Exportfactoring – Verkauf von Forderungen bei Auslandsgeschäften
Exporteure stehen häufig vor dem Problem, dass im Heimatland der Importeure lange Zahlungsziele üblich sind. Gleichzeitig kann der Verkäufer die Bonität seiner ausländischen Kunden schlechter einschätzen als bei Käufern im Inland. Wenn die Rechnung in der Heimatwährung des Käufers ausgestellt wird, kommt außerdem noch das Währungsrisiko hinzu. Um die Risiken aus dem Geschäft mit ausländischen Kunden zu minimieren, bietet sich Exportfactoring an.
In diesem Artikel zeigen wir die Vorteile und Besonderheiten von Exportfactoring auf und erklären, wie diese Form der Umsatzfinanzierung abläuft.
Was ist Exportfactoring?
Factoring ist der Verkauf von Forderungen mit Zahlungsziel an einen Factoringanbieter. Dabei handelt es sich entweder um ein Kreditinstitut oder um ein unabhängiges Factoringunternehmen. Beim Exportfactoring oder Auslandsfactoring hat der Käufer seinen Sitz im Ausland. Da Exportfactoring in der Regel als echtes Factoring angeboten wird, übernimmt der inländische Factor diese drei Funktionen:
- Finanzierungsfunktion durch Vorfinanzierung der offenen Rechnung
- Delkrederefunktion durch Übernahme des Ausfallrisikos
- Dienstleistungsfunktion durch Ausführung des Debitorenmanagements
Damit der Factoringanbieter im Land des Exporteurs die Bonität des Importeurs besser einschätzen kann, wird ein zweites Factoringunternehmen im Land des Käufers eingeschaltet. Nach erfolgreicher Bonitätsprüfung gibt der ausländische Factor gegenüber dem inländischen Factor eine Haftungszusage ab und übernimmt das Ausfallrisiko. Einige Factoringanbieter verfügen über eigene internationale Niederlassungen und können direktes Exportfactoring anbieten, ohne einen zweiten Factor zu beauftragen.
So läuft Exportfactoring ab
Beim Exportfactoring verkauft ein deutsches Unternehmen seine Produkte an einen Kunden im Ausland. Der ausländische Käufer verlangt ein langes Zahlungsziel, das bis zu 180 Tage betragen kann.
Nach der Ausstellung der Rechnung reicht der Exporteur die Unterlagen bei dem Exportfactor in seinem Heimatland ein.
Der Factor prüft die Belege und überweist innerhalb von 2–3 Arbeitstagen den vereinbarten Teil der Rechnungssumme. Anschließend verkauft der Exportfactor die Forderung an seinen Kooperationspartner im Land des Importeurs weiter. Falls der Käufer bei Erreichen des Zahlungsziels den Rechnungsbetrag nicht zahlt, übernimmt der Importfactor das Mahnwesen und leitet die erforderlichen Inkassomaßnahmen ein. Kommt es zu einem Forderungsausfall, trägt der Importfactor den Verlust.
Die Vorteile für Exporteure
Unternehmen können durch Exportfactoring sicher und ohne das Risiko von Zahlungsausfällen ihr internationales Geschäft ausbauen und ihre Produkte in viele Länder weltweit verkaufen. Das Factoringunternehmen prüft zuverlässig die Bonität der Debitoren. Dazu setzt der Exportfactor entweder seinen Kooperationspartner im Ausland ein oder er führt die Bonitätsprüfung über eigene Tochterunternehmen im Land des Importeurs durch.
Inländische Produzenten können durch Exportfactoring die zum Teil erheblich längeren Zahlungsziele der ausländischen Käufer akzeptieren, ohne auf eigene Liquidität zu verzichten. Das führt zu zufriedenen Kunden, die zu Stammkunden werden und das Unternehmen weiterempfehlen. Der Kreditor kann die schnelle Liquidität aus dem Auslandsgeschäft zur Deckung eigener Kosten nutzen und seine Bilanz durch den Forderungsverkauf verkürzen. Das führt zu einem besseren Rating und einer günstigen Finanzierung von Folgeaufträgen.
Ein weiterer Vorteil von Exportfactoring für den Verkäufer liegt in der Ausschaltung des Währungsrisikos. Die Rechnung kann in der Landeswährung des Käufers ausgestellt werden, der auch in seiner eigenen Währung bezahlt. Die Auszahlung an den Verkäufer in Deutschland erfolgt in Euro. Dazu wird der Rechnungsbetrag zum Wechselkurs am Tag des Verkaufs umgerechnet.
Nachteile und Kosten
Ein Nachteil von Exportfactoring liegt darin, dass nicht jeder Factoringanbieter über Kooperationspartner oder eigene Niederlassungen im Ausland verfügt. Daher müssen sich die Verkäufer nach einem Factoringunternehmen erkundigen, das Exportfactoring anbietet. Dabei können die Anbieter den Ankauf von Forderungen aus bestimmten Ländern ablehnen.
Die Ablehnung hängt von wirtschaftlichen und politischen Entscheidungen ab, auf die der Exporteur in der Regel keinen Einfluss hat.
Durch die Einschaltung von zwei Factoringunternehmen im Land des Verkäufers und im Land des Käufers fallen beim Exportfactoring höhere Gebühren an als bei einem herkömmlichen Forderungsverkauf. Dafür kann sich der Exporteur auf die zuverlässige Bonitätsprüfung seiner Kunden verlassen. Der Verkäufer geht außerdem weder ein Ausfallrisiko noch ein Währungsrisiko ein und er entlastet seine Buchhaltung durch die Abgabe des Debitorenmanagements an den Factor.
Diese Anforderungen müssen Kreditoren und Debitoren erfüllen
Einige Factoringunternehmen bieten Exportfactoring erst ab einem bestimmten Auftragsvolumen an. Wenn sich der Sitz des Käufers in einem Land der Europäischen Union (EU) befindet, kann der Umsatz geringer ausfallen als bei einem Importeur außerhalb der EU.
Der Exportfactor überprüft die Bonität des Kreditors, während der Importfactor die Bonitätsprüfung des Debitors übernimmt. Der Importfactor gibt gegenüber dem Exportfactor nur dann eine Haftungszusage über den Rechnungsbetrag ab, wenn der Importeur die Anforderungen des ausländischen Factoringanbieters erfüllt. Daher sollten Verkäufer die Überprüfung erst abwarten, bevor sie einem Kunden im Ausland ein großzügiges Zahlungsziel gewähren.
Exportfactoring als Absicherung von Auslandsgeschäften
Wenn alle Voraussetzungen erfüllt sind, bietet Exportfactoring eine günstige und schnelle Absicherung von Geschäften mit Kunden im Ausland.
Exporteure können mit der Absatzfinanzierung ihr Auslandsgeschäft aufbauen und stärken. Gleichzeitig erhalten die Verkäufer verlässliche Informationen über die Bonität ihrer ausländischen Kunden und müssen weder einen Zahlungsausfall noch ein Währungsrisiko befürchten.
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