Energie in Deutschland im Jahr 2050: Ein Blick in die Zukunft
Längst ist die Energiewende in Deutschland eine beschlossene Angelegenheit. Deshalb hat die Bundesregierung bereits konkrete Ziele vorgestellt, die bis 2050 erreicht werden sollen. Allerdings gibt es noch nicht genügend Antworten auf die Frage, wie diese Ziele tatsächlich realisiert werden sollen. Deshalb stellt sich die Frage umso mehr, wie die Nutzung von Energie bis 2050 aussehen könnte.
Das große Ziel: Ein Ausstieg aus der Kernenergie
Im Mittelpunkt der Energiewende steht ein geplanter Ausstieg aus der Kernenergie. Bis 2050 – so der Plan – soll Energie überwiegend aus regenerativen Quellen gewonnen werden. Ein ausschlaggebender Faktor für die Energiewende bezieht sich dabei auf eine Reduzierung klimaschädlicher Emissionen. Zusätzlich ist von neuen Lösungen die Rede, die Menschen, Tiere, Umwelt und das Klima so wenig wie möglich belasten. Deshalb sind nunmehr innovative Vorschläge gesucht, um dem ansteigenden Energiebedarf der Gesellschaft zu entsprechen und die bis 2050 gesteckten Ziele für die Energiewende dennoch zu realisieren.
Schenkt man den Expertenschätzungen des EWI nämlich Glauben, soll der Bruttostromverbrauch bis 2030 deutschlandweit auf durchschnittlich 748 Terrawattstunden ansteigen. Diese Entwicklung würde einem Zuwachs von 26 Prozent entsprechen.
Große Ziele in einzelnen Etappen erreichen
Doch bevor von Möglichkeiten zur Einleitung der Energiewende die Rede sein kann, ist es erst einmal wichtig, durch die Bundesregierung definierte Ziele für die Energiewende zu kennen. Diese Ziele sollen in mehreren Etappen in die Tat umgesetzt werden.
Demzufolge soll ein Ausstieg aus der Kernenergie bereits bis 2022 erfolgen. Dann soll sich der Anteil an erneuerbaren Energien am Bruttoendenergieverbrauch bis 2030 auf 30 Prozent, bis 2040 auf 45 Prozent und bis 2050 auf 60 Prozent erhöhen. Außerdem hat es sich die Bundesregierung zur Aufgabe gemacht, Treibhausgasemissionen bis 2050 umd 80 bis 95 Prozent zu senken. Ausgangspunkt für diese Daten ist das Jahr 1990.
Weiterhin strebt Deutschland bis 2050 eine Senkung des Primärenergieverbrauchs um 50 Prozent und des Stromverbrauchs um 25 Prozent an. Als Ausgangswert für diese Daten gilt das Jahr 2008. Zusätzlich soll sich der Energiebedarf von Bauten bis 2050 um 80 Prozent minimieren.
Drei Faktoren beeinflussen den Erfolg der Energiewende maßgeblich
Um diese Ziele zu realisieren, bedarf es einer simultanen Durchführung mehrerer Maßnahmen. Diese Maßnahmen beziehen sich wiederum auf alle Lebensbereiche, so dass alle Bürger ihren persönlichen Beitrag dafür leisten müssen. Nichtsdestotrotz benennt die Bundesregierung drei Faktoren, die für den Erfolg der Energiewende maßgeblich sind. Eine dieser Komponenten ist der Stromnetzausbau.
Denn wer Energie sparen möchte, muss den Strom besonders verlustarm und auch über weitere Wege transportieren. Diese Voraussetzung ist besonders wichtig, weil erneuerbare Resourcen nicht überall verfügbar sind und weit entfernte Windparks auch andere Regionen in Deutschland versorgen müssen. Deshalb ist bislang von einem sogenannten Overlay-Netz die Rede, das möglicherweise sogar weit über Landesgrenzen hinaus erbaut werden soll.
Von einer zentralen zur dezentralen Energiesteuerung
Der zweite Faktor bezieht sich auf intelligente Netze, da erneuerbare Energien in Zukunft nicht mehr zentral gesteuert werden sollen. Ersatzweise käme dann der Ausbau eines dezentralen Stromerzeugungsnetzes in Betracht, damit dann auch Energieerzeugnisse von kleinen Biogas- und Photovoltaikanlagen ins Niederspannungsnetz eingespeist werden könnten. Zur Erreichung dieses Ziels wurden in den vergangenen Jahren schon wichtige Grundlagen gelegt, indem technische Innovationen und neue Anwendungsregeln präsentiert wurden. Drittens ist der aktuelle Energiespeicher ein Problem, für das es bis 2050 einer Lösung bedarf. Schließlich ist es nicht von der Hand zu weisen, dass erneuerbare Energien weniger zuverlässig als Kernenergie sind.
