Sind die Tage der Jogginghose gezählt?
Es gibt viele gute Gründe, um in eine Jogginghose zu schlüpfen. Insbesondere in Zeiten der Pandemie sorgten die Hosen für ein angenehmes Wohlgefühl in den eigenen vier Wänden.
Doch die vergangene Berliner Fashion Week zeigt auf, dass Modekenner nunmehr wieder andere Wege gehen.
Ist die Jogginghosen-Zeit vorbei?
Nach längerer Pause findet nunmehr erstmals wieder eine Modewoche im Saal live vor Zuschauern statt. Hierbei widmeten sich Designer einer besonderen Frage: Wie beeinflusst die Coronakrise eigentlich unseren Modestil?
In den Augen von Designerin Florentina Leitner ist es eine logische Folge, dass immer mehr Menschen wieder modisch experimentieren möchten.
Diese Ansicht bewies die Modedesignerin höchstpersönlich, indem sie den großen Laufsteg mit ihren Entwürfen im Kraftwerk eröffnete. Leitner betonte trotzdem, dass sie gelegentlich auch selbst in eine Jogginghose schlüpfe. Bei der Präsentation ihrer Kollektion entschied sie sich jedoch bewusst diese Form der Mode, da die Jogginghosen-Zeit ihrer Meinung nach vorbei sei.
Neue Mode im Kampf gegen den tristen Alltag
Die Modeexpertin glaube, dass Mode heute dazu beitragen soll, den tristen Alltag hinter sich zu lassen. Ihre Vorschläge hierfür: Bedruckte und glänzende enge Körperanzüge oder Kleidungsstücke mit Federschmuck und Blumenmuster. Einige Schnitte, welche die Handschrift von Florentina Leitner tragen, erinnern völlig bewusst an Matrosenuniformen. Zusätzlich dürfen übergroße Hemden oder schicke Kapuzenpullover nicht in ihrer Kollektion fehlen.
Als Inspiration für Leitners Mode gilt die Frage, wie eine Reise zum Mond – zum Mondsee in Österreich – gestaltet werden könnte. Die gebürtige Österreicherin ist in ihrer Kindheit häufig an dem See gewesen und fühlte sich von der Heimat der Trachten und Blumen in den Bann gezogen. Besonders faszinierend sei dabei die Kombination gegensätzlicher Elemente – von Seenregionen und dem Weltall.
Für das öffentliche Leben stylen
Nach Meinung von Journalistin Christiane Arp sei es jedoch ein Irrglaube, dass die Menschen tatsächlich immer nur in Jogginghosen schlüpfen würden. Denn seit Menschen wieder vermehrt am öffentlichen Leben teilhaben können, bereite das „Rausgehen und Schmücken“ noch mehr Freude – insbesondere nach den langen Monaten. Die Eröffnungsschau begeisterte die Journalistin.
Sie betonte, dass die Öffentlichkeit noch mehr ihre Augen auf junge kreative richten müsste.
Mode ist in ihren Augen eine geeignete Plattform, um sich kreativ zu verwirklichen. Hierbei wäre es wichtig, dass die Jung-Designer keinen wirtschaftlichen Zwängen unterliegen würden.
Modeschauen weiterer Designer
Die Berliner Modewoche vereint mehrere Veranstaltungen. Einige Teile der Modewoche finden zwar mittlerweile in Frankfurt statt. Dennoch fanden in der deutschen Hauptstadt nach wie vor zahlreiche Konferenzen, Schauen und andere Events rund ums Thema Mode statt. Ein Highlight war die Mercedes Benz Fashion-Week. Zudem stehen About You-Schauen auf dem Veranstaltungskalender, bei denen beispielsweise Kollektionen von Lena Meyer-Landruth oder Leni Klum als Heidi Klums Tochter präsentiert wurden.
Designerin Isabel Vollrath nutzte die Berliner Fashion-Week ebenfalls als Plattform, um von Ausflügen in den Urwald inspirierten grün-gemusterten Prints vorzustellen. Zudem durfte sich das Publikum über eine Präsentation von Designer Marc Cain freuen.
Setzen sich hybride Mode-Formate durch?
Bei der Eröffnung der Modewoche gab sich ebenfalls Michael Müller – als Regierungschef von Berlin – die Ehre. Lobend hob der SPD-Politiker hervor, wie schön es sei, dass endlich wieder Mode gefeiert werden könne. Außerdem erklärte der Politiker, dass er bei solchen Modeschauen stets ein paar Sachen finde, die ihm ebenfalls gefallen und die er ebenfalls tragen würde.
Müller geht übrigens davon aus, dass hybride Mode-Formate auch nach der Coronapandemie in der Geschäftswelt Einzug halten werden. Hierbei ist von Veranstaltungen die Rede, die online und direkt vor Ort stattfinden. Im Rahmen der Modewoche werden bestimmte Veranstaltungen schon seit längerer Zeit über das Internet übertragen.