Depressionen erkennen – Die wichtigsten Warnzeichen im Überblick
Eine Depression ist wesentlich komplexer als ein einfaches Stimmungstief. Depressionen sind Erkrankungen mit vielen Gesichtern. Deshalb ist das Risiko für Außenstehende hoch, etwaige Warnzeichen zu übersehen. Eine schnelle Erkennung und Diagnose der Krankheit ist jedoch unerlässlich, da sich die Heilungschancen mit einem Fortschreiten der Erkrankung verschlechtern. Schlimmstenfalls gibt es für depressive Patienten nur noch einen Ausweg: Sie möchten sich das Leben nehmen.
Wie wirkt sich eine Depression aus?
Depressive Personen verspüren zumeist eine tiefe Traurigkeit und Leere, durch die sich Niedergeschlagenheit breitmacht. Die verzweifelten Patienten leiden an Selbstvorwürfen, Existenzängsten und dem Gefühl, ungeliebt zu sein. Antriebs- und Freudlosigkeit wirken einer aktiven Teilnahme am Leben entgegen.
Es stellt sich ein Gefühl der Hoffnungslosigkeit ein, das die Patienten nicht selbst überwinden können.
Sehnsucht nach Zuneigung macht sich breit. Doch im Gegenzug fühlen sich Betroffene wertlos.
Ein hoher Anteil an Betroffenen
Informationen der GEK Gesundheitskasse bzw. Barmer zufolge ist ungefähr jede sechste Person mindestens einmal im Leben von einer depressiven Störung betroffen. Dabei ist der Anteil an erkrankten Frauen ungefähr doppelt so hoch wie von Männern. An einer sogenannten echten Depression leiden dabei rund 19 Prozent aller Frauen sowie zwölf Prozent aller Männer.
Statistisch betrachtet müssten die Menschen demzufolge mit Personen mit diesem Krankheitsbild in Kontakt kommen. Das Risiko für die Erkrankung an einer Depression steigt übrigens mit dem Alter an. Laut Aussagen der Barmer/GEK sind ungefähr 20 Prozent aller über 65 Jahre alter Menschen depressiv. Besonders dramatisch ist es jedoch, dass sich die Symptome der Erkrankung schrittweise ausbreiten und anfangs überhaupt noch nicht bemerkt werden.
Frühzeitig helfen
Umso wichtiger ist es, dass Depressionen so zeitig wie möglich diagnostiziert und entsprechende Hinweise ernst genommen werden. Rund die Hälfte aller an Depressionen erkrankten Menschen werden innerhalb der ersten drei Monate wieder gesund. Bei einem Viertel aller Betroffenen dauert der Genesungsprozess länger als ein Jahr an.
Das Risiko für einen Rückfall ist hoch. Ungefähr 70 Prozent aller Patienten durchleben im Laufe ihres Lebens weitere depressive Phasen.
Ein erhöhtes Risiko besteht für allein lebende Personen oder Menschen mit pessimistischem Weltbild. Weitere Risikogruppen sind Menschen, die besonders verantwortungsbewusst und leistungsorientiert agieren und eigene Freiheiten zu streng eingrenzen.
Belastungen als ausschlaggebender Faktor
Neben einer erblichen Vorbelastung wirken sich schwierige Umstände wie Trennungen, Arbeitslosigkeit oder Todesfälle negativ auf Depressionen aus. Psychische Konflikte sowie Unter- oder Überforderung gelten ebenfalls als Ursachen für Depressionen. Deshalb sollten Mitmenschen insbesondere auf die Personen achten, die aktuell eine schwierige Lebensphase durchleben. Bei verändertem Handeln, deutlicher Passivität und Abwesenheit oder einer Verschlechterung der körperlichen Gesundheit ist vermutlich Handlungsbedarf gefragt.
Eventuell ist diese schwierige Phase schnell überwunden. Dauern die Beschwerden über einen längeren Zeitraum an, ist eine Depression möglicherweise der Grund dafür.
Sprachliche Veränderungen
Häufig leiden Betroffene unter sprachlichen Veränderungen oder können sich nur schwer an Geschehnisse aus der Vergangenheit erinnern. Eine veränderte Mimik und Gestik ist ein ebenso wichtiges Warnzeichen wie eine leisere Sprache. Das fehlende Interesse an der Umwelt ist ein Indiz für eine beginnende Depression.
Häufig wandeln sich Situationen zu einer unüberwindbaren Hürde, die früher nur wenige Sorgen bereitete.
Neben diesen Verhaltensänderungen schließt eine Depression zumeist auch körperliche Beschwerden ein. Klassische Anzeichen sind Verdauungsstörungen, Herzrasen, Kopf- und Rückenschmerzen, Schwindel oder Mundtrockenheit. Viele depressive Menschen berichten von einer Art Druck, die sich im Kopf aufbaut. Neben fehlender Lust an Sex macht sich die Angst vor anderen Erkrankungen breit. Zudem ist das Wohlgefühl in der Dunkelheit zumeist höher als am Tag.
Wann ist professionelle Hilfe unerlässlich?
Den Aussagen der Spezialisten der Barmer/GEK zufolge besteht Handlungsbedarf, falls die depressive Verstimmung länger als zwei Wochen anhält und mehrere auf eine Depression verweisende Symptome erkennbar sind.
Folgende Symptome sind im Einzelnen typisch:
- mangelndes Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl
- depressive Verstimmung verschwindet nicht von allein
- allgemeine Freudlosigkeit
- Niedergeschlagenheit und Kraftlosigkeit
- unzureichende Konzentration
- Schwierigkeiten, Entscheidungen zu treffen oder sich zu konzentrieren
- zunehmende Selbstvorwürfe
- unangemessene Schuldgefühle
- Schlafstörungen
- Unruhe- und Nervositätszustände
- Appetitlosigkeit oder überdurchschnittlich viel Appetit
- Selbstmordgedanken
- betroffene sind besonders reizbar und aggressiv
Wie werden Depressionen behandelt?
Gängige Behandlungsmethoden einer Depression beziehen sich auf die Einnahme von Medikamenten, sogenannten Antidepressiva. Diese Therapie wird zumeist durch eine Psychotherapie wie eine Verhaltenstherapie ergänzt. In einigen Fällen empfiehlt es sich außerdem, Betroffene mit weiteren Methoden wie einer Lichttherapie oder Wachtherapie zu unterstützen. Je nach Einzelfall entscheiden Psychotherapeuten und Ärzte darüber, welche Methoden angewendet werden.
Als Ergänzung zur Akuttherapie werden medizinische Maßnahmen eingeleitet, um einem Rückfall vorzubeugen. Bei vielen Patienten klingen die Symptome nach einigen Wochen oder Monaten auch ohne eine Behandlung wieder ab.