Zehn Finger Schreibsystem: Voll im Trend oder Schnee von gestern?
Das Prinzip des Zehn-Finger-Schreibsystems ist schnell erklärt. Die Finger befinden sich auf der Tastatur in der sogenannten Grundposition, wenn die Finger der linken Hand die Tasten A, S, D und F belegen. Dabei liegt der kleine Finger auf dem Buchstaben „A“. Die Finger der rechten Hand befinden sich ab dem Zeigefinger hingegen auf den Tasten J, K, L und Ö. Von dieser Position aus bewegen sich die Finger nach unten und oben, um die nächstgelegenen Buchstaben zu erreichen. Die Daumen dienen hingegen der Bewegung der Leertaste.
Bislang wurde einfach keine bessere Methode gefunden
Wie Anna Maria Feit vom Lehrstuhl für Informatik an der ETH Zürich betont, gibt es bislang schlichtweg keine bessere Methode, um das Tippen auf der Tastatur zu erlernen.
Deshalb ist das Zehn-Finger-Schreibsystem bislang der einzige Weg, um die Tastatur so sinnvoll zu bedienen.
Die Forscherin konzentriert sich schwerpunktmäßig auf die Thematik der Texteingabe. Diesbezüglich betont die Wissenschaftlerin, zwar nicht von dem Konzept überzeugt zu sein. Allerdings mangelt es an Alternativen.
Ideen zur Optimierung wären vorhanden
Das Zehn-Finger-Schreibsystem bietet nicht nur Vorteile. Ihrer Meinung nach könnten einige in der deutschen Sprache verwendete Wörter schneller eingegeben werden, falls besonders häufig verwendete Buchstaben auf der Tastatur sinnvoller positioniert werden.
Im Gegenzug wären nicht alle zehn Finger zum Schreiben auf der Tastatur notwendig. Ihrer Ansicht nach seien sechs Finger vermutlich ausreichend.
Vorteile des Zehn-Finger-Schreibsystems
Vor einigen Jahren untersuchte Feit in Zusammenarbeit mit anderen Wissenschaftlern an der Aalto-Universität in Helsinki verschiedene Tastschreibstile und verglich diese Techniken mit dem Zehn-Finger-Schreibsystem.
Diese Untersuchung erbrachte das Ergebnis, dass Personen mit eigens erlernter Technik partiell genauso schnell wie 10-Finger-Tipper schreiben.
Im Gegenzug wurde bei der Studie jedoch ersichtlich, dass diese Nutzer wesentlich häufig auf ihre Finger schauten. Diese These bestätigt ebenfalls Regina Hofmann vom Deutschen Stenografenbund. Ihr sei ebenfalls keine Person bekannt, die mit eigens erlernter Technik blind tippt. Wer das Zehn-Finger-Schreibsystem nutzt, schaut hingegen nicht einmal mehr auf die Tastatur. Anwender dieser Technik wissen intuitiv, welche Richtungen die Finger einschlagen.
Eine gut strukturierte Führung der Hand
Dieses Konzept kommt laut Thomas Brockamp als Präventionsexperte der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie wiederum der eigenen Gesundheit zugute. Wer das Zehn-Finger-Schreibsystem beherrscht, profitiert von einer gut strukturierten Führung der Hand. Allerdings sollten Anwender bei der Bedienung der Tastatur darauf achten, dass das Handgelenk nicht abknickt.
Je einfacher das Schreiben mit den Tasten fällt, desto besser könne man sich außerdem auf die Haltung der Hand konzentrieren. Eine andere Situation liegt vor, wenn man zuerst überlegen muss, wo sich der nächste Buchstabe befindet.
Verschiedene Wege zum Erlernen der Schreibmethode
Das Erlernen des Tippsystems ist demzufolge lohnenswert. Wer das nötige Engagement zeigt, erlernt die Technik mithilfe von Online-Schreibprogrammen oder Fachbüchern einfach selbst. Einige Volkshochschulen bieten außerdem entsprechende Kurse an, die altersgerecht auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene zugeschnitten sind. Denn je früher eine Person das Zehn-Finger-Schreibsystem erlernt, desto effektiver kann diese Technik auch angewendet werden. Auf die Wichtigkeit dieser Technik verweist ebenfalls Anna Maria Feit. Schließlich wird die Schreibtechnik an zahlreichen Arbeitsplätzen gebraucht.
Allerdings wird die Kompetenz nicht in allen Bürojobs gebraucht. Im heutigen Büroalltag spielen Technologien wie Transkriptionsprogramme oder Sprachassistenten schließlich eine zunehmende Rolle. Ihrer Meinung nach ist das Zehn-Finger-Schreibsystem jedoch alles andere als überflüssig. Immerhin kann die entsprechende Software überhaupt nicht in allen Jobs eingesetzt werden. Beim Schreiben von längeren Texten ist es häufig notwendig, im Anschluss Korrekturen oder Umstellungen vorzunehmen. Diese Änderungen funktionieren mit zehn Fingern deutlich schneller und einfacher.