Internationaler Appell: Leben alter Menschen darf nicht entwertet werden
Prominente Vertreter aus Kirche, Gesellschaft, Wissenschaft und Politik appellieren an die Öffentlichkeit, das Leben alter Menschen während der Corona-Pandemie nicht abzuwerten. Namhafte Größen aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens sprechen von einer „moralischen Revolte“.
Die Intention: Die größtmögliche Anzahl an Leben retten
Vor einigen Tagen wurde in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ein Appell veröffentlicht, demzufolge „alle notwendigen Energien investiert werden müssen“, um die größte Anzahl an Leben zu retten.
In der Anzeige wurde ebenfalls dazu aufgerufen, allen Betroffenen einen Zugang zur Behandlung zu ermöglichen. Dieser Appell wurde von zahlreichen namhaften Größen der Zeitgeschichte unterschrieben, beispielsweise von dem Soziologen und Philosophen Jürgen Habermas.
„Der Wert des Lebens ist für alle Menschen gleich“
In diesem Appell heißt es, dass der „Wert des Lebens für alle gleich bleiben muss.“ Denn „wer das zerbrechliche und schwache Leben der Älteren abwertet, bereitet einer Entwertung jedes Lebens den Weg.“
Außerdem sollte sich die Gesellschaft das Ziel setzen, sich von einer „Institutionalisierung alter Menschen“ zu distanzieren. Der Gruppe der Erstunterzeichner dieser Initiative gehören die einstige Bundesbildungsministerin Annette Schavan von der CDU, Kardinal Matteo Zuppi als Erzbischof im norditalienischen Bologna oder Romano Prodi als einstiger Präsident der EU-Kommission an.
In den Köpfen der Menschen manifestiert sich ein „gefährliches Modell“
Demzufolge tritt in zahlreichen Ländern ein „gefährliches Modell“ in Erscheinung, welches ein selektives Gesundheitswesen einschließt. Darauf basierend, wird das Leben von alten Menschen oft als zweitrangig eingestuft. Durch das Zusammenspiel aus fortgeschrittenem Alter, der hohen Verletzlichkeit sowie etwaig bestehender Erkrankungen soll eine Form der Auslese bestehen, von der jüngere und gesunde Menschen profitieren.
Weiterhin heißt es in dem Appell, dass es rechtlich und menschlich nicht akzeptabel wäre, zu resignieren und sich mit dieser Situation abzufinden. Schließlich sei es eine wichtige Grundlage der humanitären und demokratischen Ethik, nicht zwischen Menschen zu unterscheiden – auch nicht aufgrund ihres Alters.
Alle Generationen zu schätzen wissen
Die Unterzeichner der Kampagne warnen davor, dass sich Gesellschaften in mehrere Altersgruppen spalten.
Alle Kulturen sollten den Gedanken pflegen, die Generation älterer Menschen als Kapital zu betrachten. Eine Beurteilung über den Wert eines Menschen anhand seines Alters würde das soziale Netz der Solidarität zerreißen.
Dadurch würden sich nicht nur Generationen, sondern die gesamte Gesellschaft spalten.
Die Kampagne appelliert an die Öffentlichkeit mit dem Aufruf, dass nicht die Generation abgestraft werden darf, die gegen Diktaturen gekämpft hat. Dieser Generation hat es die heutige Gesellschaft ebenfalls zu verdanken, dass unser Land und ganz Europa nach dem Krieg wieder aufgebaut wurden.
Eine „moralische Revolte“
Dieser Appell wurde ins Leben gerufen, um die Sorge und die Trauer über zu viele Todesfälle älterer Menschen in Zeiten der Corona-Krise zum Ausdruck zu bringen. Es bedarf einer „moralischen Revolte, um bei der Behandlung alter Menschen einen Richtungswechsel zu erzeugen und dadurch insbesondere verletzliche Menschen zu schützen.“
Dem internationalen Appell zufolge dürfen die Senioren keinesfalls als Last oder deren Existenz gar als unnütz betrachtet werden.