Cybermobbing – Auch für Erwachsene problematisch
Eigentlich wird ein Begriff wie Cybermobbing stets mit Jugendlichen in einem Atemzug genannt. Allerdings sind auch Erwachsene von dem Problem betroffen. Ob wesentlich jünger oder älter als 20 oder 30 Jahre: Betroffene sollten generell nicht versuchen, das Problem allein zu lösen.
Aufkommender Hass durch die Anonymität des Internets
Wie Sebastian Seitner vom Landesmedienzentrum Baden-Württemberg anrät, sollten sich Opfer von Cybermobbing unabhängig von ihrem Alter stets Hilfe suchen.
Cybermobbing ist ein gesellschaftliches Problem, das sich von der Schnelligkeit und Anonymität des World Wide Webs nährt.
Plattformen wie Twitter oder Facebook räumen ihren Usern die Möglichkeit ein, Mobbing direkt zu melden. Auf diesen sozialen Plattformen ist man angewiesen, entsprechende Beiträge zu löschen.
Liegen jedoch schwerwiegende Drohungen oder Beleidigungen vor, ist es wichtig, Anzeige zu erstatten und sich an die Polizei zu wenden.
Dokumentation von Vorfällen
Neben Aufzeichnungen über die Uhrzeit und die Internetadresse sind Screenshots ein wichtiges Beweismittel. Diese Screenshots sind auch im Nachhinein ein wichtiger Beweis, falls die Drohungen oder Beleidigungen zu einem späteren Zeitpunkt gelöscht oder anderweitig abgeändert werden.
Erschwerend kommt nach Ansicht von Peter Sommerhalter von dem Verein „Bündnis gegen Cybermobbing“ hinzu, dass für viele Erwachsene der Umgang mit Angriffen im Internet völliges Neuland ist. Schließlich sind viele erwachsene Betroffene von der Intensität und Härte überrascht, in der sich Menschen im Internet anfeinden. Eine andere Situation liegt bei Frauen vor, die sich nicht nur mit Cybermobbing auseinandersetzen müssen. Immer häufig werden Frauen ebenfalls Opfer von Stalking oder sogenannten Rachepornos. In diesem Fall stellen Ex-Partner vorsätzlich intime Fotos oder Videos ins Netz, die im Vorfeld einvernehmlich aufgenommen wurden.
Offen mit der Problematik umgehen
In Situationen wie diesen raten Experten an, sich der Problematik ganz offen zu stellen. Werden Nacktbilder von der eigenen Person im Internet gepostet, empfiehlt es sich, ganz offen seinen Mitmenschen zu stellen. Dieser Umgang ist ein Zeichen dafür, sich diesen virtuellen Angriff nicht gefallen zu lassen. Doch dieser offene Umgang ist nicht jedermanns Sache.
Häufig verursachen Mobbing und Cybermobbing psychische Schäden, die häufig sogar der Unterstützung eines Psychiaters bedürfen.
Nach Aussagen von Psychiater Ahmad Bransi als Ärztlicher Direktor der Oberberg Fachklinik Weserbergland erleben Opfer von Cybermobbing sogar häufig Veränderungen der Lebensqualität, die sich auf die Stimmungslage und das seelische Wohlergehen auswirken. Viele Erwachsene reagieren auf Cybermobbing deshalb mit Arbeitsunfähigkeit und Kündigungsbereitschaft, die schlimmstenfalls sogar in Depressionen münden. Zudem sind Veränderungen der Persönlichkeit nicht ausgeschlossen.
Wie gehen Betroffene allein mit Cybermobbing um?
Zahlreiche betroffene Kinder haben im Laufe der Zeit ein Bewusstsein dafür entwickelt, dass sie als Opfer von Cybermobbing unterstützt werden müssen. Doch auch bei Erwachsenen gehe man zu oft davon aus, dass sie diese Probleme schon allein bewältigen könnten. Doch dieser Fall tritt häufig nicht ein. Schließlich sind von Mobbing oder Cybermobbing betroffene Erwachsene zumeist ebenfalls auf professionelle Hilfe angewiesen.
Besonders tragisch ist die Situation, falls Mobbing keine einmalige Sache ist und über einen längeren Zeitraum anhält. Umso höher ist das Risiko, dass Cybermobbing eine seelische Störung verursacht. Das Internet vergisst nichts. Deshalb ist die Gefahr hoch, dass nicht gelöschte Diffamierungen zu Selbstzweifeln oder realen Angststörungen oder in besonders schlimmen Fällen sogar zu Suizid führen.
Schamgefühle entstehen
Zahlreiche Betroffene entwickeln sogar Schamgefühle, wenn sie gemobbt werden. Für sie ist die Situation noch schlimmer, da sie sich sogar selbst für das Problem verantwortlich fühlen.
Psychiater raten an, das Gespräch mit dem persönlichen Umfeld zu suchen und über die Situation zu sprechen.
Diese Gespräche wirken zum Teil wie eine Therapie, um sich vom aufkommenden Gefühl der Isolation und Hilflosigkeit zu lösen.
Eine weitere wichtige Kontaktperson könnte der Hausarzt sein, falls Betroffene nicht von Anfang an psychologische Unterstützung in Anspruch nehmen möchten. Nach der Meinung von Cyberpsychologie-Spezialistin und Sozialpsychologin Catarina Katzer aus Köln ist Cybermobbing für Erwachsene allerdings auch ein großes Problem, da es für erwachsene Opfer zu wenig Beratungsmöglichkeiten gibt. Aus dem Grund wären ihrer Meinung nach auf sozialen Netzwerken eingefügte SOS-Buttons hilfreich, die im Bedarfsfall unmittelbar zu Hilfsangeboten und Ansprechpartnern führen.
Zugleich wäre es ratsam, wenn Organisationen und Unternehmen Präventionsmanagement betreiben und als wichtige Anlaufstelle für Betroffene agieren würden. Allerdings werden solche Probleme zumeist nicht thematisiert, da Cybermobbing als Zeichen von unzureichender Mitarbeiterführung und schlechter Personalpolitik gilt.
Hilfreiche Websites im Umgang mit Cybermobbing
www.buendnis-gegen-cybermobbing.de
www.polizei-beratung.de/opferinformationen/cybercrime/