Bericht von Weltklimarat: Milliarden an Menschen durch Klimakrise gefährdet
Die Negativfolgen des Klimawandels sind immer verheerender. Nach Aussagen des Weltklimarats kann das Schlimmste jedoch noch abgewendet werden.
Für diesen Wandel sind jedoch tiefgreifende Veränderungen erforderlich.
Eine große Ungleichheit weltweit
Aufgrund der zunehmenden Auswirkungen des Klimawandels ist bereits jetzt die knappe Hälfte der Menschheit, nach aktuellem Sachstandsbericht des Weltklimarats IPCC, hochgradig gefährdet.
Diesen Informationen zufolge sind derzeit ungefähr 3,3 bis 3,6 Milliarden aller knapp acht Milliarden Menschen aufgrund des Klimawandels „hochgradig gefährdet“.
Diese Ungleichheit driftet durch eine nicht nachhaltige Nutzung des Landes sowie der Meere und aufgrund eines sozial-ökonomischen Ungleichgewichts noch stärker auseinander.
Es droht noch mehr Armut und soziale Ungleichheit
Dieser Zustand führt auf Dauer zu noch mehr Armut und Ungleichheit. Werden die Lebensbedingungen in bestimmten Ländern zu schwierig, droht eine Migration.
Auch wenn die Erwärmung auf 1,5 Grad über vorindustriellem Niveau eingedämmt werden kann, muss die Menschheit in den kommenden 20 Jahren deutliche Auswirkungen verkraften. Deshalb ist es umso wichtiger, noch schlimmere Gefahren zu bekämpfen.
Genügend Naturräume einplanen
Wie der deutsche Meeresbiologe Hans-Otto Pörtner betont, schrumpft „unser Zeitfenster“. Die Aufgabe der Bundesregierung müsste darin bestehen, klimapolitische Ziele wesentlich engagierter umzusetzen. Bereits jetzt sind die Folgen des Klimawandels weltweit offensichtlich. Beispiele sind Hitzewellen in Sibirien oder verheerende Waldbrände in der Mittelmeerregion.
Im Kampf gegen die Klimakrise sei es erforderlich, dass rund 30 bis 50 Prozent der gesamten Erdoberfläche ausschließlich Naturräumen vorbehalten bleibe.
Diese Räume sind dennoch zur Nutzung verfügbar – allerdings nur dann, wenn Mensch und Natur nachhaltig miteinander interagieren. Derzeit mangelt es der Politik jedoch noch an dieser Denkweise.
Bessere Bilanzen für Ökosysteme
Erschwerend kommt hinzu, dass Bemühungen um Klimaschutz durch Ereignisse wie den derzeitigen Krieg von Russland gegen die Ukraine noch einmal zusätzlich zurückgeworfen werden. Zudem wurde der Kostenaufwand für eine Bewältigung der Auswirkungen des Klimawandels sowie für Anpassungsmaßnahmen deutlich unterschätzt. Aus Dokumenten des Weltklimarats IPCC geht außerdem hervor, dass Ökosysteme noch mehr Treibhausgase aufnehmen als verursachen.
Dieser Zustand könnte sich jedoch ändern, wenn Torfmoorgebiete trockengelegt, Urwälder abgeholzt oder der arktische Permafrost schmelzen. Trends wie diese sind umkehrbar, falls Ökosysteme wieder aufgebaut, gestärkt oder nachhaltig bewirtschaftet werden. Um das Überleben der Menschheit nachhaltig zu sichern, ist eine reiche Artenvielfalt und ein gesundes Ökosystem unumgänglich.
Zusätzliche Probleme
Zudem führt der Weltklimarat vor Augen, dass eine globale Erwärmung sowie andere Herausforderungen aufeinandertreffen. Ein Beispiel ist die wachsende Weltbevölkerung, die mit Problemen wie Überfischung, Umweltverschmutzung, wachsender Weltbevölkerung, einer Migration von Menschen in Städte oder wachsender Armut sowie Ungleichheit einhergeht. Er
schwerend kommt hinzu, dass sich immer Krankheitsrisiken auf dem Vormarsch befinden – beispielsweise das Dengue-Fieber oder die Coronavirus-Pandemie.
Tiere und Pflanzen flüchten vor Hitze und Extremwetter
Hitze sowie Extremwetter sorgen dafür, dass Pflanzen und Tiere vermehrt an Land, in Richtung der Pole, in höhere Lagen oder tiefere Gewässer drängen. Ein gutes Beispiel sind Meerespflanzen und tierische Meeresbewohner, die aufgrund steigender Wassertemperaturen pro Jahrzehnt um jeweils 59 Kilometer näher zum Nord- und Südpol drängen.
Zahlreiche Arten sind vom Aussterben bedroht, da ihnen die Anpassung an den Klimawandel nur bedingt gelingt. Würde die globale Erwärmung zwei Grad des vorindustriellen Niveaus übersteigen, wären ungefähr 18 Prozent aller derzeit an Land lebenden Tier- sowie Pflanzenarten vom Aussterben bedroht. Bei einer Erhöhung von vier Grad wären sogar 50 Prozent der Flora und Fauna davon betroffen.
Auswirkungen des Klimawandels
In diesem Zusammenhang betonen die Wissenschaftler, dass sich der Zeitpunkt von biologischen Ereignissen wie der Blüte oder Fortpflanzung durch den Klimawandel ebenfalls wesentlich verändert. Für diesen Wandel sind Faktoren wie die Anzahl von Insekten zur Vogelbrut verantwortlich.
Bis zum Ende des aktuellen Jahrzehnts ist es nicht ausgeschlossen, dass Fischer in tropischen Gebieten von Afrika bis zu rund 40 Prozent weniger Tiere fangen.
Dieser Anteil ist für Kontinente wie Afrika immens. In diesem Gebiet ist Fisch für rund ein Drittel aller Menschen schließlich die wichtigste Proteinquelle. Erreicht die Erwärmung insgesamt 2,1 Grad, könnten in Afrika bis 2050 Entwicklungsstörungen bei rund 1,4 Millionen Kindern aufgrund Unterernährung folgen.
Fundamentale gesellschaftliche Veränderungen
Um diesen Negativfolgen vorzubeugen, bedarf es fundamentaler gesellschaftlicher Veränderungen. Beispielsweise ist es zwingend erforderlich, dass Energie sauber bleibt und das Müllproblem reduziert wird. Städte sowie Landwirtschaft müssen nachhaltig werden.
Veränderungen hinsichtlich der Mobilität sind erforderlich. Autofahrten müssten durch Radtouren ersetzt und Flüge durch Zugfahrten ersetzt werden. Hierfür ist es wichtig, die gesamte Bevölkerung zu mobilisieren.
Besonderheiten des Weltklimarats
Der Weltklimarat wurde 1988 ins Leben gerufen. Der neue Report ist der zweite Teil des sechsten Sachstandsberichts über den Klimawandel. Im August 2021 wurde der erste Teil veröffentlicht, der auf wissenschaftliche Grundlagen eingeht. Zudem setzen sich die Wissenschaftler im dritten Teil mit Optionen zur Minderung des Klimawandels auseinander.
Nach Aussagen des Weltklimarats hat sich die globale Durchschnittstemperatur im Zeitraum von 2010 bis 2019 um 1,1 Grad gegenüber der vorindustriellen Zeit von 1850 bis 1900 erhöht. Allein durch den fünften Sachstandsbericht im Jahr 2014 stieg die Temperatur um 0,2 Grad an.