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Verändertes Lebensgefühl in Krisenzeiten

Verändertes Lebensgefühl in Krisenzeiten
Verändertes Lebensgefühl in Krisenzeiten | Foto: © U. J. Alexander #490923956 – stock.adobe.com

„Putins Krieg“ oder „Zeitenwende“ – mit Phrasen wie diesen wird der russische Einmarsch in die Ukraine beschrieben.
Menschen aus aller Welt demonstrieren gegen die kriegerischen Auseinandersetzungen oder tragen in Friedens-Kundgebungen gelb-blaue Fahnen der Ukraine.

Friedens-Kundgebungen weltweit

Einige Plakate bilden Karikaturen des russischen Präsidenten Wladimir Putin ab, der im Zuge des aktuell herrschenden Krieges auf die atomare Macht des Landes verwies und Abschreckungswaffen in Alarmbereitschaft versetzte. Damit beschreibt Putin ein mögliches Schreckensszenario.

Friedens-Kundgebungen weltweit
Friedens-Kundgebungen weltweit | Foto: © gpointstudio #491253921 – stock.adobe.com

Tausende an Menschen flüchten aus der Ukraine

Nach mittlerweile zweijähriger Pandemie hatten viele Menschen natürlich gehofft, dass nunmehr nach Corona-Lockerungen ein unbeschwerteres Leben unseren Alltag bestimmen würde.

Doch durch Berichterstattungen sozialer Medien sowie im Fernsehen tritt der Krieg in Echtzeit in unseren Alltag.

Menschen aus der Ukraine kämpfen ums Überleben. Männer ziehen in den bewaffneten Kampf, um ihre Demokratie zu erhalten. Während Deutschland Waffen ausliefert, flüchten immer mehr Kinder und Frauen über die Grenze.

Hohe Ansprüche an kommende Generationen

Doch welche Auswirkungen haben die stetigen Negativnachrichten und die permanente Bedrohung auf uns? Folgt eine Generation, deren Denken und Handeln von permanenter Zukunftsangst bestimmt wird? Wie Andreas Heinz als Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie von der Berliner Charité bestätigt, ist es völlig nachvollziehbar und berechtigt, derzeit in Angst zu leben.

Das Territorium, auf dem aktuell der Krieg stattfindet, ist nur etwa zwei Flugstunden von Deutschland entfernt. Deshalb sei es nicht verwunderlich, dass viele Deutsche gerade den Anschein haben, der Krieg fände beinahe vor der eigenen Haustür statt. Doch in den Augen des Mediziners ist Angst auch oftmals ein Antrieb, um etwas Produktives zu gestalten. Deshalb sei in vielen Bereichen solidarisches Handeln gefragt.

Folgt eine Welle an Hilfsbereitschaft?

Folgt nun eine Welle an Hilfsbereitschaft, von der vor etwa sieben Jahren aus Tausende an Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien und dem Irak profitierten? Oder sind Deutsche aufgrund eigener Sorgen wie gelähmt? Die Pandemie führte dazu, dass viele junge Menschen deutlichen psychischen Belastungen und Zukunftsängsten ausgesetzt waren.
Diese Entwicklung ist mittlerweile durch Untersuchungen wie die Studie „JuCo“ III von den Universitäten Frankfurt/Main sowie Hildesheim bestätigt.

Im Dezember 2021 stimmte über die Hälfte aller Probanden der Aussage zu, durch die aktuelle Situation stark psychisch belastet zu sein.

Im Dezember 2020 war dieser Anteil mit etwa 41 Prozent noch wesentlich geringer. An der Online-Befragung nahmen rund 6.200 zufällig ausgewählte Jugendliche von 15 bis 30 Jahren teil. Zudem verweisen Krankenkassen, Therapeuten und psychiatrische Kliniken auf einen steigenden Anteil Betroffener.

Große Probleme durch unsere Umwelt

Ein weiteres Problem ist die Bedrohung des Planeten, die durch Umweltaktivisten immer wieder thematisiert wird. Schon heute verursacht die globale Erwärmung weltweit Katastrophen, wie im Jahr 2021 beispielsweise das Hochwasser im Ahrtal verdeutlichte. Seit über zwei Jahren wird unser Alltag permanent von Meldungen über Corona-Tote dominiert.

Und nunmehr folgt auch noch der Krieg in Europa. Vor allem jüngere Generationen wuchsen in einem Europa auf, dessen Alltag von Frieden dominiert wurde. Dieser Frieden wurde Ende der 1990er Jahre allerdings durch den Kosovokrieg erschüttert. Der aktuelle Krieg zwischen Russland und der Ukraine erreicht jedoch eine bislang nicht existente Dimension der Bedrohung.
Die bislang in Deutschland eingeräumte Sicherheit scheint durch die Bedrohung der Atommacht Russland infrage gestellt.

Große Probleme durch unsere Umwelt
Große Probleme durch unsere Umwelt | Foto: © S.Kobold #261693214 – stock.adobe.com

Forderungen nach mehr Engagement

Erste Stimmen werden laut, die einfordern, dass bislang in Frieden aufgewachsene Generationen das nötige Engagement zeigen und mehr Verantwortung übernehmen. Sind jedoch keine geeigneten Handlungsoptionen vorhanden, könnte sich schon bald ein vermehrtes Gefühl der Ohnmacht und Hilflosigkeit einstellen. Dieses Gefühl der Ausweglosigkeit könnte ebenfalls im Umgang mit dem Klimawandel entstehen.

Nach Aussagen einiger Psychologen ist es deshalb besser, eher von Klima-Emotionen als von Klima-Angst zu sprechen.

Zu diesen Emotionen gehören Gefühle wie Wut, Trauerprozesse oder Unverständnis über passiv agierende Politiker. Zur Bewältigung von Krisen hilft es nach Informationen von Psychologen generell, mit anderen Menschen zu reden, gemeinsam zu agieren und Lösungen für drohende Probleme zu finden.

Konsequenteres Handeln

Möglicherweise ist die aktuelle politische Situation ein Anstoß, der die Aktivität junger Menschen fordert. Im Gegensatz zum Virus liegt der Krieg schließlich in Menschenhand. Eindeutig gegen den Krieg sprach sich ebenfalls Umweltaktivistin Luisa Neubauer aus, die eigentlich für die Fridays for Future-Bewegung eintritt und nunmehr auf einer großen Friedens-Demo in Berlin Stellung bezog.
Auf dieser Veranstaltung wies die Aktivistin beispielsweise darauf hin, dass das System Putin weiterhin durch Deutschland finanziert wird, solange unsere Energieversorgung von Russland abhängt. Deshalb müsste der Krieg zu einem konsequenten Ausstieg aus Gas, Öl und Kohle resultieren. Zudem ist ein gerechter und radikaler Einstieg in erneuerbare Energien erforderlich. Doch diese Einsicht ist nach Aussagen Neubauers immer mehr Menschen bewusst.