Verbot von Plastiktüten – Die wichtigsten Pros und Contras
Plastikmüll ist ein zentrales Problem, von dem Menschen aus aller Welt betroffen sind. In immer mehr Landschaften lagert sich Plastikmüll ab. Vor allem im Meer verenden immer mehr Fische, weil sie Nahrung mit Plastik zu sich nehmen.
Zudem wandelt sich sogenannte Mikroplastik zu einem Problem, das als Nahrung von Speisefischen letztendlich in unsere Nahrungskette zurückkehrt.
Probleme für die Umwelt
Ursprünglich wurde Kunststoff aufgrund seiner Eigenschaften sehr geschätzt, da das Material stabil und wasserdicht ist.
Doch für die Entsorgung sind genau diese Eigenschaften von Nachteil.
Je nach Art des Kunststoffs dauert es häufig mehrere Jahrzehnte oder noch länger, bis die Umwelt die Kunststoffe abgebaut hat. Mikroskopisch kleine Kunststoffteile entstehen beispielsweise durch Abrieb und landen wieder direkt in der Umwelt.
Das Meer schützen
Zweifelsohne sind Maßnahmen erforderlich, um zu vermeiden, dass auch zukünftig große Mengen an Plastikmüll ins Meer oder ans Land gelangen.
Dieser Tatsache sind sich vor allem Unternehmen aus der Industrie und Umweltschutzorganisationen bewusst. Dennoch gibt es ein Für und Wider über die Tatsache, dass immer häufiger gesetzliche Verbote (Umweltgesetze in Deutschland – Welche es gibt und was Sie darüber wissen müssen) für die Herstellung von Plastik gefordert werden.
Vorteile gesetzlicher Produktions-Verbote
Bereits vor längerer Zeit forderte der BUND – der Bund für Umwelt- und Naturschutz – dazu auf, insbesondere Produzenten sowie die petrochemische Industrie als Hersteller von Plastikprodukten zunehmend in die Pflicht zu nehmen.
Deshalb schlug der BUND vor, dass all diese Produzenten eine Abgabe auf Plastikerzeugnisse entrichten müssen.
Zudem sprachen sich der BUND und die Heinrich-Böll-Stiftung für wirksamere politische Maßnahmen aus, um das Problem rund um die Plastikkrise nachhaltig zu lösen. Diese Maßnahmen sollen natürlich dazu führen, die Herstellung sowie den Konsum von Plastik so gut wie möglich zu reduzieren.
Bisher erzielte Maßnahmen genügen noch nicht
Demzufolge sei es ein erster wichtiger Schritt gewesen, Einwegbecher, Strohhalme oder Plastiktüten zu verbieten. Allerdings sind diese Maßnahmen und ein deutlicher Wechsel zum Stoffbeutel und ähnlichen Alternativen nicht genug, um die Umweltkrise aufzuhalten.
Problematisch sei in diesem Zusammenhang, dass nur ein geringer Anteil an Plastikmüll recycelt wird. Stattdessen landet ein Großteil der Plastik auf großen Mülldeponien im Ausland. Der BUND fordert deshalb ein Verbot für den Export von Plastikmüll in Staaten mit ungenügenden Sozial- und Umweltstandards ein.
Contra: Kunststoffe nicht generell verteufeln
Dieser Ansicht steht der Verband der chemischen Industrie gegenüber, demzufolge ein Verbot von Kunststoff kein effizienter Weg zur Reduktion der Verschmutzung in der Umwelt sei. Nach Ansicht des Verbands sind Kunststoffe effiziente und wertvolle Werkstoffe, die nicht nur die Ernährung sowie Trinkwasserversorgung für die wachsende Weltbevölkerung absichern.
Zugleich ist Plastik ein wichtiger Pfeiler zur Verbesserung der medizinischen Versorgung.
Nach Ansicht des VCI ist es in erster Linie wichtig, einem unsachgemäßen Umgang mit Plastikmüll entgegenzuwirken sowie Kunststoffabfälle umweltgerecht zu entsorgen. Ebenso wichtig sei es, den aufkommenden Müll standardmäßig zu recyceln.
Recyclingquoten erhöhen
Utz Tillmann als Hauptgeschäftsführer des Verbands verweist auf die 2019 ins Leben gerufene Alliance to End Plastic Waste, die der Förderung für Müllmanagement, neue Recycling-Technologien sowie zirkuläre Wirtschaft dient.
In die Realisierung dieser Ziele werden über einen längeren Zeitraum rund 1,5 Milliarden Euro investiert. Aus Sicht des VCI sei es erforderlich, Kunststoffe als hochwertige Ressource zu bewerten und deren Verwertung auch in Zukunft zu forcieren. Zudem sei es die Aufgabe europäischer Kunststoffhersteller, Recyclingquoten auch weiterhin zu erhöhen.
Fehlende Alternativen
Ohne Zweifel ist es aus Umweltgründen besser, durch Plastik erzeugte Abfälle zu verwerten und diese nicht im Meer oder auf wilden Mülldeponien aus Ländern der Dritten Welt wegzuwerfen. Zudem gibt es für zahlreiche Anwendungen der Kunststoffe auch keine überzeugenden Alternativen.
Allerdings ist es fraglich, inwiefern eine Selbstverpflichtung der Kunststoffindustrie für eine Verbesserung der Recyclingquoten tatsächlich genügt.
Einerseits hätte die Industrie zur Behebung dieses Problems schon längst tätig werden müssen. Andererseits ist fraglich, inwiefern ein Verbot der Herstellung von bestimmten Plastikerzeugnissen tatsächlich die beste Lösung ist. Schließlich basiert die Produktion der Plastikwaren ja auch auf einer entsprechenden Nachfrage.
Deutschland verursacht viel Plastikmüll
Schenkt man den Aussagen des BUND sowie der Heinrich-Böll-Stiftung in Deutschland Glauben, gilt Deutschland europaweit als einer der größten Verursacher von Plastikabfällen. Dementsprechend entfällt über ein Drittel aller produzierten Kunststoffe auf Erzeugnisse, die nur einmalig genutzt werden.
Deshalb ist fraglich, ob eine durch die Industrie zu zahlende Abgabe tatsächlich den gewünschten Effekt erzielt. Möglicherweise würde sich erst dann eine Trendwende einstellen, falls Produzenten die Kosten an Verbraucher weitergeben und sich dadurch Preise für Coffee-to-go-Becher und ähnliches erhöhen.