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Wie wirken sich Niedrigzinsen auf unseren heutigen Alltag aus?

Wie wirken sich Niedrigzinsen aus?
Wie wirken sich Niedrigzinsen aus?

Seit vielen Jahren ist die Problematik der Niedrigzinsen in aller Munde. Das niedrige Zinsniveau bietet privaten Finanzierern und Unternehmen viele Vor- aber auch Nachteile. Doch wie ist das Niedrigzinsumfeld eigentlich entstanden?

Ursachen für die Entstehung der Niedrigzinsen

In den vergangenen Jahren hat die Politik der Europäischen Zentralbank – der EZB – unterschiedliche Bereiche unseres Alltags wesentlich beeinflusst. Von Sparmodelle über die Altersvorsorge bis hin zu Immobilienfinanzierungen oder Konsumkrediten, die Bandbreite ist groß. Der ausschlaggebende Auslöser für diesen Wandel ist die Finanzkrise aus den Jahren 2007 und 2008 sowie der damalige Zusammenbruch der US-Bank Lehman Brothers. Beschäftigt man sich näher mit der Materie, treten Verbindungen zur damaligen Entwicklung des US-amerikanischen Immobilienmarkts auf.

Aufgrund einer starken Verflechtung des globalen Bankensektors sahen sich immer mehr Länder gezwungen, ihre eigenen Banken zu retten.

Diese Tendenz veranlasste die EZB wiederum dazu, das internationale Zinsniveau innerhalb weniger Monate von vier auf ein Prozent zu reduzieren. Das Ziel dieser Maßnahme war klar definiert. Mit wenig Geld sollte eine gesteigerte Kreditvergabe stimuliert werden.

EZB
In den vergangenen Jahren hat die Politik der Europäischen Zentralbank – der EZB – unterschiedliche Bereiche unseres Alltags wesentlich beeinflusst

Die Staatsschuldenkrise in Europa

Die Bilanzen der Banken ließen Skepsis aufkommen. Immer mehr Menschen und Unternehmen entschieden sich gegen eine Aufnahme von Krediten. Im Gegenzug sind Darlehen allerdings notwendig, um größere Investitionen zu tätigen und die Konjunktur zu stabilisieren. Die Folge lag auf der Hand. Allein in Europa waren mit Griechenland, Portugal, Irland oder Spanien gleich mehrere Länder von der sogenannten Staatsschuldenkrise betroffen.

Als Konsequenz auf diese Krisen legt die EZB den Leitzins seit mittlerweile mehreren Jahren an der Null-Prozent-Marke fest (eine aktuelle Übersicht über die Entwicklung des Leitzinses im Euroland gibt es hier). Zugleich trägt die Zentralbank mit ihren Anleihekäufen zu einer Steigerung des Kapitals an den Märkten bei. Banken werden mittlerweile sogar zu Strafzahlungen aufgefordert, wenn diese Gelder über Nacht bei der Bank zwischenlagern. Diese Situation sorgt wiederum dafür, dass Sparguthaben von Haushalten zunehmend in Mitleidenschaft gezogen werden.

Eine vage Prognose für die Zukunft

Die Euro-Zone und die globale Wirtschaft stehen deshalb vor großen Herausforderungen. Konflikte wie der zwischen China und den USA ausgetragene Handelsstreit scheinen die Situation sogar zu verschärfen.

Mittlerweile sind die Auseinandersetzungen sogar so weit fortgeschritten, dass Peking seinen Hafen in Hongkong für eine Einfuhr US-militärischer Schiffe gesperrt hat.

Dieser Zustand könnte die EZB sogar dazu veranlassen, ihre Zinspolitik noch drastischer fortzuführen. Das bedeutet mit anderen Worten, dass bei weiteren Verwerfungen der Konjunkturentwicklung eine endgültige Einführung negativer Leitzinsen folgen könnte.

Drohen bald überall Strafzinsen?

Eine weitere Reduzierung der Sparzinsen dürfte private Anleger allerdings nur wenig erfreuen. Sind Negativzinsen bislang eher für Sparkapitale ab 100.000 Euro die Ausnahme, könnte diese Entwicklung bald schon übergreifend eingefordert werden. Verlierer wären in diesem Fall wiederum die Anleger.

