Unsere Gesellschaft in der Zeitenwende: Möchten junge Menschen nicht mehr arbeiten?
Unsere Gesellschaft begleitet das Klischee der arbeitsscheuen Jugend. Es scheint, als hätten immer mehr junge Menschen keine Lust darauf, ihr Leben der Arbeit zu widmen. Junge Generationen legen stattdessen großen Wert auf eine ausgewogene Work-Life-Balance. Wie Befragte im Rahmen der „MDR Umschau“ betonten, seien sie nicht bereit, ihr Leben als Opfer zu bringen.
Vermehrt Wechsel von Vollzeit zu Teilzeit
Ein Trend zeichnet sich dahingehend ab, dass immer mehr Deutsche von Vollzeitstellen zu Teilzeitstellen wechseln. Sie betrachten Vollzeitstellen als eine zu hohe Belastung. Infolge dessen – so betonen Befragte – mangelt es ihnen im Privatleben an der nötigen Energie.
Teilzeitanstellungen bieten Betroffenen die Möglichkeit, mehr Kraft in die Ausübung von Hobbys oder Pflege sozialer Kontakte zu investieren.
Der Job bereite zwar trotzdem Freude. Dennoch bedeutet Leben weit mehr als nur Arbeit. Deshalb sind auch immer mehr Menschen bereit, damit einhergehende finanzielle Einbußen in Kauf zu nehmen.
Wandel in den Köpfen der Menschen
Insbesondere ältere Generationen lehnen diese Einstellung ab. Der sogenannten Baby-Boomer Generation angehörige Deutsche räumen zwar reflektierend ein, dass sie vermutlich zu viel Zeit ihres Lebens in Arbeit investiert haben.
Allerdings sei der Wunsch jüngerer Generationen nach radikalen Verkürzungen der Arbeitszeit aus gesellschaftlicher Perspektive nicht realisierbar. Hierzulande leben zwar viele junge Menschen, die diesen Wunsch haben. Dennoch gibt es auch viele junge Berufstätige, die diesen Standpunkt nicht teilen.
Arbeit als Zwang
Statistiken der MDR Umschau zufolge verschlechtert sich die Arbeitsmoral hierzulande jedoch wirklich.
Hätten im Jahr 2019 insgesamt 41 Prozent aller Befragten ihre Arbeit im Idealfall gern aufgegeben, erhöhte sich dieser Anteil bis 2022 auf insgesamt 56 Prozent.
Vom Arbeitgeber-Markt zum Arbeitnehmer-Markt
Heutzutage spielen individuelle Arbeitsbedingungen für immer mehr Deutsche eine wichtige Rolle. Diese Möglichkeit besteht hierzulande jedoch nur, weil sich die wirtschaftliche Situation in Deutschland während der letzten Jahre drastisch verändert hat.
Derzeit durchlebt Deutschland eine Zeitenwende, in der sich der Staat von einem Arbeitgeber-Markt zum Arbeitnehmer-Markt wandelt. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit konnten Unternehmen aus dem Vollen schöpfen und sich genau überlegen, wen sie für offene Stellen besetzen. Doch mittlerweile lebt die deutsche Gesellschaft in Zeiten des Arbeitskräftemangels. Dieser Zustand bedeutet folglich, dass Beschäftigte gegenüber ihren Arbeitgebern wesentlich mehr Entscheidungsfreiheit haben.