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Immobilienfinanzierung – So günstig sind die Kredite heute

Immobilienfinanzierung
Immobilienfinanzierung - So günstig sind die Kredite heute

Erst vor wenigen Tagen nahm Baufinanzierungsvermittler Interhyp die Konditionen für Baufinanzierungen vor einigen Jahrzehnten und heutzutage unter die Lupe. Schnell wird deutlich, dass Zinsen zur Jahrtausendwende ungefähr das Achtfache der heutigen Zinsbedingungen betrugen. Ein Aufwärtstrend ist aktuell noch nicht absehbar.

Deutliche Unterschiede während der letzten Jahrzehnte

Wie Mirjam Mohr als Vorständin der Interhyp für das Privatkundengeschäft betont, fallen die Zinskosten aufgrund des niedrigen Zinsniveaus heute wesentlich niedriger als vor einigen Jahrzehnten aus (Mehr zum Thema: Wie wirken sich Niedrigzinsen auf unseren heutigen Alltag aus?).

Ein Beispiel ist ein Kredit über 300.000 Euro, für den Kreditnehmer heute über zehn Jahre hinweg zum Teil nur noch 22.000 Euro bezahlen müssen.

Während im Jahr 2010 für die gleiche Summe 107.000 Euro fällig gewesen, mussten Darlehensnehmer bei einem Abschluss im Jahr 200.000 noch 172.000 Euro zusätzlich in diese Summe investieren.

Vergleichsweise günstige Raten

Auch wenn die gestiegenen Preise für Immobilien in den meisten Regionen Deutschlands (Erneuter Anstieg von Immobilienpreisen im Landkreis Kassel) mit höheren Darlehenssummen verbunden sind, können sich die meisten Menschen die vergleichsweise günstigen Raten leisten. Durch den Zinsvorteil ergibt sich in den meisten Fällen eine höhere Tilgung als vor einigen Jahren.

Anstieg der Quadratmeterpreise im Landkreis Kassel
Der Durchschnittspreis je Quadratmeter an Wohnfläche hat sich im Landkreis Kassel um ungefähr 120 Euro auf 860 Euro je Quadratmeter erhöht

Deshalb sind Eigenheimbesitzer laut Mohr gut beraten, von den Sparchancen einer Anschlussfinanzierung zu profitieren und sich dadurch schneller zu entschulden. Bei der Wahl einer geeigneten Finanzierung sei es besonders wichtig, zukünftige etwaige Zinsanstiege einzukalkulieren und hohe Tilgungen sowie lange Zinsbindungen zu vereinbaren.

Die 2000er: Zinsniveau von über sechs Prozent

Im Jahr 2000 war das Zinsniveau deutlich höher als heute. So mussten Kreditnehmer für einen zehnjährigen Kredit im Jahr 2000 zumeist mehr als sechs Prozent an Zinsen bezahlen.
Die Kreditrate für Musterdarlehen mit zweijähriger Tilgung sowie zehnjähriger Zinsbindung belief sich bei einer Summe von rund 300.000 Euro auf etwa 2.125 Euro je Monat. Bei Beispielzinsen von 6,5 Prozent werden Zinskosten von ungefähr 172.000 Euro fällig.

Von 2000 bis 2005 reduzierten sich die Baugeldzinsen.

Für diese Entwicklung waren in erster Linie vermehrte wirtschaftliche Unsicherheiten sowie die Leitzinssenkung durch die Europäische Zentralbank verantwortlich. Dementsprechend belief sich das Baugeld im Jahr 2005 auf ungefähr vier Prozent oder noch weniger.

Zinserhöhungen ab 2005

Weil die Europäische Zentralbank – die EZB – den Leitzins ab 2005 langsam wieder erhöhte, steigerte sich das Baugeld bis 2008 wieder auf mehr als fünf Prozent. An das zwischenzeitlich angestiegene Wirtschaftswachstum schloss sich ab 2008 die Finanzkrise an, da die Wirtschaft zunehmenden Unsicherheiten ausgesetzt war.
Daraufhin korrigierte die EZB die Leitzinsen schrittweise nach unten, um die Wirtschaft abzufedern. Dadurch reduzierten sich die Baugeldzinsen bei zehnjährigen Krediten auf vier Prozent oder weniger.

EZB Leitzins Erhöhung 2005
Weil die Europäische Zentralbank – die EZB – den Leitzins ab 2005 langsam wieder erhöhte, steigerte sich das Baugeld bis 2008 wieder auf mehr als fünf Prozent

Das Jahr 2010: Die Vier-Prozent-Marke war erneut in Sichtweite

Die Kreditrate für ein Musterdarlehen für über 300.000 Euro mit einem Zinsniveau von vier Prozent belief sich bei einer Anfangstilgung von zwei Prozent im Jahr 2010 auf monatlich 1.500 Euro. Zu zahlende Zinskosten hatten sich im Vergleich zum Jahr 2000 schon deutlich reduziert. Als einen der wichtigsten Gründe für diesen Trend führte die Interhyp wiederum die Geld- und Zinspolitik der EZB auf. Eine Krise wie die Euro- oder Griechenland-Krise folgte auf die nächste.

Um die Konjunktur anzukurbeln, sprach sich die EZB für eine Politik des billigen Geldes aus.

Doch spätestens seit der Reduzierung des Leitzinses auf null Prozent im März 2016 profitieren Immobilienbesitzer von Zinsen um ungefähr ein Prozent. Im Gegenzug leitete das deutlich gesunkene Zinsniveau ebenfalls einen Anstieg von Immobilienpreisen ein.

Das Jahr 2020: Zinsen von 0,5 Prozent sind in Reichweite

Aktuelle Hypothekenzinsen vom März 2020 verwiesen auf ein neues Allzeittief in Höhe von durchschnittlich 0,7 Prozent. Zum Teil winken sogar Bestzinsen von weniger als 0,5 Prozent. Monatsraten für Musterkredite über 300.000 Euro beliefen sich im Herbst 2020 bei einer Anfangstilgung von zwei Prozent auf 700 Euro.

Damit betragen die Zinskosten heute nur noch einen Bruchteil der Summe wie von Abschlüssen aus dem Jahr 2000.

Expertenrat: Von Sparchancen für eine schnelle Entschuldung profitieren

Zur Verdeutlichung der Zinsersparnis wendete die Interhyp in ihrer Beispielrechnung stets die gleiche Anfangstilgung an. Allerdings legen Finanzierungsexperten nahe, sich heute für eine höhere Tilgung zu entscheiden. Dieses Ziel könne mit Raten realisiert werden, die nicht wesentlich höher als Summen aus den letzten Jahren sind.

Ein besonders hohes Einsparpotential bietet sich deshalb für Immobilienbesitzer, die an einer Anschlussfinanzierung interessiert sind. Dabei sollten Käufer und Bauherren mit hohen Darlehenssummen auf Nummer sicher gehen, indem sie günstige Zinsen an lange Zinsbindungen koppeln oder im Gegenzug hohe Tilgungsraten leisten.