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Es mangelt noch immer an Immobilien in Deutschland

Es mangelt noch immer an Immobilien in Deutschland
Es mangelt noch immer an Immobilien in Deutschland

Nach Ansicht des Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen – dem GdW – mangelt es bundesweit noch immer an neuen Wohnungen. Wie der Verband vor einigen Tagen bekanntgab, wurden 2019 insgesamt 293.000 neue Wohneinheiten bundesweit fertiggestellt. Um den Bedarf zu decken, wären jedoch rund 320.000 neue Wohnungen nötig gewesen. Somit übersteigt die Nachfrage das Angebot um ungefähr acht Prozent.

Dramatische Zustände beim sozialen Wohnungsbau

Wie GdW-Präsident Axel Gedaschko mitteilte, ist die Situation beim sozialen Wohnungsbau besonders dramatisch. Die Bedarfsunterdeckung beliefe sich in diesem Segment auf ungefähr 32 Prozent. Im Vorjahr wurden hierzulande ungefähr 25.600 Sozialwohnungen erbaut. Um den Bedarf zu decken, müssten alljährlich jedoch rund 80.000 dieser Immobilien entstehen.

Da nur ein Bruchteil des eigentlich notwendigen Wohnraums errichtet wird, fallen in jedem Jahr ungefähr 43.000 Mietwohnungen aus der Sozialbindung.

Der Bestand an den Immobilien hat sich dadurch von 2002 auf 2019 um rund 1,2 Millionen Sozialwohnungen reduziert. Diesbezüglich erwähnte Gedaschko, dass sich die Mieten sofort dem Niveau des Mietspiegels anpassen. Insbesondere kommunale Wohnungsgesellschaften sind bemüht, Mieten auch in den Bereichen auf einem niedrigen Niveau zu halten, bei denen die Wohnungen nicht mehr zu Sozialbindungen gehören.

Steigende Baupreise sorgen für einen Baustopp

Besonders dramatisch ist die Situation aktuell in Berlin. In der deutschen Hauptstadt wurden 2019 ungefähr 180.000 Sozialwohnungen gebaut. Damit ist der Anteil innerhalb eines Jahres um ungefähr 50 Prozent zurückgegangen. Eine Ursache für diese Tendenz sind nach Aussagen von Gedaschko die hohen Baukosten.

Die Baupreise hatten sich bereits vor der Corona-Pandemie im Februar im direkten Vergleich mit dem Vorjahresmonat um 3,5 Prozent erhöht. Während der vergangenen fünf Jahre verdoppelten sich die Preise für den Monat Februar sogar. Diese Entwicklung steht im engen Zusammenhang mit der hohen Auslastung.

Energetische Sanierung
Der GdW weist darauf hin, dass ein Umdenken rund um die energetische Sanierung von Bauvorhaben in naher Zukunft ebenfalls dringend notwendig ist

Ein Umdenken für energetische Sanierungen ist dringend notwendig

Wer der Corona-Krise etwas Positives abgewinnen möchte, sollte die Tatsache beachten, dass Aufträge in einigen Bereichen aktuell etwas zurückhaltender verteilt werden. Dieser Trend führt auf Dauer vermutlich dazu, dass sich die Auslastung nach unten reguliert. Im Gegenzug haben sich die Bodenpreise in Gebieten mit hohem Bedarf für Wohnungsbau in den letzten Jahren drastisch nach oben korrigiert.

Zugleich weist der GdW darauf hin, dass ein Umdenken rund um die energetische Sanierung von Bauvorhaben in naher Zukunft ebenfalls dringend notwendig ist.

Droht nun eine Kündigungswelle von Vermietern an Mieter?

Zu dieser Thematik kritisierte der Deutsche Mieterbund vor kurzer Zeit, dass der durch die Corona-Krise zugesprochende Kündigungsschutz für Mieter ab Juli nicht verlängert wurde.

Das bedeute nach Aussagen des Mieterbunds, dass nun all die Mieter eine Kündigung durch den Mieter erhalten könnten, welche die Zahlungen aufgrund Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit oder ähnlichen Gründen nicht aufbringen können. Prognosen des GdW zufolge liefen bei eigenen Mitgliedsunternehmen von April bis Juni 2020 ungefähr 18,1 Millionen Euro Mietrückständen auf. Diesen Zahlen entsprechend sind ungefähr 0,6 von allen Mietverhältnissen betroffen. Allerdings kontaktierten nur 0,33 Prozent aller Mieter ihre Vermieter für Stundungsanträge.