Da Wind und Sonne Schwankungen unterliegen, sind diese Energiequellen verhältnismäßig schwer planbar. Umso wichtiger ist es deshalb, dass Energie auch dann verfügbar ist, wenn die Anlagen über kürzere Zeiträume keinen Strom herstellen können. Umso wichtiger sind deshalb innovative Speichersysteme, deren Widerstand so gering wie möglich ist und die nur minimale Emissionen aufweisen.
Wie könnte die Zukunft aussehen?
Deshalb stellt sich in erster Linie die Frage, wie derartige Lösungen in Zukunft praktisch umgesetzt werden könnten. Natürlich können heutzutage noch keine sicheren Aussagen darüber getroffen werden, wie Energie nun 2050 gewonnen wird. Dennoch gibt es schon Tendenzen darüber, wie die Energieversorgung zukünftig gestaltet werden könnte. Demzufolge ist es relativ wahrscheinlich, dass Deutschland bis 2050 in einem völlig anderen Bild als heute erstrahlt.
Vermutlich werden deutschlandweit noch mehr Windkraft- und Solaranlagen erbaut. Zudem werden Verbraucher eine zunehmend wichtige Rolle einnehmen. Optionen zur regenerativen Energieerzeugung oder auf Dächern errichtete Photovoltaikanlagen werden 2050 vermutlich zum Alltag gehören.
Dadurch steigert sich der Grad an Selbstversorgung, der durch eine dezentralisierte Einspeisung ins Netz ergänzt wird. Deutsche Bürger werden sich zukünftig deshalb vermutlich stärker selbst und auch gegenseitig mit Energie versorgen.
Welche Bereiche betrifft die Energiewende?
Zukünftig wird sich allerdings nicht nur die Art und Weise der Energieerzeugung verändern. Stattdessen stellt sich ergänzend die Frage, wofür die Energie im Jahr 2050 noch verwendet wird. Bestenfalls benötigen Gebäude dann wesentlich weniger Energie als heute. Das bedeutet wiederum, dass ein Großteil des Energiebedarfs fernab des häuslichen Alltags benötigt wird. Ein Beispiel ist der Verkehrsbereich. Denn aktuell ist davon auszugehen, dass der Bedarf an Elektromobilität auch weiterhin ansteigt und in 30 Jahren sogar schon überwiegend Elektrofahrzeuge auf Deutschlands Straßen unterwegs sein werden.
Außerdem ist davon auszugehen, dass der Anteil an Fortbewegungsmitteln wie eBikes oder eScootern deutlich zunehmen wird. Der Verkehrssektor ist allerdings auch nur ein Beispiel unter vielen, das verdeutlicht, dass sich die Energiewende auch maßgeblich auf den Wirtschaftssektor auswirken wird. Sind die Tage für Unternehmen aus Branchen wie der Kernenergie vermutlich gezählt, eröffnen sich in anderen Bereichen ganz neue Marktpotentiale. Neben der Elektromobilität werden Unternehmen aus der Gebäudetechnik oder Forschung rund um erneuerbare Energien vermutlich florieren. Aus diesen Tendenzen könnte auch eine Vielzahl neuer Arbeitsplätze hervorgehen.
Realistische Innovationen oder Zukunftsmusik?
Während sich diese Ziele relativ treffsicher voraussagen lassen, wird unsere Zukunft aber gewiss auch von Innovationen bestimmt, die aktuell noch utopisch erscheinen. Schlagzeilen aus dem Energiebereich widmen sich beispielsweise der Frage, wie Strom aus ungewöhnlichen Ausgangsstoffen erzeugt werden kann oder wie Energiesammler funktionieren können. Deshalb ist es noch nicht einmal auszuschließen, dass Menschen schon in wenigen Jahren durch pure Bewegung Strom erzeugen könnten.
Bis 2050 bleibt noch viel Raum für Spekulationen. Und mit etwas Glück ist dann sogar die eine oder andere Innovation dabei, die die komplette Energiebranche revolutionieren könnte und unseren Alltag grundlegend bereichert. Vielleicht wird es irgendwann Windräder geben, die sich gar nicht mehr drehen müssen und somit auch keinen Lärm verursachen. Möglicherweise fahren auch irgendwann Autos über unsere Straßen, die selber fahren und eventuell sogar fliegen können. Schließlich gibt es heute schon viele Technologien, die vor wenigen Jahrzehnten noch nicht vorstellbar waren und für lange Zeit als reine Utopie erschienen.
Wie wird die Energie der Zukunft aussehen?
Eines ist Fakt. Auch wenn viele Fragen rund um die Energiewende noch offen sind, erscheint eine Revolutionierung der Energiegewinnung sicher. Während die Kohleindustrie und Kernenergie vermutlich schon bald Schnee von gestern sind, sind die Solar- und Windenergie auf dem Vormarsch. Dabei gilt natürlich ein Grundsatz: Je weniger Energie die Menschen benötigen, desto besser. Zudem ist es relativ wahrscheinlich, dass sich unser Alltag zusammen mit der Energiewende verändern wird. Besonders spannend ist es deshalb zu wissen, welche Innovationen Realität und welche Utopie bleiben werden.