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Corona-Impfungen – Viele Deutsche haben schon Erstimpfung

Corona-Impfungen – Viele Deutsche haben schon Erstimpfung
Corona-Impfungen – Viele Deutsche haben schon Erstimpfung

Rund sechs Monate nach dem Beginn der Impfkampagne hat rund die Hälfte aller Deutschen mindestens eine Impfdosis erhalten. Die Quote erstgeimpfter Deutscher beläuft sich nach Angaben des RKI – des Robert-Koch-Instituts – auf rund 50 Prozent. Etwa 27 Prozent aller Deutschen haben bereits den vollen Schutz.

Millionen an Deutschen sind noch nicht geschützt

Das bedeutet jedoch im Gegenzug, dass Millionen an Deutschen noch ungeschützt oder nur partiell geschützt sind. Doch nach Aussagen von RKI-Präsident Lothar Wieler biete ein einmalige Impfung keinen ausreichenden Schutz vor einer Infektion mit dem Coronavirus. Eine andere Situation liegt beim Impfstoff von Johnson & Johnson vor, bei dem bereits eine einmalige Dosis vollen Schutz verspricht.

Um die Maßnahmen zur Vermeidung der Infektion deutlich eindämmen zu können, müssten rund 80 Prozent der Bevölkerung einen Immunschutz haben.

Dieser Immunschutz bestünde durch eine komplette Impfung oder einer Impfung plus durchgemachter Infektion. Um zukünftig auch effektiv gegen noch ansteckendere Virusvarianten anzukommen, ist möglicherweise ein noch höherer Anteil erforderlich.

Erklärungen für die aktuell geringen Inzidenzwerte

Doch wie ausschlaggebend sind bisherige Impfungen auf die Entwicklung der Infektionsfälle? Darüber lässt sich in den Augen einiger Experten nur mutmaßen. Einige Mediziner betonen, dass die aktuellen niedrigen Fallzahlen das Resultat einer Mischung aus Saisoneffekten, Impfungen, dem Testverhalten sowie der Kontaktbeschränkungen sei.

Weil zu Beginn in erster Linie Menschen mit hohem Risiko für einen schweren Krankheitsverlauf geimpft wurden, stuften Wissenschaftler deren Einfluss auf die Entwicklung der Pandemie als untergeordnet ein. Schließlich haben ältere Menschen zumeist weniger Kontakte als jüngere.

Inzidenzwerte
Einige Mediziner betonen, dass die aktuellen niedrigen Fallzahlen das Resultat einer Mischung aus Saisoneffekten, Impfungen, dem Testverhalten sowie der Kontaktbeschränkungen sei.

Positive Impfeffekte

Der zunehmende Anteil an Impfungen trägt jedoch zur Reduktion der Infektionszahlen bei. Dass die Impfungen jedoch nicht der einzige ausschlaggebende Faktor sind, macht sich beispielsweise durch sinkende Inzidenzen auch in weitgehend ungeimpften Altersgruppen bemerkbar.

Aus Israel stammende Gesundheitsdaten lassen darauf schließen, dass eine hohe Impfquote in einem Land das Risiko für ungeimpfte Jugendliche für eine Coronainfektion mindert.

Das bedeutet, dass in Israel bei zunehmendem Anteil an geimpften Erwachsenen auch der Anteil positiver Corona-Tests für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren abnahm. Doch möglicherweise sind noch weitere Analysen zu diesem Thema erforderlich.

Konstante Zahlen in Deutschland

Derzeit gehen Spezialisten der Epidemiologie und Virologie davon aus, dass sich die Erkrankungslast durch fortschreitende Impfungen immer mehr reduziert. Demzufolge dürfte der Anteil an durch das Virus ausgelösten Krankenhausbehandlungen und Todesfällen immer mehr sinken.

Zu diesem Thema äußerte sich bereits Virologe Christian Drosten, dessen Aussage zufolge über die Sommerzeit eine andere Betrachtung der Bedrohungslage folgen müsste. In den Augen des US-Epidemiologen Michael Osterholm müssten wahrscheinlich die Länder mit keinen weiteren Wellen oder Ausbrüchen rechnen, die eine Durchimpfung von 50 bis 60 Prozent erreicht haben. Bei zunehmender Durchimpfung und vorsichtigen Öffnungsschritten ist laut RKI bundesweit ebenfalls nicht von einem unkontrollierten Infektionsgeschehen auszugehen.

Fortschreitende Impfungen
Derzeit gehen Spezialisten der Epidemiologie und Virologie davon aus, dass sich die Erkrankungslast durch fortschreitende Impfungen immer mehr reduziert

Höhere Risiken für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen?

