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Nachbarschaftsstreit: Klischee oder Realität?

Nachbarschaftsstreit: Klischee oder Realität?
Nachbarschaftsstreit: Klischee oder Realität?

Die einen verstehen sich gut, die anderen streiten sich. Der tägliche Umgang mit den Nachbarn ist eine Crux. Und die Zahlen geben dem vermeintlichen Klischee des Nachbarschaftsstreits recht. Denn einer Untersuchung zufolge landen Auseinandersetzungen am Gartenzaun tatsächlich besonders häufig vor Gericht. Dennoch ist das Verhältnis unter den meisten Nachbarn doch recht gut.

Die meisten Deutschen pflegen gute nachbarschaftliche Verhältnisse

Schenkt man Aussagen der Deutschen Glauben, haben die meisten Deutschen eigenen Aussagen zufolge ein gutes bzw. sehr gutes Verhältnis zu den Menschen, die in ihrer direkten Umgebung leben. Befragte bezeichnen die Situation als gut und verweisen darauf, sogar regelmäßig mit der Nachbarschaft ins Gespräch zu kommen. Diese Aussagen bestätigen rund 60 Prozent aller Befragten, die das Meinungsforschungsinstitut YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur durchführte.

Dennoch legen die meisten Probanden im Gegenzug großen Wert darauf, zu ihren Mitmenschen aus näherer Umgebung auch die nötige Distanz zu wahren.

Denn nur sechs Prozent aller Befragten gaben zu verstehen, dass sie die Situation mit der Nachbarschaft vor Ort als „sehr gut“ bezeichnet würden. Sie betonten dabei, auch Freizeit miteinander zu verbringen. Für vier Prozent der Untersuchungsteilnehmer sei es selbstverständlich, beieinander ein- und auszugehen.

Gegenseitige Unterstützung

Den Ergebnissen der Umfrage zufolge würden elf Prozent der Befragten sogar mit ihren Nachbarn eine Sauna besuchen, während sich jeder Zehnte einen gemeinsamen Urlaub vorstellen könnte. Im Gegegenzug betonen 60 Prozent der Probanden jedoch, dass beide Szenarien für sie nicht vorstellbar sind.

Zudem schließen 38 Prozent aller Teilnehmer aus, mit Nachbarn über eigene Probleme zu sprechen. Gering ist der Anteil der Befragten in Höhe von vier Prozent, die ihre Nachbarn noch nicht einmal grüßen.

Kleine Gefälligkeiten erledigen

Etwa jeder Dritte behauptet, für die nächsten Nachbarn bei Bedarf auch die Pflanzen zu gießen, Tiere zu versorgen oder andere Gefälligkeiten zu übernehmen. In diesem Zusammenhang stimmten 27 Prozent der Aussage zu, seinen Mitmenschen auch im Garten zu helfen oder bei Reparaturen zu unterstützen.

Etwa 24 Prozent aller Befragten bringen an Geburtstagen ebenfalls eine Karte, Blumen oder Geschenke an Geburtstagen vorbei. Zudem erledigen 17 Prozent der Befragten gelegentlich auch Einkäufe. Ein geringerer Anteil der Befragten bring seinen Nachbarn auch ab und an einen Kuchen vorbei.

Nachbarschaftsstreit Auseinandersetzungen
Bei 11% aller Befragten ist das Nachbarschaftsverhältnis alles andere als entspannt

Auseinandersetzungen unter Nachbarn

Dennoch geben elf Prozent aller Befragten zu verstehen, dass ihr Nachbarschaftsverhältnis alles andere als entspannt ist. Sie beschreiben die Situation als schlecht und sprechen von einer deutlichen Distanz. Zwei Prozent aller Probanden gaben zu, dass gelegentlich Streitigkeiten entstehen oder diese sogar mit ihren Nachbarn zerstritten sind. Etwa jeder Siebte gibt zu, zur eigenen Nachbarschaft sogar ein Nicht-Verhältnis zu pflegen. Das heißt, dass sich die Menschen untereinander überhaupt nicht kennen.

Gründe für Auseinandersetzungen

Der wichtigste Grund zum Ärgernis ist eine zu laute Geräuschkulisse. Ungefähr 16 Prozent aller Befragten gaben an, sich am meisten von Lärm gestört zu werden. Außerdem gaben zehn Prozent der Probanden zu verstehen, dass sie ein Problem damit haben, wenn ihre Mitmenschen keine Ruhezeiten einhalten. Acht Prozent sind außerdem über laute Musik verärgert, die aus Nachbarwohnungen dröhnt.

Weiterhin gaben zehn Prozent aller befragten Personen an, dass sie sich regelmäßig von Menschen aus ihrem näheren Wohnumfeld beobachtet fühlen. Dennoch sind all diese Zahlen relativ gering – im Vergleich zu den 57 Prozent, die sich von ihren allerengsten Nachbarn überhaupt nicht gestört fühlen.

Veränderte Verhältnisse seit der Corona-Krise

Seit dem Einsetzen der Corona-Krise haben 34 Prozent aller Befragten weniger Kontakt zu ihren engsten Nachbarn. Diesbezüglich bringen 24 Prozent aller Probanden zum Ausdruck, weniger Kontakt zu den Menschen zu haben, mit denen sie Tür an Tür leben. Etwa zehn Prozent sagen sogar, wesentlich weniger Kontakt zu pflegen. Ältere Menschen erleben die Situation infolge der Corona-Krise sogar noch intensiver als jüngere.

Beispielsweise berichten 41 Prozent aller über 55-jährigen, aktuell wenig oder wesentlich weniger Kontakt mit den nächsten Nachbarn zu haben.

Diese Zahl weicht wesentlich von der unter 25-jährigen ab, von denen dieser Aussage nur 25 Prozent zustimmen.

Unterstützung in der Corona-Krise

Trotz der Virus-Pandemie gab ein Großteil der Probanden an, dass sich die nachbarschaftlichen Verhältnisse zu den Mitmenschen nicht geändert haben. Ganz im Gegenteil. Ganze 56 Prozent gaben zu, dass genauso viel Kontakt wie vor der Corona-Krise besteht. Noch mehr Kontakt als vor der Corona-Krise pflegen sogar vier Prozent. Infolge der Corona-Pandemie signalisierten außerdem Tausende an Menschen die Bereitschaft, andere Personen mit Einkäufen oder anderen Gefälligkeiten zu unterstützen. Wie Psychologe und Bestsellerautor Stephan Grünewald bestätigt, entstehe aktuelle eine ganze „Welle der Hilfsbereitschaft“.