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Haariges Eis: Ein faszinierendes Naturschauspiel

Haareis
Haariges Eis: Ein faszinierendes Naturschauspiel | Foto: © Aloisia #400528205 – stock.adobe.com

Mit Haareis zieht zur kalten Jahreszeit ein Phänomen die Blicke auf sich, das schön anzuschauen ist und optisch an Zuckerwatte erinnert. Diese bizarren Gebilde kristallisieren sich vor allem in Buchen- und Laubmischwäldern heraus. Das Besondere: Haareis entsteht durch einen Pilz.

Haareis auf Totholz

Haareis entsteht auf Totholz. Doch damit sich das Phänomen bildet, müssen optimale Bedingungen herrschen. Neben Windstille sowie hoher Luftfeuchtigkeit müssen sich die Temperaturen knapp unter null Grad Celsius bewegen. Dazu bedarf es der nötigen Brise an Glück, um Haareis zu finden.

Das Haareis hat eine besondere Struktur, durch welches das Eis am Tag schnell schmilzt und deshalb auch nicht sichtbar ist.

Wer dennoch das Vergnügen hat, Haareis zu finden, assoziiert dessen Anblick vermutlich mit strahlend weißem und wallendem Haar – vergleichbar mit Zuckerwatte oder kleinen Wattebäuschen. In Buchen- und Laubmischwäldern befinden sich das haarige Eis zumeist an vereinzelten und toten Ästen.
Zum Teil gedeiht Haareis auch auf dem Boden. Die Eisgebilde sind bis zu zehn Zentimeter lang und nur rund 0,2 Millimeter dick.

Haareis auf Totholz
Haareis entsteht auf Totholz | Foto: © Hervé Marcilloux #480764664 – stock.adobe.com

Wie entsteht Haareis?

Im Gegensatz zu anderen Eisformationen gleicht das Eis keinen Eiszapfen an dessen Enden. Das Eis besteht aus feiner Eiswolle, weil Wasser nur unter speziellen Bedingungen oben im Holz gefriert. Während sich das Wasser oben ausdehnt, drückt die Flüssigkeit von unten weiter nach. Unter diesen Umständen wachsen die Eishaare zwischen fünf und zehn Millimetern je Stunde. Es muss jedoch genügend Wasser aus Holz nachgeliefert werden, damit die Eisformationen wachsen.

Haareis Entstehung
Das Eis besteht aus feiner Eiswolle, weil Wasser nur unter speziellen Bedingungen oben im Holz gefriert | Foto: © David Jeffrey Ringer #517391341 – stock.adobe.com

Seit über 100 Jahren bekannt

Das Phänomen ist bereits seit 1918 bekannt. Damals spekulierte der Geophysiker und Meteorologe Alfred Wegener auf einen schimmelartigen Pilz, durch den sich das Phänomen bildet. Diese Vermutung bestätigte sich im Nachhinein.

Rund 90 Jahre später wiesen Wissenschaftler in einer Studie aus Deutschland und der Schweiz nach, dass der winteraktive Pilz Exidiopsis Effusa sogenannte Lignin-Abbauprodukte herausbildet.

Dadurch entstehen große Eiskristalle, die den Prozess zur Herausbildung von filigranem Haareis anregen. Weil sich in dem Wasser Abbaustoffe des Pilzes befinden, entstehen die feinen Eisfäden.

Funktion als Frostschutzmittel

Während das Haareis für Menschen eine besondere Augenweide ist, könnte das Gebilde für die Baumpilze sogar überlebenswichtig sein. Forscher vermuten, dass das haarige Eis die Funktion eines Frostschutzmittels einnimmt. Deshalb gefriert das Wasser nicht im Holz, indem sich der Pilz befindet. Das Wasser gefriert außerhalb des Holzes.