Wandel in der Baubranche – Sind die goldenen Jahre vorbei?
Im letzten Jahrzehnt kannte die Baubranche nur eine Richtung – steil nach oben. Doch nun könnte sich das Blatt wenden. Über die wirtschaftliche Situation im Jahr 2020 kann sich die Branche ebenfalls nicht beklagen. Doch durch die Folgen der Corona-Pandemie leitet sich vermutlich eine Wende ein. Unternehmen investieren weniger. Zahlreiche Hotels und Büros werden trotz vorheriger Planung nicht errichtet. Im Gegenzug erhöht sich der Bedarf an Logistikzentren.
Geringere Umsätze für die Baubranche für 2021
Für das kommende Jahr geht die Baubranche zum ersten Mal seit zehn Jahren von geringeren Umsätzen aus.
Wie der mittelständische Verband ZDB prognostizierte, werden die Erlöse für 2021 um ungefähr ein Prozent auf etwa 137 Milliarden Euro fallen.
Vergleicht man diese Entwicklung mit reinen Baupreisen, liege sogar ein Minus von drei bis vier Prozent vor.
Wie ZDB-Präsident Reinhard Quast in diesem Zusammenhang betont, bewegt sich der Wohnungsbau als stetiger Wachstumstreiber zwar auf einem stabilen Niveau. Demgegenüber ist im sogenannten Wirtschaftsbau mit einem stärkeren Rückgang zu rechnen.
Die Corona-Situation führt zu Umsatzeinbrüchen
Der wichtigste Grund für diese Umsatzeinbrüche ist der aktuellen Situation in der Industrie und Dienstleistern geschuldet. Infolge dieser Entwicklung gehen Investitionen automatisch zurück. Alternativ ist nun die öffentliche Hand gefragt, um Bauprojekte zu finanzieren. Das nötige Geld sei nach Aussagen von Quast wohl vorhanden.
Das Jahr 2020 bewältigte das Bauwesen trotz der Corona-Pandemie wohl wesentlich besser als andere Branchen. Nach aktuellem Stand geht der ZDB für 2020 von einem nominalen Plus von zwei Prozent aus, das einem Minuswert von minus eins entspricht. Der Anteil in der Baubranche Beschäftigter dürfte 2020 bzw. 2021 um jeweils rund 5.000 ansteigen und sich damit im nächsten Jahr auf ungefähr 880.000 Mitarbeiter belaufen. Aktuell heißt es, dass etwa jeder fünfte Betrieb neues Personal einstellen möchte.
Eine gute Auftragslage für 2020
In diesem Jahr kam dem Bauwesen die vergleichsweise gute Auftragslage von rund 52 Milliarden Euro zu Jahresbeginn zugute.
Beim Wohnungsbau galten nur die Monate April und Mai – die Hochzeit der ersten Corona-Welle – als besonders kritisch.
Seitdem habe sich die Nachfrage wieder erhöht. In der Sparte geht der ZDB für 2020 von einem Umsatzplus von vier Prozent sowie für 2021 von 2,5 Prozent aus. Es werden ungefähr 300.000 Wohnungen fertiggestellt. Ein anderes Bild zeichnet sich beim Wirtschaftsbau ab, bei dem die Nachfrage seit März 2020 stetig sinkt. Immer mehr Unternehmen stellen sich die Frage, wie viele Büros oder Hotels in Zukunft tatsächlich nötig sein werden.
Im Gegenzug hat sich die Nachfrage nach Logistikzentren erhöht. Diese Entwicklung ist vor allem dem verstärkten Handel im Internet geschuldet, für den größere Lagerflächen erforderlich sind. In erster Linie fokussiert sich die Baubranche auf Kommunen als Bauherren. Wie Quast betont, mangelte es an Investitionen durch die öffentliche Hand. Allerdings fordert Quast nicht mehr Geld, sondern mehr Aktionen ein.