Eine neue Ausbildung mit 30 Jahren: Keine Frage der Unmöglichkeit
Der durchschnittliche Azubi ist knapp 20 Jahre alt. Allerdings steigt die Zahl der Menschen, die mit ihrer Ausbildung wesentlich später beginnen. Doch die Entscheidung ist häufig die richtige. Denn viele Arbeitgeber sind sich der Vorzüge eines erwachsenen Lehrlings bewusst.
Mit einer Ausbildung positiv in die Zukunft schauen
Es gibt viele gute Gründe, sich für diesen Weg zu entscheiden. Nicht jeder Lebensweg verläuft glatt. Abgebrochene Ausbildungen und eine sich daran anschließende Arbeitslosigkeit sind heute keine Seltenheit mehr. Zukunftspläne oder Sorgen um die eigene Existenz bewegen Menschen auch nach mehreren Fehlversuchen dazu, mit Unterstützung des Jobcenters einen weiteren Anlauf zu planen. Eine mögliche Hilfe könnte hierbei auch ein sogenanntes Motivationstraining sein.
Der Anteil an älteren Auszubildenden steigt stetig an
Der durchschnittliche Auszubildende ist in Deutschland knapp 20 Jahre alt. Über 30 Jahre alte Lehrlinge sind noch immer eine Minderheit. Doch der Trend zeigt zunehmend in diese Richtung.
So verrät ein Blick auf den Datenreport des Bundesinstituts für Berufsbildung [1] beispielsweise, dass in diesem Jahr zwölf Prozent aller Auszubildenden zwischen 24 und 40 Jahren alt gewesen sind. Zehn Jahre zuvor belief sich dieser Wert auf sechs Prozent. Azubis jenseits der 40-Jahre-Marke sind die absolute Ausnahme.
Viele Gründe bewegen zu einer Ausbildung im höheren Alter
Wie Experten von der Bundesagentur für Arbeit bestätigen, gibt es viele gute Gründe, um so spät mit einer Ausbildung zu beginnen. Familiengründungen, Unfälle oder Erkrankungen sind nur einige Erklärungen, um auch im höheren Alter diesen Schritt zu wagen. Andere Azubis sehen in ihrem alten Beruf möglicherweise keine Perspektive mehr. Auch dieser Beweggrund ist absolut legitim. Ob ältere Bewerber bessere oder schlechtere Chancen als die Konkurrenz haben, kann nicht pauschal beantwortet werden. Für diese Einschätzung sind die jeweiligen Voraussetzungen schlichtweg zu verschieden.
Dennoch erhöht sich durch den Fachkräftemangel in vielen Betrieben die Bereitschaft, sich für Kandidaten zu entscheiden, die sich erst nach einigen Umwegen für eine Ausbildung entscheiden. Das bestätigt Kirsten Kielbessa-Schnepp vom Zentralverband des Deutschen Handwerks. Ihrer Meinung nach erhöhen die Kandidaten ihre Chancen auf eine Zusage, indem sie offen schildern, weshalb sie sich so spät für eine Ausbildung entschieden haben. In kleinen Handwerksbetrieben ist es häufig empfehlenswert, den sofortigen Kontakt zu suchen. Wer Vorgesetzte anspricht und ein Praktikum vereinbart, hat schnell das Interesse potentieller Chefs geweckt.
Besondere Herausforderungen für Unternehmen
Eine Gruppe von Auszubildenden jüngerer und älterer Generationen sind für viele Unternehmen durchaus eine große Herausforderung. Doch unterstützend können beispielsweise ehemalige Ausbilder zur Seite stehen, die die Azubis ehrenamtlich begleiten. Für den einen oder anderen älteren Auszubildenden ist es gewiss eine Umstellung, wieder die Schulbank drücken und lernen zu müssen. Doch die persönliche Reife ist im Gegenzug ein großer Vorteil.
Viele Unternehmen wissen die Vorzüge älterer Azubis zu schätzen
Es gibt sogar Unternehmen, die sehr an einer Kooperation mit Studienabbrechern interessiert sind. Denn diese Azubis überzeugen nicht nur mit persönlicher Reife, sondern bringen häufig ebenfalls wichtige Vorkenntnisse mit. Ein selbstsicheres Erscheinungsbild hilft dabei, schon nach kurzer Zeit für den Kundenkontakt tätig zu sein.
Hinzu kommt, dass die Ausbildungszeit für ehemalige Studenten je nach Leistungsstand verkürzt werden kann. Qualifizierte Kräfte sind aber auch in Pflegeberufen oder in der Kinderbetreuung gefragt. Deshalb ist die Wahrscheinlichkeit für eine Zusage in diesen Berufsfeldern auch besonders hoch. Denn es liegt auf der Hand, dass über 30 Jahre alte angehende Auszubildende höhere Hürden als jüngere Menschen überwinden müssen. Ein möglicher Grund für die Ablehnung könnte die Befürchtung sein, sich durch die Lebenserfahrung nicht mehr so einfach prägen und beeinflussen zu lassen.
Verschiedene Projekte helfen älteren Bewerbern bei der Durchsetzung ihrer Ziele
Im Gegenzug gibt es viele überzeugende Gründe, die für diesen Schritt sprechen. Wer mit 30 Jahren eine Berufsausbildung beginnt, kann anschließend noch immer mehr als 30 Jahre in diesem Job tätig sein. Mit diesem Abschluss sind Betroffene wesentlich effektiver vor Arbeitslosigkeit geschützt als Menschen, die keine Ausbildung nachweisen können. Diese Tendenz belegen Statistiken über Arbeitslosenzahlen eindeutig. Aus diesem Grund fördert die Bundesagentur für Arbeit insbesondere junge Menschen von 25 bis 35 Jahren, die keinen qualifizierten Abschluss aufweisen können. Dafür hat die Arbeitsagentur sogar Projekte wie „Zukunftsstarter“ ins Leben gerufen, die speziell für beschäftigte oder arbeitslose Frauen und Männer dieses Alters konzipiert sind. Im Bedarfsfall dürfen die Interessenten an einer Aus- oder Weiterbildung teilnehmen, deren Ziel ein Berufsabschluss ist. Diese Projekte schließen Zuschüsse wie Fahrt-, Lehrgangs- oder Kinderbetreuungskosten bzw. Nachhilfeunterricht zur Absolvierung eines Schulabschlusses ein.
Zusätzlich gibt es zahlreiche weitere Fördermittel, um die Ausbildungsvergütung zu erhöhen. Die Rede ist beispielsweise von einem sogenannten Schüler-BAfÖG oder einer Berufsausbildungsbeihilfe für betriebliche Erstausbildungen. Wer nähere Auskünfte über diese Formen der Unterstützung haben möchte, kann sich natürlich ebenfalls an die Arbeitsagentur wenden.
[1] https://www.bibb.de/dokumente/pdf/bibb_datenreport_2019.pdf