Mehr Leistung durch richtiges Atmen
Atmen muss gelernt sein. Das wird spätestens dann klar, wenn die Luft bei körperlicher Belastung knapp wird. Darüber hinaus kann eine korrekt ausgeführte Atemtechnik unsere Muskulatur besser versorgen und unseren Geist beruhigen.
Grundlagen unserer Atmung
Im Durchschnitt atmet ein ausgewachsener Mensch um die 15 mal pro Minute. Das passiert völlig unbewusst und automatisch. Würden wir versuchen, die Luft unendlich lange anzuhalten, würde dies nur bis zu einem bestimmten Punkt gehen, da unser Gehirn registriert, sobald sich zu viel Kohlendioxid im Blut befindet. Dann ist es Zeit, frischen Sauerstoff einzuatmen.
Dabei zieht sich das Zwerchfell, ein kuppelförmiger Muskel unter der Lunge, zusammen, wodurch sich ein Unterdruck bildet und die Lunge mit Luft füllt. Dehnt sich das Zwerchfall beim Ausatmen wieder aus, so wird die eingeatmete Luft wieder aus der Lunge herausgepresst. Dieser Vorgang weiderholt sich immer wieder und stellt den typischen Ablauf unserer Atmung dar.
Ganz so reibungslos läuft es allerdings nicht immer ab, denn unser Zwerchfall hat nur selten leichtes Spiel und wird bei der Arbeit gehindert.
Beispielsweise sorgt eine verkrümmte Körperhaltung, etwa durch zu viel Sitzen, für Behinderungen des Zwerchfells. In diesen Fällen leisten die Rippenmuskeln unterstützende Arbeit. Jedoch erfolgt dies nur halb so gut, die Rippenmuskulatur konzentriert sich ausschließlich auf die Atmung, sodass genug Sauerstoff ins Blut gelangt. Das Zwerchfell hingegen beeinflusst auch unseren Kreislauf und senkt bei seiner Aktivität unseren Blutdruck. Des Weiteren erhalten unsere Organe durch die Ausdehnung des Zwerchfells eine wirkungsvolle Massage, die vor allem für den Darm von Vorteil ist.
Unbedingt durch die Nase atmen
Nasenatmung hält uns fitter, weil unsere Nase wie ein Multifunktionstalent agiert. Sie filtert die Luft, befeuchtet sie, kühlt oder erwärmt sie und garantiert eine gleichbleibende Sauerstoffzufuhr. Die Atmung durch die Nase wird stets empfohlen, auch im Winter, denn die kalte Luft führt bei der Mundatmung zur Verengung der Bronchien, was unsere Leistung vermindert.
Außerdem atmen wir mehr Keime ein und die kalte Luft trocknet unsere Schleimhäute aus. Atmen wir kalte Luft hingegen zuerst durch die Nase ein, wird sie dabei gefiltert und befeuchtet. Viele Menschen empfinden das Einatmen von kalter Luft durch die Nase aber als unangenehm. Die gute Nachricht ist: Das individuelle Empfinden lässt sich trainieren.
Auch nachts sollte bevorzugt durch die Nase geatmet werden, denn Mundatmung bringt die Sauerstoffzufuhr durcheinander und verhindert, dass die Zähne mit Speichel umspült werden. Das wiederum erhöht das Risiko für Karies.
Regelmäßiges Training liefert langfristige Wirkung
Wer glaubt, dass er überwiegend flach atmet oder sich bewusst mittels Atmung entspannen möchte, der trainiert am besten zweimal am Tag die 4711-Atmung. Dabei wird für vier Sekunden tief eingeatmet und für sieben Sekunden wieder ausgeatmet. Für optimale Erfolge sollte diese Atmung für 11 Minuten durchgeführt werden. Dadurch werden die Organe stimuliert, die Durchblutung gefördert und auch der Zellstoffwechsel angeregt. Unser Immunsystem wird stärker und der Atemaustauschprozess optimiert sich.
Wer bei diesem Training die bestmöglichen Erfolge erzielen möchte, absolviert es am besten in der Natur, denn dort atmen wir dank unseres vegetativen Nervensystems automatisch tiefer ein.
Wer sich eine tiefe Atmung antrainiert, verbessert damit auch seine Ausdauer, denn langfristig betrachtet sinkt der Sauerstoffbedarf des Körpers. Auch der Puls wird im Allgemeinen niedriger. Gleichzeitig steigt unsere Leistung.
Warum verlernen wir das Atmen?
Vor allem die falsche Körperhaltung macht uns das Atmen schwer. Die meisten beginnen damit im Teenageralter und gewöhnen sich folglich eine Brustatmung an.
Das Problem dabei ist, dass wir unseren Sauerstoffbedarf mit der Brustatmung nicht ausreichend denken, unsere Zellen sind dadurch unterversorgt.
Falsche Atmung erkennen
Brustatmung liegt zum Beispiel dann vor, wenn sich beim tiefen Einatmen die Schultern nach oben bewegen. In diesem Fall erfolgt nämlich eine Überstreckung des Brustkorbs anstatt der Dehnung der Lunge. Auch das Überstrecken des Rückens deutet auf falsche Atmung hin.
Das zeigt sich dann, wenn bei der Einatmung der unterste Rippenbogen spürbar nach oben wandert.
Ein weiteres Indiz für falsches Atmen ist die Dauer des Ausatmens. Im Normalfall beträgt diese die gleiche Zeit wie das Einatmen, idealerweise sogar noch etwas länger. Dauert das Einatmen hingegen länger, liegt eine falsche Atmung vor.
Richtige Atmung trainieren
Beim richtigen Atmen wird tief in den Bauch geatmet. Wer dies noch nicht beherrscht, sollte so lange trainieren, bis es zur unbewussten Gewohnheit wird. Helfen kann hierbei zum einen die Körperhaltung. Das Zwerchfell benötigt Platz, um sich auszudehnen. Das funktioniert nur bei aufrechtem Sitzen, Stehen oder einer geraden Liegeposition.
Außerdem kann das Zwerchfell trainiert werden. Hierzu legt man sich mit dem Bauch auf den Boden, atmet tief ein und schließlich die Luft für das dreifache der Zeit wieder aus. Das sollte ungefähr für 5 Minuten wiederholt werden. Danach wird in der Schulterbrücke für weitere 5 Minuten erneut durch die Nase tief in den Bauch geatmet. Füße und Schultern liegen hierbei stets auf dem Boden.
Was hat Seitenstechen mit der Atmung zu tun?
Seitenstechen ist übrigens ein Anzeichen dafür, dass das Zwerchfell zu wenig Sauerstoff erhält. Das ist häufig bei zunehmender Belastung der Fall, die mit einem erhöhten Sauerstoffbedarf einhergeht, welcher jedoch durch falsche Atmung nicht gestillt wird. Ein fataler Fehler ist es, beim Eintreten des schmerzhaften Stechens zur Flachatmung zu wechseln, denn das verschlimmert die Situation nur.
Stattdessen sollten die Arme beim Einatmen über dem Kopf ausgestreckt werden und beim Ausatmen kopfüber Richtung Boden baumeln lassen. Dadurch wird das Zwerchfell entspannt.