Kultur Blog

Wie steht es um die Zukunft des kulturellen Erbes?

Zukunft des kulturellen Erbes
Wie steht es um die Zukunft des kulturellen Erbes? | Foto: ©mojolo #162557442 – stock.adobe.com

Das kulturelle Erbe ist durch Kriege, knappe Kassen und Klimawandel bedroht. Mit Starkregen, Dürre und invasiven Arten wirkt sich der Klimawandel auch auf das kulturelle Erbe aus, da Denkmäler, Museen und historische Gärten geschädigt werden können. Auch bewaffnete Konflikte wie der Ukraine-Krieg sind eine Bedrohung für Kulturgüter. Der Erhalt des kulturellen Erbes ist für die Verantwortlichen eine große Herausforderung.
Ende 2024 beschäftigte sich eine Fachtagung mit ungefähr 100 Experten aus Wissenschaft und Praxis in Hessen mit neuen Wegen, um das kulturelle Erbe auch noch für die nachfolgenden Generationen zu erhalten. Hessen ist Vorsitzland der Kulturministerkonferenz 2024 und nimmt daher im Hinblick auf Kultur eine wichtige Rolle ein.

Herausforderungen für das kulturelle Erbe

Hessens Minister für Kunst und Kultur, Timon Gremmels (SPD), betonte auf der Fachtagung, dass das kulturelle Erbe vor großen Herausforderungen steht. Archive, Museen, Denkmäler und historische Gärten sind durch den Klimawandel mit Starkregen, Dürre und invasiven Arten, aber auch durch bewaffnete Konflikte bedroht.

Im Kontext des Klimawandels kommt es darauf an, die Bestände in Museen und Archiven, zu denen Bilder und Bücher zählen, aber auch die Gebäude selbst klimaresilient zu machen.

Wichtig ist der Schutz der Bestände vor Überschwemmungen durch Starkregen. Die Grimmwelt in Kassel hat bereits erste Schritte unternommen und Vitrinen mit wertvollen, empfindlichen Exponaten mit Feuchtigkeitssensoren ausgerüstet. In den historischen Gärten und Parks muss der historische Kern erhalten bleiben, doch kommt es dennoch auf eine Änderung der Pflanzung an.

Herausforderungen für das kulturelle Erbe
Archive, Museen, Denkmäler und historische Gärten sind durch den Klimawandel mit Starkregen, Dürre und invasiven Arten, aber auch durch bewaffnete Konflikte bedroht | Foto: ©Lumos sp #38431971 – stock.adobe.com

Bedeutung des kulturellen Erbes als Identitätsstifter

Dem kulturellen Erbe kommt eine wichtige Bedeutung zu, da es die gemeinsame Erinnerung bewahrt und die Identität sowie die Geschichte von Deutschland bezeugt. Bibliotheken, Museen, Archive und andere Einrichtungen sind Voraussetzungen für eine demokratische Gesellschaft, die durch Offenheit und Vielfalt geprägt ist. Mit einem resilienten Kulturerbe wird auch die Demokratie resilient.

Markus Hilgert, der Generalsekretär der Kulturstiftung der Länder, spricht sich für einen breiten Aushandlungsprozess aus, um Prioritäten zu setzen und die kulturelle Forschung und Bildung zu diskutieren. Nur mit dem Wissen über das kulturelle Erbe lässt sich Geschichte erzählen. Die Geschichte sorgt für Identifizierung. Ohne die Forschung können keine Geschichten erzählt werden. Der hessische Kultur- und Kunstminister Gremmels ist für die Erarbeitung eines Tagungsbandes, einer Roadmap und eines politischen Papiers auf der Grundlage der Ergebnisse der Tagung.

Bedeutung des kulturellen Erbes als Identitätsstifter
Dem kulturellen Erbe kommt eine wichtige Bedeutung zu, da es die gemeinsame Erinnerung bewahrt und die Identität sowie die Geschichte von Deutschland bezeugt | Foto: ©pwmotion #1053479910 – stock.adobe.com

Fahrplan zum Schutz des Kulturerbes

Der Schutz des Kulturerbes vor Bedrohungen durch bewaffnete Konflikte ist seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine im Februar 2022 ein wichtiges Thema. Gremmels spricht sich für einen Fahrplan zum Schutz der Kultur in Notfällen aus, die sich zu Katastrophen entwickeln können. Es gilt, solche Notfälle frühzeitig zu erkennen. Nur so ist die richtige Handlungsweise im Bedrohungsfall möglich.

Pläne müssen auch für die Rettung des Kulturguts vor Hochwasser und im Fall eines Krieges erarbeitet werden.

Dabei kommt es auf Entscheidungen an, welche Kulturgüter geschützt und gerettet werden müssen.

In Hessen sind in den letzten Jahren einige Notfallverbündete aktiv geworden. Das Hessische Landesarchiv gehört dazu. Es hat bereits einen Plan erarbeitet, um bei konkreten Bedrohungslagen durch bewaffnete Konflikte zu handeln. Markus Hilgert weist darauf hin, dass in dem Plan die Abstimmungsprozesse zwischen den Verantwortlichen und den Einsatzkräften geregelt sind, um die Kulturgüter vor Ort zu retten. Auch technische Fragen werden bereits beantwortet.

Prioritäten beim Schutz der Kulturgüter

Gremmels betont, dass die Brisanz des Schutzes des kulturellen Erbes noch nicht vollständig angekommen ist. Ein Problem stellt die Verknappung der finanziellen Ressourcen dar, die eine Bewältigung dieser Aufgaben erschwert. Prioritäten müssen gesetzt werden. Es ist nicht auszuschließen, dass verschiedene Sammlungen aufgelöst werden müssen.

Ulrike Lorenz, die Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, bringt es auf den Punkt. Für sie kommt es darauf an, aufzuhören zu träumen. Priorisieren bedeutet auch Depriorisieren. Auf ein Wachstum im Kulturbereich kann nicht mehr gesetzt werden. Eine souveräne Kulturpolitik und tragfähige Zukunftsstrategien sind wichtige Säulen für den Erhalt des kulturellen Erbes.