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Immer mehr Kinder sind Nichtschwimmer

Immer mehr Kinder sind Nichtschwimmer
Immer mehr Kinder sind Nichtschwimmer | Foto: © Monkey Business #282610703 – stock.adobe.com

Während der Corona-Pandemie gab es über längere Zeit hinweg überhaupt keinen Schwimmunterricht. Die Konsequenzen dieser Entscheidung liegen auf der Hand. Einer neuen Forsa-Umfrage zufolge hat sich der Anteil an Nichtschwimmern bei Kindern im Grundschulalter während der vergangenen fünf Jahre verdoppelt.

Weniger gute Schwimmer im Grundschulalter

Im Jahr 2022 konnten rund 20 Prozent aller Grundschüler:innen nicht schwimmen.

Nach Informationen der Deutschen Lebensrettungs-Gesellschaft in Bad Nenndorf betrug der Anteil fünf Jahre zuvor noch zehn Prozent.

Wie DLRG-Präsidentin Ute Vogt betonte, sei der Unterschied gravierend, wenn auch wenig überraschend.

Weniger gute Schwimmer im Grundschulalter
Im Jahr 2022 konnten rund 20 Prozent aller Grundschüler:innen nicht schwimmen | Foto: © Monkey Business #282609397 – stock.adobe.com

Einschätzungen der Schwimmfähigkeiten

Die Ergebnisse basieren auf einer repräsentativen Umfrage der DLRG. Die letzte vergleichbare Untersuchung wurde 2017 durchgeführt. Im Rahmen der Studie wurden im August 2022 landesweit etwa 2.000 Probanden aus ganz Deutschland befragt.
Die Studie widmete sich beispielsweise der Frage, ob die Umfrageteilnehmer sich als Nichtschwimmer, unsichere Schwimmer oder sichere Schwimmer bewerten würden. Laut der Umfrage stufen 57 Prozent aller befragten Eltern von Kindern zwischen sechs und zehn Jahren deren Schwimmfähigkeiten als sicher ein. Im Jahr 2017 betrug dieser Anteil noch 59 Prozent, im Jahr 2010 noch 64 Prozent.

Einschätzungen der Schwimmfähigkeiten
Laut der Umfrage stufen 57 Prozent aller befragten Eltern von Kindern zwischen sechs und zehn Jahren deren Schwimmfähigkeiten als sicher ein | Foto: © Parilov #550130504 – stock.adobe.com

Je älter, desto sicherer

Zudem geht aus der Untersuchung hervor, dass sich der Anteil angeblich sicherer Schwimmer mit dem Alter erhöht. Eltern Sechsjähriger gingen nur zu 26 Prozent davon aus, dass ihre Kinder schon sicher schwimmen. Bei Zehnjährigen stieg der Anteil schon auf 83 Prozent.

Aus Sicht der DLRG-Experten ist es für viele Mütter und Väter jedoch unmöglich, die Schwimmfähigkeiten ihres Nachwuchses richtig einzuschätzen.

Es sei ein Irrglaube anzunehmen, dass die Jungen und Mädchen sicher schwimmen, sobald sie das Seepferdchen erworben haben.

Das Seepferdchen – keine Schwimm-Garantie

Das Seepferdchen bescheinigt zwar das Beherrschen wichtiger Grundlagen. Doch von sicheren Schwimmern ist erst bei Personen die Rede, die das Bronze-Abzeichen ihr Eigen nennen und somit als Freischwimmer eingestuft werden. Im Gegenzug besitzen 21 Prozent aller Kinder, die nach Einschätzung ihrer Eltern sicher schwimmen können, überhaupt kein Schwimmabzeichen.

Die DLRG geht davon aus, dass knapp 60 Prozent aller Kinder während der Grundschulzeit keine sicheren Schwimmer sind. Die Befragung ergab, dass im vergangenen Jahr insgesamt 54 Prozent aller Kinder im Grundschulalter das Seepferdchen besaßen.

Seepferdchen ist keine Schwimm-Garantie
Das Seepferdchen bescheinigt zwar das Beherrschen wichtiger Grundlagen | Foto: © smspsy #432283214 – stock.adobe.com

Eine Frage der Bildung

Über die eigenen Schwimmqualitäten betonte mehr als die Hälfte aller Befragten, gut oder sehr gut zu schwimmen. Unter Probanden mit Hauptschulabschluss bewerteten sich 35 Prozent als gute Schwimmer, unter Menschen mit Migrationshintergrund insgesamt 38 Prozent. Unter älteren Personen über 60 Jahren beurteilten sich 37 Prozent als gute Schwimmer. Besonders massiv sind die Unterschiede in Bezug auf das Einkommen der Befragten.

Die knappe Hälfte aller Kinder aus Haushalten mit einem monatlichen Nettoeinkommen von weniger als 2.500 Euro können laut der Umfrage nicht schwimmen.

Bei einem Haushalts-Nettoeinkommen von über 4.000 Euro beträgt der Anteil nur noch zwölf Prozent. Diese Zahlen zeigen auf, dass Schwimmen in erster Linie eine Frage des Geldes ist. Aus dem Grund sollte jeder Schule die Möglichkeit geboten werden, Schwimmen angemessen zu unterrichten.

Erschwerte Umstände in Schwimmbädern

Doch für effizienten Schwimmunterricht sind wiederum Schwimmbäder erforderlich. Infolge der Energiekrise möchte jede dritte Kommune bundesweit ausgewählte Hallen- und Freibäder schließen oder den Betrieb vor Ort zumindest partiell einschränken. Diese Maßnahmen gehen auch am Schwimmunterricht nicht spurlos vorüber. Aufgrund der niedrigen Wassertemperaturen sind die Kinder während des Schwimmunterrichts zumeist so durchgefroren, dass sich deren Unterrichtszeit verkürzt.

Dadurch dauert es länger, bis das Kursziel erreicht wird. Im Gegenzug besteht eine hohe Nachfrage an Schwimmkursen, deren Teilnehmerzahl deshalb oftmals überdimensioniert ist. Darunter leidet wiederum die Qualität des Schwimmunterrichts.