Neue Therapie: Hoffnungsschimmer für Corona-Patienten?
Wer eine Erkrankung einmal abgewehrt hat, bildet Antikörper gegen die die Krankheit auslösenden Erreger. Dadurch stellt sich eine Immunität ein. Diese Antikörper sollen Betroffenen im Falle einer Corona-Erkrankung im Kampf gegen die Viruskrankheit helfen.
Aktuell untersuchen mehrere Kliniken in Deutschland genesene Corona-Patienten, die ihr Blutplasma an schwerkranke Personen zur Behandlung der Erkrankung spenden. Diese Behandlungsmethode mildert und verkürzt den Krankheitsverlauf, bestätigt Holger Hackstein als Leiter für Transfusionsmedizin am Erlanger Universitätsklinikum.
Zusätzliche klinische Studien für die Effizienz der Blutplasmatherapie sind unerlässlich
Diesbezüglich meldete sich das Paul-Ehrlich-Institut im hessischen Langen zu Wort. An diesem Institut tätige Wissenschaftler wiesen darauf hin, dass zusätzliche klinische Studien für die Effizienz der Blutplasmatherapie unerlässlich sind. Chinesische Forscher hatten die Wirksamkeit dieser Therapiemethode in ihrem Heimatland bereits an mehreren Covid-19-Erkrankten untersucht. Mit diesen Therapien verbundene Resultate publizierten die Wissenschaftler bereits in einer Internetausgabe des Fachjournals „Proceedings“, das zur US-Akademie der Wissenschaften gehört.
Im Anschluss an diese Behandlung verbesserte sich der gesundheitliche Zustand der Betroffenen binnen drei Tagen nach der Transfusion. Diese Resultate zeigten auf, dass eine Behandlung mit Blusplasma bei Covid-19-Patienten deshalb sehr vielversprechend ist und von den erkrankten Personen auch gut vertragen wurde.
Ergebnisse sind kein endgültiger Nachweis für die Wirksamkeit des Blutplasmas
Auf diese Resultate ging Klaus Cichutek – der Präsident vom Paul Ehrlich-Institut – ein. Der Wissenschaftler zeigt sich zwar hoffnungsvoll. Dennoch seien diese Ergebnisse kein endgültiger Nachweis für die Wirksamkeit des Blutplasmas. Um eine allgemeingültige Aussage über die Wirksamkeit der Antikörper treffen zu können, ist die Anzahl untersuchter Patienten schlichtweg zu klein.
Die einmalige Gabe der Abwehrstoffe und die kurze Beobachtungsdauer sind für generelle Prognosen schlichtweg zu gering. Deshalb plädiert der deutsche Forscher dafür, weitere Studien durchzuführen. Deshalb möchte Cituchek nun mit klinischen Prüfungen beginnen, deren Resultate schon nach kurzer Zeit vorliegen könnten.
Therapeutisches Plasma produzieren
Das Universitätsklinikum in Erlangen ist eigenen Angaben zufolge eine der ersten Einrichtungen Deutschlands, die eine Erlaubnis erhalten hat, im therapeutisches Plasma zu produzieren. Allerdings handelt es sich bei der Produktion der Antikörper um eine relativ aufwendige Methode, dank der erste Patienten in Erlangen allerdings schon zeitnah behandelt werden könnten. Bevor den Betroffenen das Blutplasma intravenös verabreicht wird, bedarf es umfassender Untersuchungen im Labor. Dabei sind Spenden von 600 bis 800 Millilitern an Plasma ausreichend, um ein oder zwei Patienten zu behandeln.
Vorerst ist angedacht, die Therapie bei einer Behandlung schwerstkranker Patienten anzuwenden. Die Idee einer Bekämpfung von Krankheiten mit aus Blutplasma gewonnenen Antikörpern ist nicht neu. Wie Holger Hackstein vom Universitätsklinikum in Erlangen bestätigt, ist dieses Verfahren längst bekannt. Bereits im Kampf gegen Ebola, Mers oder Sars 1 nutzten Mediziner die Methode, um Patienten Linderung zu verschaffen. Deshalb ist beim Einsatz von Antikörpern gegen Corona-Viren bislang von einem Hoffnungsschimmer die Rede. Ob letztendlich tatsächlich von einem Durchbruch die Rede ist, wird die Zukunft zeigen.