennoch gelten Spitzmaulnashörner noch immer als vom Aussterben gefährdete Tierart.
Eine positive Entwicklung für Wisente
Es ist ungefähr 100 Jahre her, als der letzte frei lebende Bulle im Kaukasus abgeschossen wurde. Doch im Laufe der Zeit sorgten internationale Zuchtprogramme sowie Wiederansiedlungsprojekte dafür, dass sich der Bestand der Tiere in Zoos schrittweise erholt hat.
Deshalb wurden Wisente auf der Roten Liste mittlerweile ebenfalls in der Gefährdungskategorie herabgestuft.
Seegurken als weitere Gewinner
Seit 2020 setzt sich ein Artenschutzabkommen engagiert gegen Überfischung ein. Dabei engagiert sich das Abkommen insbesondere für drei Tierarten. Eine Tierart sind Seegurken, die in Asien als kulinarische Spezialität geschätzt werden.
Die kostbaren Klimahelfer beugen außerdem einer Versauerung der Meere vor, indem sie durch ihre Verdauung gesäuberten Sand produzieren.
Dieser Sand verbessert den pH-Wert am Meeresboden.
Schlechte Zeiten für Europäische Feldhamster und Störe
Auf der Roten Liste wird der Europäische Feldhamster als vom Aussterben bedrohte Tierart eingestuft. Hält die aktuelle Entwicklung an, wird der Nager die nächsten 30 Jahre vermutlich nicht überleben. Der wichtigste Grund für diesen besorgniserregenden Trend ist die intensive Landwirtschaft, durch welche den niedlichen Tieren zunehmend ihr Lebensraum verlorengeht.
Der Schwertstör ist der erste Vertreter dieser Tiergruppe, der in der Neuzeit als ausgestorben registriert wird. Insgesamt 85 Prozent aller der alten Tierordnung angehörigen Tiere gelten als bedroht. Dammbauten versperren den Fischen den Weg zu den Laichgebieten. Außerdem werden die Störe aufgrund ihrer Eier – dem heiß begehrten Kaviar – geächtet und gejagt.
Die aktuelle Situation von Tintenfischen und Makohaien
Vor allem in Europa steigt das kulinarische Interesse an Makohaien und Tintenfischen deutlich an. Insbesondere im Indischen Ozean erhöhte sich der Anteil unregulierter Tintenfischereien innerhalb von fünf Jahren nach Informationen von WWF um 800 Prozent.
Durch diese Überfischerei entstehen automatisch Löcher in der natürlichen Nahrungskette, da Tintenfische klassische Beutetiere von Thunfischen sind.
Makohaie – die schnellsten Haie weltweit – sind mittlerweile ebenfalls gejagte Tiere. Inzwischen ist die nordatlantische Population in den Meeren derart überfischt, dass eine Erholung dieser Bestände nach aktuellem Stand der Dinge bis zu fünf Jahrzehnte andauern könnte. Ursprünglich sollten 2020 strenge Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Doch das Projekt scheiterte.
Problematische Populationen von Koalas und Lemuren
Nahezu drei Millionen Wirbeltiere waren 2020 aufgrund der verheerenden Buschbrände in Australien in Mitleidenschaft gezogen. Unter diesen Umständen litten vermehrt Koalas. Ungefähr 60.000 Tiere waren von den Buschbränden betroffen, beispielsweise auf der Insel Fraser Island.
Von aktuell 107 noch überlebenden Tierarten der niedlichen Lemuren werden 103 Arten als bedroht eingestuft. Auf Madagaskar gedeihende Wälder und umliegende Inseln werden immer stärker gerodet und zunehmend als landwirtschaftliche Flächen genutzt. Durch vermehrte Jagd reduziert sich der Anteil der Tiere noch einmal zusätzlich.