Dennoch verfolgt die EZB mit ihren niedrigen Leitzinsen ein konkretes Ziel. Günstige Darlehen sind für wenig Geld erhältlich. Dadurch sollen Verbraucher Kapital erhalten, das diese wiederum in die Wirtschaft und Industrie stecken. Vertreter der Industrie und Wirtschaft können das Geld wiederum verwenden, um neue Investitionen zu realisieren. Der Arbeitsmarkt würde positiv beeinflusst werden. Dadurch erhöhe sich folglich das Einkommen europäischer Haushalte, soweit das Ziel. Der Konsum von Verbrauchern soll dadurch ansteigen. Denn Haushalte geben eher ihr Geld aus, anstatt dieses anzulegen.

Negativzinsen
Sind Negativzinsen bislang eher für Sparkapitale ab 100.000 Euro die Ausnahme, könnte diese Entwicklung bald schon übergreifend eingefordert werden

Geringe Sollzinsen führen zu günstigen Krediten

Doch wo Sonne ist, ist auch Schatten. Denn logischerweise führt das Niedrigzinsniveau dazu, dass Sparprodukte schlichtweg nicht mehr lohnenswert und Versicherungen teurer sind.

Ein großer Vorteil ist hingegen die Möglichkeit, bestehende Darlehen umzuschulden und somit von günstigen Zinsen zu profitieren.

Im Internet bieten verschiedene Portale einen Anbietervergleich und somit eine gute Übersicht über die unterschiedlichen Konditionen bei Umschuldungen. Sollzinsen für private Kredite befinden sich mittlerweile auf einem sehr niedrigen Niveau. Ob neue Küche, geplante Reise oder die Konsumanschaffung vor Weihnachten – durch die günstigen Darlehen sind kleine Wünsche schnell erfüllt. Zudem wirkt sich die Niedrigzinspolitik allerdings auch auf Kfz-Finanzierungen aus, die heute wesentlich günstiger als vor einigen Jahren ist. Ebenso deutlich sind die finanziellen Auswirkungen auf Baugeld.

Gute Chance für preiswerte Immobilienkredite

Wer heute eine eigene Immobilie erwerben oder einen vor mehreren Jahren abgeschlossenen Kredit umschulden möchte, erhält für eine dementsprechende Finanzierung wesentlich bessere Konditionen als vor einigen Jahren. Allerdings führte dieser Trend wiederum zu deutlich höheren Preisen für Wohnraum. Wer sich dennoch für günstige Immobilienkredite entscheiden möchte, könnte vermutlich kaum einen besseren Zeitpunkt wählen.

Demgegenüber steht allerdings der Aspekt, dass Maßnahmen der Altersvorsorge wie Rentenversicherungen oder Sparbücher unrentabel geworden sind. Deshalb sind private Verbraucher gut beraten, die aktuelle Entwicklung dafür zu nutzen, um teure Darlehen umzuschulden. Mit dem neuen Kredit werden bisherige Verträge abgelöst, so dass sich aus dieser Regelung ein attraktives Sparpotenzial ergibt. Allerdings ist es notwendig, dass die eigene Bonität seit dem letzten Kredit-Vertragsabschluss nicht gelitten hat. Andernfalls könnte der erhöhte Risikoaufschlag durch die Umschuldung den finanziellen Vorteil durch die Niedrigzinsen zunichtemachen.

Vom günstigen Zinsniveau für Anschlussfinanzierungen profitieren

Insbesondere für eine Anschlussfinanzierung ist die Zinsentwicklung für das Baugeld ein großer Vorteil. Werden Baufinanzierungen für bis zu 15 Jahren vergeben, gestaltet sich die Tilgung der Restschuld als wesentlich günstiger. Da einige Banken und auch Händler außerdem günstige Kreditkonditionen offerieren, ist jetzt der richtige Zeitpunkt gekommen, um geplante Anschaffungen zu tätigen.