Nichtsdestotrotz gibt es hierzulande verschiedene Bevölkerungsgruppen, in denen aufgrund geringer Impfquoten mit weiteren Ausbrüchen gerechnet werden muss. Eine entscheidende Frage ist beispielsweise, ob alle Menschen die Impfstoffe gleichermaßen nutzen oder ob es unterschiedlich hohes Vertrauen in den Impfstoff bei verschiedenen sozialen Schichten oder ethnischen Gruppen gibt.

Exakte Daten über den genauen Impffortschritt in ausgewählten Gruppen existieren für Deutschland aktuell noch nicht.

Eine Analyse exakter Daten sei mit einem hohen Dokumentationsaufwand verbunden.

Stellt sich in Deutschland Impfmüdigkeit ein?

Für Deutschland befürchten erste Mediziner und Politiker, dass möglicherweise eine Impfmüdigkeit einsetzt, falls mindestens 50 Prozent der Deutschen geimpft sind. Bleiben die Inzidenzen zur Sommerzeit stabil, könnten sich vor allem jüngere Menschen fragen, weshalb sie zu einem späteren Zeitpunkt überhaupt noch geimpft werden sollen.

In anderen Ländern mit besonders hohen Impfquoten kristallisierte sich ebenfalls bereits heraus, dass die Impfkampagnen ab einem bestimmten Punkt ins Stocken gerieten.

Impfmüdigkeit erwartet
Für Deutschland befürchten erste Mediziner und Politiker, dass möglicherweise eine Impfmüdigkeit einsetzt, falls mindestens 50 Prozent der Deutschen geimpft sind

Gesundheitliche Vorteile einer Zweitimpfung

Im Gegenzug sind sich viele Virologen schon jetzt sicher, dass im Herbst eine vierte Corona-Welle über Deutschland rollen wird. Die Intensität dieser Welle hängt dann vom Impferfolg sowie der Höhe der Inzidenzen zum Sommer ab.

Logistische Probleme drohen bei einem Szenario, bei dem sich große Teile der Bevölkerung erst im Herbst bei direkter Konfrontation mit dem Virus impfen lassen möchten.

Erstimpfungen schützen in erster Linie vor einem schweren Krankheitsverlauf. Dieser Schutzeffekt verlängert und verbessert sich durch die Zweitimpfung. Dadurch können sich Geimpfte zwar in Sicherheit wiegen, sollten jedoch nicht leichtsinnig werden. Schließlich seien vor allem die Virusvarianten gefährlich, die seit mehreren Monaten als besonders große Gefahr betrachtet werden.
Deshalb ist eine Zweitimpfung zur Vermeidung weiterer Mutationen dringend erforderlich. Die einzige Ausnahme ist das als Einmalimpfung zugelassene Präparat von Johnson & Johnson.

Kein 100%iger Schutz

Dennoch sollten sich Geimpfte auch vor Augen führen, dass keine Impfung zu 100 Prozent wirkt. Ansteckungen sowie Erkrankungen mit leichtem Verlauf sind auch zukünftig nicht ausgeschlossen, jedoch wesentlich unwahrscheinlicher.

Außerdem ist auch keine Bildung von Varianten ausgeschlossen, die sogar Antikörpern von Geimpften oder Genesenen entgehen können. Dieses Phänomen wurde bereits bei der Beta-, Gamma- und Delta-Variante beobachtet. Der Immunschutz ist zwar nicht komplett erloschen, jedoch deutlich reduziert.

Kein 100%iger Schutz
Dennoch sollten sich Geimpfte auch vor Augen führen, dass keine Impfung zu 100 Prozent wirkt.

Geringere Impfeffekte bei immungeschwächten Personen

Die aktuell in Deutschland kursierende Alpha-Variante ist vermutlich ansteckender als andere Mutationen. Laut einer aktuellen „Science“-Studie scheiden Infizierte zehnmal mehr Viren als durch Vorgängerversionen aus.

Die genaue Stärke des Schutzes hängt individuell vom Immunsystem Betroffener ab.

Ebenso ausschlaggebend ist die Virusmenge, der Betroffene ausgesetzt sind. Außerdem beweisen aktuelle Untersuchungen, dass Impfungen bei immungeschwächten Personen wie Krebspatienten weniger stark anschlagen.
Deshalb müssen diese Gruppen im Herbst höchstwahrscheinlich mit Drittimpfungen rechnen. Aktuellen Auswertungen des Bundesgesundheitsministeriums zufolge haben sich hierzulande bislang ungefähr 13.000 Geimpfte mit dem Coronavirus angesteckt. Der Anteil beläuft sich in Relation zur Gesamtzahl auf 0,16 Prozent. Bei diesen Zahlen ist außerdem nicht geklärt, ob die Infektion bei vollem Impfschutz oder bereits zuvor auftrat.