Bis heute aufschlussreich: Das Tagebuch der Anne Frank
Das Tagebuch der Anne Frank bewegt bis heute die Welt. Das junge Mädchen hielt seine Gedanken und Erlebnisse während des Holocaust in einem Tagebuch fest, das erstmals 1947 veröffentlicht wurde.
Ein historisches Zeugnis des Holocaust
Bis heute ist das Tagebuch der Anne Frank eines der wichtigsten Zeugnisse des Holocaust überhaupt.
Die Autorin ist ein junges Mädchen, das sich während des Zweiten Weltkriegs über einen längeren Zeitraum mit seiner Familie in Amsterdam versteckte.
Die Familie suchte Schutz vor deutschen Besatzern der Niederlande. Denn Anne Frank und ihre Familie waren Juden.
Flucht vor den Nationalsozialisten in Deutschland
Vorher reiste Familie Frank vom von Nationalsozialisten besetzten Deutschland schon in die Niederlande. Doch seit dem Einmarsch der Wehrmacht im Jahr 1940 waren jüdische Menschen in dem Land ebenfalls nicht mehr sicher. Die politischen Umstände motivierten Annes Vater Otto Frank deshalb dazu, im Anbau des Hauses Prinsengracht 263 ein Versteck vorzubereiten.
Die Geschichte von dem bekannten Hinterhaus ist heute weltweit bekannt. Auf engem Raum fanden in dem Hinterhaus acht Personen Zuflucht. Neben Anne lebten ihre Schwester Margot, Mutter Edith, Vater Otto, deren Freund Fritz Pfeffer sowie drei Mitglieder der befreundeten Familie Pels unter einem Dach. Die Situation war für alle Beteiligten gefährlich, weil nicht eingeweihte Personen das Versteck jederzeit hätten finden können. Und die beiden Mädchen langweilten sich in dem Hinterhaus sehr.
Vom Geburtstagsgeschenk zur Weltliteratur
Am 12. Juni 1942 – an Annes 13. Geburtstag – erhielt das Mädchen ein besonderes Geschenk: Das Tagebuch. Ihre Einträge begann das Mädchen mit den Worten, dass sie dem Tagebuch hoffentlich so viel anvertrauen kann, wie sie es noch bei niemandem gekonnt habe. Und sie hofft, dass das Tagebuch „eine große Stütze“ für sie sei. Dieser Wunsch erfüllte sich.
Sie sprach in dem Tagebuch zu ihrer Fantasie-Freundin Kitty, der sie in dem Tagebuch einen Brief nach dem anderen schrieb.
Hierbei hinterließ sie Mahnungen für die Nachwelt, die Geschichte geschrieben haben. Unmissverständlich bringen die Briefe zum Ausdruck, mit welchem Hass und Rassenwahn die Nationalsozialisten gegen ihre vermeintlichen Feinde vorgingen.
Unvergessliche Worte
Diese Umstände bewegten Anne Frank zu unvergesslichen Worten. Im November 1943 schrieb die Jüdin beispielsweise nieder, sich nicht vorstellen zu können, dass die Welt für sie und ihre Familie jemals wieder normal wird. Ohne die Hoffnung aufzugeben, rief sie dazu auf, stets mutig zu sein und nicht zu murren. Im April 1944 schrieb sie nieder, daran zu glauben, dass es einen Ausweg geben wird.
Doch nicht in allen Einträgen geht es um Bangen und Hoffen. Das Tagebuch ist ein schriftliches Zeugnis eines heranwachsenden jungen Mädchens, das über mehr und weniger schöne Ereignisse, Konflikte, Versöhnungen und die beengten Verhältnisse im Hinterhaus berichtet.
Ängste vor einem Aufenthalt im Konzentrationslager
All diese Umstände wurden von der Bedrohung dominiert, denen die Bewohner des Hinterhauses rund um die Uhr ausgesetzt waren. Noch dominanter war die Angst vor einem Transport in Konzentrations- und Vernichtungslager. Im Oktober 1942 notierte Anne in ihrem Tagebuch über das Lager Westerbork, dass die Menschen vor Ort fast nichts zu essen und noch weniger zu trinken bekamen. Eine Stunde pro Tag stand Wasser zur Verfügung. Zudem mussten sich ein paar tausend Menschen ein Waschbecken und eine Toilette teilen.
In Anbetracht der Umstände fragte sich Anne, wer die Menschen so leiden ließe. Ihre Antwort ist beeindruckend und erschreckend zugleich: „Es ist Gott, der uns so gemacht hat. Aber es wird auch Gott sein, der uns aufrichtet.“ Eine Art Aufrichtung erlebte die Autorin am 6. Juni 1944, als die Invasion begann. Hierbei ist von der erfolgreichen Landung der Alliierten in der Normandie die Rede.
Todesursache Typhus
Auf das Hochgefühl am 6. Juni 1944 folgte Ernüchterung Mitte Juli. Anne spürte das drohende Unglück und drückte ihre Emotionen wie folgt aus: „Ich sehe, wie die Welt langsam immer mehr in eine Wüste verwandelt wird, ich höre den anrollenden Donner immer lauter, der auch uns töten wird, ich fühle das Leid von Millionen Menschen mit.“
Kurze Zeit später wurde das Versteck am 4. August 1944 entdeckt.
Anfangs verschleppten die Nazis alle acht Bewohner ins Konzentrationslager Westerbork und später nach Auschwitz. Das tragische Schicksal der beiden Schwestern Anne und Margot endete im Konzentrationslager Bergen-Belsen, in dem sie im Februar oder März 1945 an Typhus verstarben.
Diese Hinterlassenschaft schrieb Geschichte
Der einzige Überlebende des Genozids ist Vater Otto. Ihm ist es auch zu verdanken, dass am 25. Juni 1947 zum ersten Mal das Tagebuch seiner verstorbenen Tochter publiziert wurde. Es ist den Bemühungen von Helferin Miep Gies zu verdanken, dass Annes Tagebuch überhaupt so lange aufbewahrt wurde. Miep hob das Buch nach der Verhaftung der Familie Frank auf. Bis heute ist allerdings unbekannt, wie das in der Prinsengracht gelegene Versteck jedoch überhaupt entdeckt wurde.
Vor einiger Zeit sollte zu dieser Frage ein Buch mit dem Titel „Der Verrat von Anne Frank“ veröffentlicht werden. Laut dem Resultat einer Ermittlergruppe sollte ein jüdischer Notar den Verrat begangen haben. Nach gut begründeter Kritik nahm der Verlag das Buch zurück. Das Geheimnis um den Verrat ist somit bis heute nicht gelüftet.